Das Video aus Nagold hat Martin Alber, den Sprecher der Geschäftsleitung von Stuttgarter Hofbräu, schockiert. Foto: Andreas Rosar/ Fotoagentur-Stuttgart

Nach dem Rassismus-Eklat auf Sylt hat Stuttgarter Hofbräu nun Strafanzeige gegen Rechtsextreme gestellt, die mit dem Brauerei-Banner auf einem Wagen in Nagold „Ausländer raus“ gegrölt haben. Hofbräu-Chef Martin Alber hat recherchiert, wie es dazu kommen konnte.

Nicht nur auf der Champagner-Party von Sylt haben Rechtsextreme den Song „ L’ Amour Toujours“ von Gigi D’Agostino missbraucht. In Nagold ist dies bereits am 1. Mai geschehen. Für Entsetzen sorgt jetzt ein Video im Netz, das lange vor dem Rassismus-Skandal auf der Nordsee-Insel entstanden ist. Zuvor hat der kurze Film mit lautem Gesang kaum Beachtung gefunden. Man sieht darauf, wie Mitfahrende eines Maiwagens die rechtsextremen Parolen „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“ grölen – die Kamera wird dabei auf überwiegend ausländische Fahrgäste gehalten, die auf dem Zentralen Omnibusbahnhof in Nagold auf eine Verbindung warten.

Hofbräu-Chef Alber erfuhr auf dem Fischmarkt in Stuttgart davon

In einer kurzen Szene sieht man durch die Spiegelung eines Busfensters, was auf dem Maiwagen steht. Auf dem Banner ist „Stuttgarter Hofbräu“ zu lesen. „Seitdem gibt es einen Shitstorm gegen uns“, sagt Martin Alber, der Sprecher der Geschäftsleitung der Brauerei, unserer Redaktion, „doch wir haben damit überhaupt nichts zu tun.“ Schockiert ist er, „dass unsere Marke in einem solchen Umfeld von Hass und Fremdenfeindlichkeit verwendet wird“.

Martin Alber befand sich gerade auf dem Hamburger Fischmarkt in der Stuttgarter City, als ihn das Social Media Team der Brauerei auf dem Handy anrief und auf das „widerliche Video“ im Netz aufmerksam machte. Sofort fuhr er nach Hause, schaute sich den Film an und versuchte noch in der Nacht herauszufinden, wie die Mieter des Maiwagens an das Hofbräu-Transparent gekommen sind.

Organisiert wurde die Maiwagenaktion von den „Bauwagenfreunden Nordschwarzwald“, die sich in einem Facebook-Post inzwischen deutlich distanziert haben von den Vorfällen in Nagold. „Wir stehen für eine traditionsbewusste, heimatorientierte Kultur, die gern tolerant, offen und friedlich zu verschiedenen Anlässen zusammenkommt und feiert“, heißt es darin.

Zu diesem Brauch zählten die Maiwagentouren, für die ein „Maiwagenknigge“ gelte. Darin verlange man ein „offenes, respektvolles und diskriminierungsfreies Miteinander“. Die Gruppe, die auf dem Wagen rechtsextreme Parolen grölte, gehöre nicht zu „Bauwagenfreunden Nordschwarzwald“, erklären diese.

Martin Alber hat inzwischen herausgefunden, wer das Banner in seiner Brauerei in Stuttgart ausgeliehen hat. „Wir haben seinen Namen notiert und gegen ihn Strafanzeige gestellt“, erklärt der Brauerei-Chef. Die Menschen, die in dem Video zu hören sind (aber nicht zu sehen wie auf Sylt), seien kein Teil des offiziellen Sponsorings von Hofbräu. Die Brauerei unterstütze zwar immer mal wieder Vereine, Organisationen oder Einzelgruppen rund um Feiertage wie den 1. Mai mit kleinen Mengen an Freibier, „allerdings ganz sicher nicht, wenn diese erkennbar aus politisch extremen Randbereichen stammen“.

Der Praktikant wollte „etwas Gutes“ tun

Ein Praktikant von Hofbräu habe den Bittstellern aus Nagold, die sich wohl als „Bauwagenfreunde“ vorstellten, etwas Gutes tun wollen, so Alber, ihnen nur wenige Kisten Freibier gegeben sowie das Transparent mit dem Schriftzug der Marke – dieser ist nun durch die Spiegelung aus dem Busfenster in dem Video in einem rechtsextremen Zusammenhang zu sehen.

Die Staatsanwaltschaft Tübingen und die Kriminalpolizei Calw ermitteln in dem Fall wegen Volksverhetzung. Ein weiteres Video, das vom Zentralen Busbahnhof gemacht worden ist, liegt den Ermittlern als Beweismittel vor, wie sie erklärten.