Breitbandfähige Kabel liegen nicht überall im Untergrund von L.-E. Foto: dpa-Zentralbild

In den Ortskernen von Echterdingen und Leinfelden ist das Streamen von Filmen fast überall problemlos möglich. In Musberg und Stetten braucht aber mitunter Geduld, wer im Netz schnell unterwegs sein will.

Leinfelden-Echterdingen - Schnelles Internet ist in der Zeit der Digitalisierung unbedingt notwendig. Nicht nur fürs Filme gucken und und Musik streamen daheim brauchen Bürger eine schnelle Netzwerkverbindung. Viel wichtiger sind neue Anwendungen im Internet, die beispielsweise von Unternehmern dringend gebraucht werden, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. Die oft unter dem Stichwort Industrie 4.0 zusammengefassten Internetdienste haben das Ziel, Produktionsprozesse so stark wie möglich zu vernetzen. Gerade in Leinfelden-Echterdingen mit seiner starken Industrie ist das ein wichtiges Thema.

Dafür ist es aber unbedingt notwendig, dass die Leitungen schnell genug sind. In Leinfelden-Echterdingen ist das leider nicht immer der Fall. „Während in den Ortskernen von Leinfelden und Echterdingen schon fast überall schnelles Internet verlegt ist, haben wir in der Peripherie und in Stetten und Musberg noch größere Bereiche, in denen die Verbindung sehr langsam ist“, sagt Karsten Kühn. Er ist bei den Stadtwerken für den sogenannten Breitbandausbau zuständig.

Die Telekom trickst mit Vectoring

Breitband steht für Internet mit hoher Geschwindigkeit. Die Bundesregierung hat als Ziel für alle Hausanschlüsse mindestens 50 Megabit pro Sekunde ausgegeben. Mit dieser Geschwindigkeit lassen sich theoretisch knapp 80 Bilder pro Sekunde übertragen.

Die tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit liegt auch dort, wo die Leitungen eigentlich 50 Megabit pro Sekunde erreicht sollten, oft deutlich darunter. Das liegt an der verwendeten Technik. Um die alten Kupferleitungen auf die höheren Geschwindigkeiten zu beschleunigen nutzt die Telekom das sogenannte Vectoring. Dabei wird die Frequenz der Signale erhöht, um mehr Daten durch die Leitung zu pressen. Der Nachteil ist, dass das nur auf kurze Distanzen funktioniert. Wer zu weit weg vom Verteilerkasten wohnt, der sitzt weiterhin auf einer langsamen Leitung.

Eine andere Lösung wäre es, Glasfaserkabel in die Erde zu legen. Die können Daten deutlich schneller transportieren, sie nutzen dafür Lichtwellen. Mehr als 100 Megabit pro Sekunde sind so erreichbar. „Das Problem ist, dass wir für die Glasfaseranbindung der Bürger jede Straße und jeden Vorgarten aufgraben müssen, um neue Kabel zu verlegen“, sagt Telekomsprecher Hubertus Kischkewitz.

Die Stadt verlegt Leerrohre, wo sie nur kann

In Leinfelden-Echterdingen liegen bisher nur wenige Glasfaserkabel. Lediglich die Neubaugebiete Gärtlesäcker und Jakobsbrunnen haben schon bei ihrer Anlegung Glasfaserkabel erhalten. Allerdings nutzen die Stadtwerke schon heute Straßenbaustellen, um Leerohre zu verlegen, durch die Betreiber wie die Telekom dann nur noch ihre Glasfaserkabel ziehen müssten. Und die Stadt ist aufgrund eines Gesetzes von 2016 auch dazu verpflichtet, solche Rohre zu verlegen. „Persönlich glaube ich nicht, dass wir auf den Leerohren lange sitzen bleiben. Die Nachfrage nach Glasfaser wird immer stärker, gerade auch die Industrie fragt häufiger danach“, sagt Karsten Kühn. Er wünscht sich auch mehr Kooperation von den Netzbetreibern. „Es wäre schade, wenn wir da irgendwas ausbauen, was die selbst auch ausbauen möchten“, sagt er. Die Stadt will den Ausbau jetzt vorantreiben, der Gemeinderat hat den Beginn der Planung schon beschlossen.