Ein Hundewelpe ist mit Schlamm bedeckt nach dem Bruch eines Staudamms an der Feijão Eisenerzmine. Foto: dpa

Meterhoher Schlamm und Wasser wälzen sich durch eine Mine und ein Wohngebiet. Mindestens neun Menschen kommen ums Leben - es wird befürchtet, dass die Zahl der Toten noch massiv steigt.

Brumadinho -

Der Schlamm hat eine rot-braune Schneise in das satte Grün geschlagen und alles unter sich begraben. Hubschrauber kreisen über den Schlammmassen und suchen nach Überlebenden. Rund 300 Menschen werden nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien vermisst. Zunächst wurden neun Leichen geborgen, doch die Zahl der Opfer dürfte wohl weiter steigen. Es sei schwer, noch Überlebende zu finden, sagte der Gouverneur des Bundesstaats Minas Gerais, Romeu Zema, im Fernsehsender Globo TV. „Sehr wahrscheinlich werden wir jetzt nur noch Leichen bergen.“ Damit könnte es Hunderte Tote geben.

Fernsehbilder zeigten dramatische Szenen mit Rettern, die von Hubschraubern aus Menschen aus roten Schlammmassen zogen, auch ein Zug wurde von den Massen erfasst und zerquetscht. Den Angaben der Rettungskräfte zufolge werden rund 100 bis 150 Arbeiter in der Eisenerzmine vermisst, und bis zu 200 Menschen in der umliegenden Gegend. Auch Soldaten wurden in die Katastrophenregion geschickt.

Unglücksursache noch unklar

Die Mine wird von dem brasiliaschen Konzern Vale betrieben. Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman. Der Unglücksort Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais liegt rund 450 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Die Schlammmassen hatten sich über Teile der Eisenerzmine und eines Wohngebiets gewälzt. Dabei wurden wahrscheinlich Dutzende weitere Menschen mitgerissen. Zerstört wurden auch Dächer von Häusern sowie Bagger in der Eisenerzmine.

Auf Bildern war zu sehen, wie Einsatzkräfte aus einem Helikopter versuchten, eine Frau und einen Mann zu retten. Die Hilfesuchenden waren beide komplett mit Schlamm bedeckt. Der Mann stand bis zum Oberkörper im braunen Wasser und trug die Frau in Richtung der Retter. Andere Aufnahmen zeigten Bagger in der Eisenerzmine Córrego de Feijao, bedeckt mit Schlamm, Steinbrocken und Ästen. Die Lawine schob Gütercontainer für das Eisenerz von Eisenbahngleisen.

Schlammlawine bahnt sich kilometerlange Schneise

Auf Luftaufnahmen wurde das Ausmaß des Unglücks sichtbar, die Schlammlawine hatte sich kilometerweit ihren Weg gebahnt. Die braune Schlammflut erreichte auch die Wohngegend Vila Forteco und begrub teilweise ganze Häuser unter sich.

Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro wollte die Gegend im Laufe des Samstags überfliegen. Er sagte, die Nationale Wasseragentur koordiniere Maßnahmen, um die Versorgung der umliegenden Städte mit sauberem Wasser sicherzustellen. Es werde alles getan, um eine Verschmutzung der Umwelt einzudämmen und den Angehörigen der Opfer zu helfen. Das Umweltministerium des südamerikanischen Landes stellte einen Krisenstab zusammen.

Bereits 2015 ein ähnliches Unglück

Bolsonaro steht im Ruf, den Unternehmen weitgehend freie Hand zu lassen und von strengen Umweltschutzbestimmungen wenig zu halten. Naturschutzverbände forderten eine strengere Kontrolle. „Brasilien muss die Regierungsbehörden stärken, die die wichtige Aufgabe haben, die wirtschaftlichen Aktivitäten mit hohem Risiko für Umwelt und Gesellschaft zu überwachen“, sagte der Direktor der Naturschutzorganisation WWF in Brasilien, Mauricio Voivodic.

Im Jahr 2015 gab es ebenfalls in Minas Gerais ein ähnliches Unglück. Bei der „Tragödie von Mariana“ kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Damals kamen 19 Menschen ums Leben. Es gab mehrere Anklagen und Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge, bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.