Zwei Menschen kamen in den Flammen ums Leben. Foto: 7aktuell.de/Daniel Jüptner

Bei einem Wohnhausbrand in Nürtingen sind zwei Männer gestorben,18 Menschen sind obdachlos geworden. Die Brandursache ist noch unklar.

Nürtingen - Die Flammen schlugen aus dem Dach und dichter Rauch war zu sehen“, so schildert Rolf Bader den Anblick, den das brennende Gebäude beim Eintreffen der Hilfskräfte bot. Der Nürtinger Feuerwehrkommandant war mit seinen Kollegen am Sonntagabend kurz nach 22 Uhr in die Schafstraße gerufen worden. Dort brannte ein auf rund 100 Jahre alt geschätztes zweistöckiges Wohn- und Geschäftshaus beim Eintreffen der Wehren aus Nürtingen, Kirchheim und Esslingen bereits so stark, dass die Lösch- und Rettungskräfte nicht mehr durch das Treppenhaus in das Gebäudeinnere vordringen konnten.

Strommast fällt um

Für zwei Bewohner im Alter von 37 und 53 Jahren kam am Sonntag jede Hilfe zu spät, die beiden Männer konnten nur noch tot geborgen werden. Vier Bewohner und drei Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten in eine Klinik gebracht werden, seien inzwischen aber wieder wohl auf. Der Schaden an dem Haus wird auf mehrere hunderttausend Euro geschätzt.

Weitere dramatische Momente erlebten die Rettungskräfte, als der auf dem Dach befestigte Strommast auf den brennenden Dachbalken umknickte, umfiel und offenbar ein Stahlseil unter Strom setzte. „Da geht man raus aus dem Gebäude, weil man nicht weiß, was alles unter Strom steht“, beschreibt Bader den zeitweiligen Rückzug seiner Wehrleute. Dann wurde das Kabel gekappt und der Einsatz der 90 Einsatz- und weiterer 88 Rettungskräfte, die mit 23 Fahrzeugen vor Ort waren, konnte fortgesetzt werden. Die Schaf- und die benachbarte Neuffenstraße waren dafür eigens gesperrt worden.

18 Menschen können sich über einen Sprung retten

„Es befanden sich Menschen auf dem Dach, andere saßen auf dem Fenstersims und wollten vom ersten Stock nach unten springen“, erinnert sich Bader. Das sei aus fünf Metern Höhe aber zu gefährlich gewesen. Die Feuerwehr legte deshalb Sprungkissen bereit, über die sich mehrere Bewohner mit einem beherzten Sprung retteten, außerdem konnten die Feuerwehrleute an der Straßenseite und im Innenhof hinter dem Gebäude die Bewohner über mehrere Leitern in Sicherheit bringen, berichtet Bader. Insgesamt wurden so 18 Menschen gerettet. Zunächst waren sie in einem von den Rettungskräften aufgebauten Zelt versorgt worden, bevor die noch in der Nacht in einem nahe gelegenen Hotel untergebracht werden konnten. Der Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich, der in der Nacht zu dem Unglücksort geeilt war, hatte die Unterbringung veranlasst, erklärt der Polizeisprecher Michael Schaal. Weil das Feuer so stark war und nur ein geringer Abstand besteht, mussten auch die Bewohner von drei Nachbarhäusern für mehrere Stunden evakuiert werden, bestätigt der Leiter des Nürtinger Polizeireviers, Mathias Lipp. Erst gegen Mitternacht konnte die Feuerwehr die Flammen löschen. Auch am nächsten Tag musste die Wehr noch zwei Mal ausrücken, um Glutnester zu bekämpfen. Die Brandruine gilt als einsturzgefährdet, deshalb könnten sich die Ermittlungen der Kriminalpolizei Esslingen noch hinziehen. Zunächst müsse der Statiker das Gebäude prüfen, erklärt der Polizeisprecher.

Brandursache noch unklar

„Wie kann so etwas nur passieren, es war doch gar nicht so spät, jedenfalls nicht mitten in der Nacht“, meint eine Nürtingerin, die sich mit anderen Nachbarn aus dem Viertel vor der Brandruine getroffen hat und sich fragt, warum das Feuer so schnell eine so verheerende Wirkung entfalten konnte. Vielleicht hat jemand im Bett geraucht? Oder war es ein technischer Defekt? Weil weder Polizei noch Feuerwehr bisher eine Erklärung für die Brandursache haben, können auch die Nachbarn über die Ursache des Brandes nur mutmaßen. An diesem Vormittag geht ein schwerer Geruch von dem Gebäude aus, dessen verkohlte Dachbalken im krassen Gegensatz zu dem blauen Himmel stehen. „Ich hab die Sirenen gehört und dann war auf einmal der Strom weg“, berichtet eine weitere Nachbarin.