In der Show laufen die Breakdancer zur Hochform auf, ein Spektakel – allein die Handlung bleibt sehr rudimentär Foto: Ruud Baan

Die elf Tänzer des Stücks „Flying Illusion“ liefern eine effektgeladene Show ab. Zwar kommt die Handlung recht eindimensional daher, dafür erwartet Gäste spektakuläre Akrobatik. An diesem Wochenende gastieren sie in der Porsche-Arena.

Die elf Tänzer des Stücks „Flying Illusion“ liefern eine effektgeladene Show ab. Zwar kommt die Handlung recht eindimensional daher, dafür erwartet Gäste spektakuläre Akrobatik. An diesem Wochenende gastieren sie in der Porsche-Arena.

Stuttgart - Die Geschichte der Breakdance-Show „Flying Illusion“ lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Gut kämpft gegen Böse, eine dunkle Tanzgruppe will die Herrschaft über die Welt an sich reißen, wogegen sich – wenig überraschend – die guten Tänzer, die des Lichts, wehren. Im weiteren Verlauf der Handlung entspinnt sich eine Liebesgeschichte zwischen den verfeindeten Lagern à la Romeo und Julia. Ansonsten gibt es wenig Zwischentöne. Aufeinander treffen Licht und Schatten, Flying Heroes und die Dark Illusions.

Sowohl Licht als auch Schatten enthält die gesamte Konzeption des fraglos spektakulären Tanzstücks „Flying Illusion“: Denn einmal abgesehen von der etwas kruden Handlung bekommt der Besucher eine jedenfalls eindrucksvolle und farbenprächtige Show geliefert. Die elf Tänzer der Gruppe Flying Steps laufen zu akrobatischen Höchstleistungen auf. Die Tänzer schrauben sich mühelos in die Luft, drehen sich acht-, neunmal um die eigene Achse, entfachen auf der Bühne förmlich einen Wirbelsturm nach dem anderen.

Spektakuläre Akrobatik erfordert wenig Konzentration

Zu Beginn des Stücks leitet eine Erzählstimme aus dem Off in die Szenerie ein. Es ertönen Computersounds, die an den Elektropop von Kraftwerk erinnern. Unterlegt sind die Synthie-Sounds von klassischen Streichern und tiefen Bässen. Die Show bedient sich vieler Zitate aus der jüngsten Popkultur: Die Kostüme erinnern an eine Mischung aus Marvel-Comic-Charakteren und „Star Wars“, die martialische Ästhetik an die „Matrix“-Trilogie. Hier aber treiben allein die Bewegungen der Tänzer die Handlung voran. Erzählt wird einzig über die Geste, den Breakdance. Das ist recht kurzweilig, erfordert wenig Konzentration und ist mit Sicherheit die Stärke des Stücks.

„Flying Illusions“ erzählt noch eine zweite Geschichte. Und zwar die Erfolgsgeschichte des Breakdance: des Hip-Hop-Tanzes, der kein Nischendasein mehr in Hinterhöfen führt, sondern mittlerweile ganze Stadien füllt. Die internationale Tanzgruppe Flying Steps steht stellvertretend für diese Entwicklung.

Das Gesicht der Breakdance-Gruppe ist der gebürtige Libanese Vartan Bassil. Er sitzt in einem Hinterhof im Berliner Ortsteil Kreuzberg, hier befindet sich die sogenannte Flying Steps Academy. Es gibt Red Bull kostenlos. Überhaupt greift die Vermarktungsmaschinerie des österreichischen Getränkeherstellers gut sichtbar in die Konzeption des Stücks. Auch während der Show ist das Markenlogo mit den zwei roten Bullen an vielen Stellen sehr präsent.

Breakdance auf dem Weg in die Hochkultur

Vartan Bassil geht es nicht um Marketing, sondern um das, was auf der Bühne geschieht. „Im Vordergrund stehen der Tanz und das Erzählen mit der Körpersprache. Das ist sehr reduziert, aber wirkungsvoll“, sagt der 38 Jahre alte künstlerische Leiter. „Wir wollten Magie und Breakdance zusammenbringen“, sagt Bassil, der die Gruppe aufgebaut hat. Und formuliert in der Sprache der Breakdancer: „Stell dir vor, du machst einen Headspin und fängst auf einmal an zu schweben.“ Die Geschichte, sagt er, stehe nicht im Zentrum. „Sie soll in erster Linie eine Art roter Faden sein, der die verschiedenen Szenen miteinander verbindet.“

Der Durchbruch gelang den mehrfachen Breakdance-Weltmeistern mit dem Stück „Flying Bach“. Es kombinierte Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“ mit dem populären Tanzstil. Das sorgte im Jahr 2012 für Aufsehen, weil ein abendfüllendes Programm Klassik und Hip-Hop zuvor nicht verbunden hatte.

Vartan Bassil betritt die Flying Steps Academy, die offizielle Tanzschule der Gruppe. Sie umfasst drei große Tanzräume auf 700 Quadratmetern. Einige Tänzer dehnen sich vor den Spiegeln. „Wir sind letztes Jahr hierhergezogen, weil wir mehr Platz gebraucht haben“, sagt Bassil. Auch das sei so ein Zeichen dafür, dass der Breakdance „erwachsen geworden sei“, wie Bassil meint. Zwei weitere: Die Flying Steps wirbelten auch schon im ehemaligen Plenarsaal des Bundestags in Bonn herum und beim Sommerfest des Bundespräsidenten.

Freitag, Samstag und Sonntag jeweils um 20.15 Uhr, am Samstag zusätzlich um 16.15 Uhr.