Die Feuerwehr hatte den brennenden Audi im Juli gelöscht. Foto: Symbolbild/dpa

Ein 46-Jähriger steht im Verdacht, im Juli das Auto seines früheren Chefs angezündet zu haben. Vor dem Amtsgericht Böblingen schwieg er jedoch zu den Vorwürfen.

Böblingen - Wahrscheinlich hängt in diesem Prozess alles an einem Überwachungsvideo. Zeigt es den 46-jährigen Angeklagten, wie er im vergangenen Juli das Auto seines ehemaligen Chefs mit Hilfe einer brennbaren Flüssigkeit angezündet hat oder nicht? Diese Frage ließ sich beim ersten Prozesstag am Böblinger Amtsgericht nicht klären – auch, weil Zeugen kurzfristig abgesagt hatten.

Klar ist bisher: am frühen Morgen des 8. Juli alarmierte ein Zeuge die Böblinger Feuerwehr. Auf einem Parkplatz in der Bahnhofstraße brenne ein Audi, sagte er. Die Flammen habe er im vorderen Bereich des Autos gesehen. Die Feuerwehr rückte mit drei Fahrzeugen und 20 Einsatzkräften an und löschte den Brand. Trotzdem wurde der Wagen schwer beschädigt und musste abgeschleppt werden. Der Schaden: 100 000 Euro.

Der Angeklagte hatte als Servicekraft gearbeitet

Wie sich herausstellte, gehörte der Wagen einem 31-Jährigen, der in Böblingen ein Restaurant betreibt und in direkter Nachbarschaft zum Tatort wohnt. Er sei mitten in der Nacht durch heftige Schläge geweckt worden, berichtete der Mann vor Gericht. „Das war die Feuerwehr, die die Scheiben des Autos eingeschlagen hat.“ Durch den Lärm habe auch das Baby der Familie angefangen zu weinen, seine Frau sei ebenfalls mitgenommen gewesen. „Das war ein Schock.“

Zunächst habe er sich keinen Reim auf die Tat machen können, er habe auch keine Feinde, von denen er wisse, hatte der Mann zu Beginn ausgesagt. Erst später sei er durch den Hinweis eines Zeugen auf den 46-jährigen Angeklagten gekommen. Dieser hatte in seinem Restaurant als Servicekraft gearbeitet, sei aber kurz zuvor entlassen worden. „Es gab aber keinen Streit deswegen“, sagte der Gastronom.

Und dann gibt es eben noch das Überwachungsvideo. Nach Aussage des 31-Jährigen, dem die Videoanlage gehört, die den gesamten Hinterhof samt Parkplatz des Restaurants überwacht, habe er den 46-Jährigen darin erkannt. Der Laufstil, die Haare, die Kleidung – das sei für ihn eindeutig gewesen.

Ein Taxifahrer alarmierte die Feuerwehr

Andere Zeugen, die das Video ebenfalls gesehen haben, waren sich nicht ganz so sicher. Sie konnten aber Licht in den Verlauf des Abends vor dem Brand geben. So sagte ein 56-Jähriger aus, er habe den Angeklagten, der sich im Prozess nicht zur Tat äußern wollte, kurz vor dem Brand in einer nahegelegenen Kneipe getroffen. Dort habe dieser seinem Ärger über die Kündigung Luft gemacht. Schließlich sei er ohne sich zu verabschieden verschwunden. Kurze Zeit später habe der Wagen gebrannt.

Die Flammen entdeckt hatte schließlich ein Taxifahrer, der Nachtschicht hatte. Er war es auch, der die Feuerwehr alarmierte. „Aber ich habe niemanden dort gesehen“, sagte er auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Werner Kömpf.

Ob sich der Verdacht der Brandstiftung gegen den 46-Jährigen erhärten lässt, werden wohl nur das Überwachungsvideo und die noch verbliebenen Zeugenaussagen klären können. Der Prozess wird am 22. November fortgesetzt.