Der Treffpunkt Rotebühlplatz, 1992 eröffnet, ist nach intensiver Nutzung in die Jahre gekommen. Foto: Leif Piechowski

Nach 27 Jahren intensiver Nutzung wird das Domizil der Volkshochschule, der Musikschule und vieler Veranstaltungen über einen langen Zeitraum wieder auf Vordermann gebracht. Das größte Problem dabei ist, den Charakter des Gebäudes zu erhalten.

Stuttgart - Als verlange die Coronakrise nicht allen, die im und mit dem Treffpunkt Rotebühlplatz zu tun haben, schon genug ab. Namentlich die Volkshochschule Stuttgart (VHS), die Musikschule oder die vielen Aussteller und Veranstalter. Nun steht allen eine neue Herausforderung bevor. Das städtische Gebäude am Rotebühlplatz 28 wird über viele Jahre hinweg saniert.

Auf dem Programm stehen zunächst die Erneuerung der Lehrküche, der elektronischen Schließanlage, des Flachdachs (4700 Quadratmeter) sowie des außen liegenden Sonnenschutzes. Geplante Kosten: vier Millionen Euro. Für die Neukonzeption des Treffpunkts sowie die erforderlichen Planungsleistungen werden weitere 1,7 Millionen Euro eingeplant. Weitere Investitionen sind für den Ausbau der digitalen Infrastruktur (70 000 Euro), eine Neuverkabelung (45 000 Euro) sowie für neues Mobiliar (680 000 Euro) geplant.

Nötig wird das Gesamtpaket aus zwei Gründen: Erstens, weil der Zahn der Zeit nach 27 Jahren intensiver öffentlicher Nutzung seine Spuren hinterlassen hat. Zweitens: Weil das Gebäude längst nicht mehr den aktuellen Bauvorschriften und Brandschutzverordnungen entspricht. „Man sieht schon von außen, dass Handlungsbedarf besteht“, sagt VHS-Direktorin Dagmar Mikasch-Köthner. Axel Wolf vom Liegenschaftsamt kann das bestätigen. Vielmehr geht es ihm jedoch um die Sicherheit. Zuletzt konnten viele Veranstaltungen nur noch durch Ausnahmeduldungen stattfinden. Seit der Novellierung der Versammlungsstättenverordnung im Jahr 2004 bewegte man sich im Treffpunkt sozusagen in einem Graubereich.

Lange Bauzeit

Bis alles wieder auf Vordermann gebracht ist, vergehen viele Jahre. Das endgültige Ende der Maßnahmen ist noch nicht exakt bestimmbar. Wolf skizziert den bisherigen Zeitplan so: Die Sanierung der Lehrküche wird von Anfang August bis Ende September 2021 umgesetzt, der Einbau der neuen elektronischen Schließanlage soll Ende des Jahres erfolgen. Erst dann, im Zeitraum zwischen Sommer 2022 bis Sommer 2023, kommt die Dachfläche dran, die begrünt wird und eine Solaranlage bekommt. Durch die 31 Einzeldächer drang zuletzt immer wieder Wasser ein. Komplizierter gestaltet sich dagegen die Sanierung der Markisen, für die es teilweise keine Ersatzteile mehr gibt.

Ganz neu muss auch die Struktur der offenen Erschließungshalle im Zusammenspiel mit den Anforderungen gedacht werden. Die Zeitschiene sieht so aus: Die Vergabe der Planungsleistungen soll im Juni 2021 geschehen, der Antrag auf Baugenehmigung soll Ende 2023 eingereicht werden. „Bisher hat der Fluchttreppenturm interimsweise geholfen“, sagt er, „aber jetzt brauchen wir eine baurechtliche Neukonzeption“.

Für all diejenigen, die in diesem hallenartigen Gebäude bisher etwas veranstaltet haben, heißt es nun: viele Jahre warten, bis alles wieder den Vorschriften entspricht. „Es wird sich lange hinziehen, bis wieder eine Veranstaltung in der bekannten Form stattfinden kann“, weiß Dagmar Mikasch-Köthner. Und sie ahnt: „Das verlangt eine richtige Wiederaufbauarbeit, aber große Veranstaltungen werden ganz verloren gehen. Daher brauchen wir Flächen in der Nähe.“

Das gilt auch für die VHS. „Wir gehen davon aus“, sagt die Direktorin, „dass die VHS nach Corona zu einer Wachstumsbranche gehören wird.“ Daher habe man auch einen wachsenden Raumbedarf in der Innenstadt. Das Gebäude sowie das Areal des Treffpunktes lässt jedoch keine baulichen Erweiterungen zu. Daher ist ein Ansatz, die zusätzlichen VHS-Räume durch eine Auslagerung in den von den bisher von den gewerblichen Schulen genutzten Flächen unterzubringen. Der betroffenen Max-Eyth-Schule und Robert-Mayer-Schule soll dann laut Axel Wolf auf einer Freifläche neben dem Treffpunkt auf dem Gelände Max-Eyth-Schule durch Ersatzneubauten geholfen werden.

Lange Durststrecke

Insgesamt ist die Sanierung nicht nur ein erheblicher Kostenfaktor im Stadthaushalt. Die Herausforderung bestehe nach Ansicht der Planer in der Auflösung eines Zielkonflikts: Auf der einen Seite stehe die offene Architektur der großen Erschließungshalle, die programmatisch die Idee eines offenen Hauses verkörpert. Andererseits müsse den erhöhten baurechtlichen und brandschutztechnischen Anforderungen entsprochen werden. Daher ist für Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle schon jetzt klar: „Wir müssen den offenen Charakter über diese Durststrecke hinwegretten.“