Dieser Anblick errang international traurige Berühmtheit. Foto: dpa

Die Nachbargemeinde Backnangs hat vor einem Jahr überregional Schlagzeilen gemacht, als am 24. August eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Flammen aufging. Der oder die Brandstifter wurden nicht gefasst.

Weissach im Tal - Der oder die Täter sind bisher nicht gefasst worden. Wer immer das Gebäude in Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis) angezündet hat, in dem Flüchtlinge untergebracht werden sollten, ist bisher unerkannt davongekommen. Die Sonderkommission der Polizei namens Tal wurde aufgelöst, nachdem keine verwertbaren Spuren gefunden worden waren. Nur eins ist sicher: es war Brandstiftung. Das Motiv war in der durch die Flüchtlingskrise aufgeheizten Stimmung bereits am Brandabend für viele klar: Fremdenhass. Am Mittwoch wird mit zwei Veranstaltungen an den Anschlag erinnert.

Das Foto des brennenden Hauses wurde quasi zum Synonym für Ausländerfeindlichkeit in Westdeutschland. „Dunkles Deutschland“ titelte das Magazin „Der Spiegel“, in Fraktur über dem Foto des brennenden Hauses. Die kleine Gemeinde im Weissacher Tal bei Backnang und ihre Bewohner wehrten sich vehement gegen dieses negative Image, das sie nicht hinnehmen wollten.

Im Ort ist das Engagement für Flüchtlinge ungebrochen groß

Bereits am 25. August, einen Tag nach dem Brand, versammelte sich eine beeindruckend große Menge von mehr als 500 Menschen gegenüber der Brandruine, um zu demonstrieren, dass die Weissacher Bevölkerung keinesfalls ein brauner Sumpf ist. Zu den Demonstranten hatte sich der damals frisch gewählte Landrat Richard Sigel gesellt, dessen Amtsantritt mitten in der Flüchtlingskrise begann, und der einer der Redner der Kundgebung war.

„Das hat mir unheimlich viel Kraft gegeben, dass an dem Tag so viele Leute zu der Kundgebung gekommen sind“, sagt Bernd Hecktor, Gemeinderat in Weissach und einer die Initiatoren jener spontan organisierten Demonstration für eine tolerante, bunte Bevölkerung. „Der Landrat stand von Anfang an hinter uns. Leider kann er an diesem Mittwoch nicht hier sein, da er anderweitige Verpflichtungen hat.“ Im vergangenen Jahr habe man sich nicht darüber gegrämt, mit einem schlechten Image konfrontiert worden zu sein, sagt Hecktor. „Es ist eher das Gegenteil der Fall. Die Stimmung ist gut und das Engagement im Ort ist sehr groß, sei es im Arbeitskreis Integration oder in der Arbeit durch die Vereine. Die toleranten Kreise haben hier die Oberhand.“ Allerdings verweist Hecktor auch auf andere Gesinnungen in Weissach. „Nahezu 18 Prozent für die AfD in Weissach zur Landtagswahl zeigt, dass es hier schon schwelt“, sagt er.

Ein Neubau soll noch in diesem Jahr bezugsfertig sein

Eine geplante Unterkunft war im vergangenen Sommer im Ort auf Ablehnung gestoßen. Nur zehn Tage vor dem Brand hatte es eine Bürgerversammlung gegeben, bei der das deutlich wurde. Allerdings brannte dann nicht die geplante Unterkunft, eine frühere Druckerei, sondern das Gebäude an der Welzheimer Straße. Die Brandruine ist mittlerweile abgerissen worden. Bereits kurz nach dem Anschlag hatte der Gemeinderat beschlossen, an der Stelle wieder eine Unterkunft zu bauen. „Die Kreisbau ist damit beauftragt, eine Unterkunft für 24 Personen zu bauen. Die Arbeiten werden demnächst beginnen und das Haus wird noch in diesem Jahr bezugsfertig sein“, sagt Bernd Hecktor.„Bei den meisten Brandanschlägen kommen die Täter davon. Ich bin kein Kriminalist, aber dass die Soko hier bereits im Dezember aufgelöst wurde, ist für mich bitter“, sagt Hecktor. Ihm sei es daher von politischer Seite her wichtig, sich offen gegen rechte Gesinnung und Gewalt zu positionieren.