Der Brauer und Mälzer Felix Ungerer lässt seine Gäste am Arbeitsprozess teilhaben. Foto: Ines Rudel

Mit seiner „Braurevolution“ ist Felix Ungerer in eine markante Industriehalle in Kirchheim eingezogen. Seine kleine Brauerei mit Kulturbiergarten hat viele Fans.

Zaungäste sind in der Brauerei von Felix Ungerer willkommen. „Es macht mir Freude, Einblicke in unser Handwerk zu geben“, sagt der Brauer und Mälzer. Im Eingangsbereich der Fabrikhalle stechen die Braukessel aus Kupfer gleich ins Auge. Auf einem Banner mit Piktogrammen dokumentiert Ungerer den Arbeitsprozess. Der Duft von Biermaische kitzelt in der Nase. Draußen lädt ein Biergarten unter dem Baumdach ein, die Sorten der „Braurevolution“ zu testen. Das Kirchheimer Büro mehr* Architekten hat den modernen Zweckbau entworfen, dessen Eingangsfassade Neugierde weckt.

 

Das Gebäude im Kirchheimer Gewerbegebiet hat eine unverkennbare Form. Nach den Worten des Kirchheimer Architekten David Brodbeck ist die Frontseite Erich Mendelsohns Hutfabrik aus dem Jahr 1923 in Luckenwalde nachempfunden – der Bau zählt zu den bekanntesten Gebäuden. „Früher hatten Industriegebäude diesen ikonischen Charakter.“ Felix Ungerer erinnert die Form an einen Braukessel. Mit einem großen runden Fenster ist der Eingangsbereich ein echter Hingucker.

Beim Wettbewerb „Beispielhaftes Bauen“ im Landkreis Esslingen wurde die Industriehalle 2024 ausgezeichnet. „Den uniformen Zweckbauten im Gewerbegebiet setzt das Gebäude eine bemerkenswerte Industriearchitektur entgegen“, hieß es da in der Begründung der Jury. „Die einfache Satteldach-Konstruktion wird durch ein aufgesetztes Lichtband aufgewertet, das die schlichte Halle mit Licht durchflutet. Die Formensprache ist vom markanten Dachfirst geprägt, der die Industriehalle zum ästhetischen Blickfang macht.“ Das einfache Volumen mit Satteldach erhält nach den Worten des Architekten-Teams durch ein aufgesetztes Lichtband über dem First seine Besonderheit: „Es entsteht eine ikonenhafte Form an den Giebelwänden.“

Die kupfernen Braukessel in der Industriehalle sind ein Hingucker. Foto: Ines Rudel

Den Planern war es wichtig, dass die Industriehalle zukünftig auch für andere Zwecke genutzt werden könnte. Bis auf weiteres ist Felix Ungerer dort aber mit seiner Brauerei nebst Biergarten sehr erfolgreich. „Für uns sind die Räume ideal“, findet der Brauer. Vor der Theke sind Bierbänke aufgestellt. An den Betonwänden hängen bunte Bilder. An Sonnentagen ist der Biergarten ein beliebter Anziehungspunkt.

„Weil wir hier etwas abseits im Gewerbegebiet liegen, haben wir keine Laufkundschaft“, sagt Ungerer. Seit der Eröffnung im Jahr 2021 hat er ein Stammpublikum. Viele Radfahrer planen einen Stopp im Biergarten ein, um sich ein Bier oder einen Tecklinsensalat zu gönnen. An den Wochenenden gibt es Gegrilltes. Jeden zweiten Mittwoch macht der Burger-Food-Truck „Archie’s on Tour“ Station. Kleine Speisen und Vesper bereitet das Biergarten-Team selbst zu. „Wir beziehen das meiste aus der Region“, sagt der 34-Jährige. Schmalzbrote oder Wurstsalat gehören zu den Klassikern.

Musik gehört im Biergarten der „Braurevolution“ dazu

Musik darf bei Felix Ungerer nicht fehlen. Deshalb hat er ein vielseitiges Programm mit Bands zusammengestellt. Der Katalog des Kulturbiergartens liegt an der Theke aus. „Da habe ich inzwischen ein gutes Netzwerk“, sagt der Gastronom. Musikerinnen und Musikern eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten, das findet er schön. Das Biergarten-Publikum genieße die Kultur unter freiem Himmel. Das nächste Konzert mit der Kirchheimer Band Dr. M. findet am Samstag, 17. Mai, im Biergarten statt. Bei der Kirchheimer Musiknacht am 24. Mai verwandelt sich der kleine Platz in einen Electronic Floor.

Zu den verschiedenen Biersorten gibt es an manchen Tagen Burger vom Food Truck. Foto: Ines Rudel

Die Biere der „Braurevolution“ tragen klangvolle Namen. „Aufruhr“ ist ein helles Vollbier, „Meuterei“ heißt das Weizenbier. „Revolte“ hat der Brauer das Pilsner genannt. Hinter dem Namen „Randale“ verbirgt sich ein Pale Ale. „Mir ist wichtig, nach dem deutschen Reinheitsgebot zu brauen“, sagt Ungerer. Das bedeutet, dass das Bier nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser hergestellt werden soll. Bier mit Ingwer-Geschmack oder sonstigen Zutaten kommt bei ihm nicht in den Kessel. Der Hopfen für die Biere kommt unter anderem aus Tettnang. Ungerer schwört aber auch auf Saazer Hopfen. Die Etiketten sind kunstvoll gestaltet – die geballte Faust mit Gerste und Hopfen ist das Markenzeichen der „Braurevolution“.

Besonders schön findet es der Brauer und Mälzer, wenn sich seine Gäste für die Braukunst interessieren. Deshalb bietet er Braukurse an. Die nächsten Termine sind am 7. und am 21. Juni. Maischen, mälzen, läutern und die anderen Arbeitsschritte erklärt er dann an praktischen Beispielen. „Wenn man weiß, wie das Bier entsteht, kann man das viel mehr genießen“, findet Ungerer. Auf diese Reise nimmt er Bierfans gerne mit.

Die „Braurevolution“ in Kirchheim

Vorgeschichte
Als Start-up begannen Felix Ungerer und Marc Schmidt ihr gemeinsames Brauerei-Projekt. Marc Schmidt und Felix Ungerer aus Notzingen sind gelernte Brauer und Mälzer. In der Berufsschule haben sie sich kennengelernt, arbeiteten dann im selben Betrieb und gründeten dann eine eigene Biermarke. Angefangen haben sie im ehemaligen Schlecker-Markt in Notzingen. Inzwischen führt Ungerer die Brauerei und den Kulturbiergarten alleine weiter.

Öffnungszeitenm Sommer hat die „Braurevolution“ wie folgt geöffnet: dienstags ab 15 Uhr haben der Bierverkauf und die Gastronomie offen. Mittwochs und donnerstags ist von 10 bis 13 und von 15 Uhr bis zum Ende des Ausschanks geöffnet.
Freitags und Samstags ist ab 10 Uhr bis in die späten Abendstunden geöffnet. Die Küche ist jeweils von 17 bis 20.30 Uhr offen. Weitere Informationen: www.braurevolution.de