Wyllys legte sich häufig mit dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro an. Foto: AFP

Jean Wyllys war einer der ersten schwulen Kongressabgeordneten in Brasilien. Nun gibt er wegen zunehmender Todesdrohungen seinen Posten auf und kehrt nicht aus dem Ausland nach Brasilien zurück.

Rio de Janeiro - Der schwule brasilianische Kongressabgeordnete Jean Wyllys gibt eigenen Angaben zufolge wegen zunehmender Todesdrohungen seinen Posten auf und kehrt nicht aus dem Ausland nach Brasilien zurück. In einem Interview, das die Tageszeitung „Folha de S. Paulo“ am Donnerstag veröffentlichte, sagte Wyllys, er werde in der Bildung arbeiten, wo, sagte er nicht.

Wyllys war im Oktober wiedergewählt worden. Er sollte im Februar seine dritte Amtszeit antreten. Die Todesdrohungen gegen ihn hätten deutlich zugenommen, seit im März die Stadträtin Marielle Franco mit ihrem Fahrer erschossen worden sei, sagte Wyllys. Franco war eine Freundin von Wyllys. Franco war schwarz, lesbisch und stammte aus einem der gefährlichsten Elendsviertel von Rio de Janeiro. Bislang wurde niemand wegen des Mordes festgenommen. Wyllys hat Personenschutz genommen.

Zunehmend homophoberes Klima

Wyllys legte sich häufig mit dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro an. Bolsonaro hat in der Vergangenheit schwulenfeindliche, rassistische und sexistische Worte von sich gegeben. Bei der wohl öffentlichsten Auseinandersetzung zwischen ihnen spuckte Wyllys im Unterhaus auf Bolsonaro.

Wyllys sagte im Interview, seine Entscheidung wegzugehen, ergebe sich nicht aus dem größeren Einfluss von Bolsonaro. Sie gehe auf das Klima scharfer Rhetorik und zunehmender Gewalt gegen Mitglieder der Lesben-, Schwulen, Bisexuellen- und Transsexuellengemeinde zurück.