Noch geht es in einigen Gebieten nur im Schneckentempo ins Internet. Die Stadt möchte im nächsten Jahr damit beginnen, die Breitbandverbindung auszubauen. Foto: Mauritius

Einige Haushalte in den Vaihinger Wohngebieten haben noch keinen schnellen Internetanschluss. Auch die Versorgung im Synergiepark ist lückenhaft. Stadt und Region wollen den Breitbandausbau vorantreiben.

Vaihingen/Möhringen - Die Übertragungsgeschwindigkeit ist bei einigen Anschlüssen im Wohngebiet Höhenrand „quälend langsam“, wie Marc-Oliver Brehm sagt. Er lebt in einem Zweipersonenhaushalt in besagtem Gebiet. „Die Übertragungsrate liegt bei uns bei rund 3,5 Megabit pro Sekunde, das ist schon deutlich an der Grenze“, sagt Brehm. Eine Internetnutzung über zwei oder drei Endgeräte gleichzeitig sei schwierig. „Wenn man dann noch etwas runterladen möchte, ist Geduld gefragt“, sagt Brehm. An Fernsehen über das Internet ist bei diesen Geschwindigkeiten kaum zu denken. „Für die heutige Zeit ist eine so niedrige Übertragungsrate nicht mehr ausreichend“, findet der Vaihinger.

Langsames Internet ist ein wirtschaftlicher Nachteil

Das Wohngebiet Höhenrand ist nicht das einzige Gebiet, in dem es zumindest streckenweise nur im Schneckentempo ins Internet geht. Auch in Rohr, Kaltental, Büsnau und in Sonnenberg sind noch einige Haushalte ohne Breitbandanschluss. Ein solcher erlaubt eine höhere Datenübertragungsrate als die älteren Internetzugangstechniken, etwa über ein Modem. Glasfaserkabel ermöglichen eine höhere Geschwindigkeit als alte Kupferkabel.

Für Unternehmen kann eine langsame Internetverbindung gar einen Nachteil darstellen. Selbst im Synergiepark, dem größten Gewerbegebiets Stuttgart, steht nicht allen Firmen eine schnelle Breitbandverbindung zur Verfügung. Während es sich große Firmen leisten können, selbst Glasfaserkabel zu verlegen, sind kleinere Unternehmen auf die Leitungen angewiesen, die vor Ort verlegt sind.

Die Stadt möchte ein Rückgrat aus Glasfaserkabeln errichten

Die Stadt sieht die Versorgung der Bürger und Gewerbetreibenden mit leistungsfähigen Breitbanddiensten als „wichtigen Auftrag im Sinne der Daseinsvorsorge, Wirtschaftsförderung sowie der Standortsicherung“, heißt es in einer Erklärung der Pressestelle. Die Landeshauptstadt Stuttgart beteiligte sich deshalb zusammen mit dem Verband Region Stuttgart, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart und den fünf Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis an einer europaweiten Ausschreibung zur Planung eines kreisübergreifenden Rückgrats aus Glasfaserkabeln, dem sogenannten Glasfaser-Backbone-Netz. „Ziel ist es, in den weiteren Schritten auch den Ausbau der Backbone-Netze und den Ausbau innerörtlicher Trassen gemeinsam voranzutreiben“, erklärt Martin Thronberens, ein Sprecher der Stadt.

Die Vergabe zur Grundlagenermittlung, Bestandsaufnahme sowie der Grobplanung für den Ausbau des Glasfasernetzes sei im September erfolgt. „Die Ergebnisse werden voraussichtlich im ersten Quartal 2017 vorliegen und dann im Gemeinderat vorgestellt“, so Thronberens. Dieser entscheidet dann über den weiteren Ausbau der Breitbandversorgung und über die finanziellen Mittel für die Umsetzung. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis auch der letzte Haushalt in Vaihingen schnelles Internet bekommt. „Für einen kurzfristigen Ausbau beziehungsweise eine bessere Versorgung muss derzeit auf die privaten Netzbetreiber verwiesen werden“, sagt Thronberens.

Die Telekom möchte weiterhin in Stuttgart investieren

Marc-Oliver Brehm hat sich bereits an seinen Internetanbieter, die Deutsche Telekom, gewandt. „Von der Telekom habe ich die Auskunft bekommen, dass ein schnelleres Internet bei mir nicht möglich ist“, sagt Brehm. Die Telekom erklärt auf Anfrage, dass sie jährlich rund vier Milliarden Euro in die Netze in Deutschland investiere, ein Großteil davon fließe nach Baden-Württemberg. Das Unternehmen betreibe bereits das größte Glasfasernetz in Europa. Bis 2018 sollen rund 80 Prozent der Festnetz-Anschlüsse mindestens 50 Megabit pro Sekunde nutzen können.

„Alle unsere Anstrengungen und Investitionen reichen aber nicht aus, um zeitgleich und überall ausbauen zu können“, sagt ein Sprecher der Telekom. „Wir werden auch künftig in und rund um Stuttgart herum weiter investieren. Zu den Details unserer Planungen können wir uns aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern“, heißt es seitens der Telekom.