Auf dem Neckar geht es am Wochenende um Brauchtumspflege, die Spaß machen soll. Der Cannstatter Kübelesmarkt bitten zum 300. Fischerstechen, parallel findet das dritte Drachenbootrennen statt.
Voraussichtlich 16 Teilnehmer werden am Sonntag beim Fischerstechen versuchen, den jeweiligen Gegner mit einer gepolsterten Lanze ins Wasser zu schubsen. Titelverteidiger ist Panajotis Delinasakis, Ratsschreiber und Pressemann beim Kübelesmarkt. Der Verein gilt als oberster Hüter schwäbisch-alemannischer Bräuche in der Landeshauptstadt. „Traditionell schlüpfen die Fischerstecher in Rollen“, sagt Delinasakis. So tritt dann symbolisch etwa der Steuerzahler gegen das Finanzamt an, wobei aufwendig hergestellte Kostüme getragen werden. Das Fischerstechen besitzt in Bad Cannstatt Tradition. Nachdem Herzog Eberhard Ludwig 1713 den Hafen am Mühlgrün hatte bauen lassen, prüften Männer ihren Gleichgewichtssinn, indem sie versuchen, den Widersacher mit stumpfen Lanzen vom Boot zu befördern. Immer wieder drohte der Volkssport durch Kriege oder Epidemien in Vergessenheit zu geraten. Seit 1983 lässt der Kübelesmarkt den Brauch im Zwei-Jahres-Turnus wieder aufleben.
Beim Drachenbootrennen am Samstag versuchen Firmen und Vereine in den mit bis zu 20 Paddlern, einem Trommler und einem Steuermann besetzten Booten, 200 Meter möglichst schnell zurückzulegen. Am Sonntag steigen Ehrenamtliche und Prominente aus dem Stuttgarter Rathaus in die Boote. „Beim Drachenbootrennen ist gute Zusammenarbeit alles“, sagt Dietmar Schulz von der Kanugesellschaft Stuttgart. Drachenbootfahrten können auch an anderen Tagen gebucht werden. Neulich habe sogar Bruno Labbadia, Trainer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart angefragt, ob er mal mit seiner Mannschaft auf dem Neckar den Teamgeist beschwören dürfe, sagt Schulz.