Das Feuer hat in dem gut 60 Jahre alten Haus nicht nur Balkone zerstört. Foto: factum/Bach

Am frühen Freitagmorgen sind zwölf Menschen in großer Gefahr: Die Rettung kommt gerade noch rechtzeitig – weil die Feuerwehr in unmittelbarer Nähe stationiert ist.

Korntal-Münchingen - Die Balkonbrüstungen bis hoch unters Dach sind schwarz. Was von den Holzverkleidungen übrig blieb, ist verkohlt. Im Vorgarten türmt sich ein Haufen Brandschutt, Polizeibeamte ermitteln im Haus. Im Erdgeschoss sind die Brandspuren am stärksten. In einem Mehrfamilienhaus am Schlesierweg in der Korntaler Stadtmitte ist am frühen Freitagmorgen ein Teil eines vierstöckigen Wohnhauses ausgebrannt. Neun erwachsene Bewohner konnten sich mit zwei Kleinkindern gerade noch rechtzeitig ins Freie retten. Einen Mann brachte die Feuerwehr mittels einer Leiter außer Gefahr. Niemand wurde ernsthaft verletzt. „Es ist gerade noch einmal glimpflich abgegangen“, sagt der Feuerwehrkommandant Thomas Bräuner.

Nachbarn alarmieren sich gegenseitig

Es ist 4 Uhr am Freitagmorgen, als es an der Wohnungstür von Dennis B. Sturm klingelt. Es sind Nachbarn aus dem Haus. „Ich hab’ da schon gemerkt, dass es nebenan brennt“, erzählt der 23-Jährige ein paar Stunden später. Er sei wieder in die Wohnung, habe alle Fenster zugemacht, sein Handy geschnappt und sei wenige Sekunden später raus. „Es war schon Rauch im Treppenhaus.“ Er habe die Luft angehalten, den Kopf nach unten geduckt und sei runtergerannt vors Haus. Barfuß. Auch die anderen Hausbewohner schaffen es gerade noch ins Freie, bevor das Treppenhaus voll ist mit dickem Rauch. Zwei Paare haben kleine Kinder. Dann kommt die Feuerwehr, gerade noch rechtzeitig. Ihr Magazin ist nur 200 Meter entfernt. Die linke Seite des Hauses brennt da schon lichterloh, im Erdgeschoss und im ersten Stock wütet das Feuer am stärksten. „Die Nähe war von unschätzbarem Vorteil“, sagt Bräuner. Bei einer normalen Anfahrtszeit von fünf oder zehn Minuten wäre sehr viel mehr ein Raub der Flammen geworden – vermutlich auch das Dach. Später schätzt die Polizei den Schaden auf 300 000 Euro.

Rotes Kreuz sorgt für die Brandopfer

Die Feuerwehr von Korntal-Münchingen wird verstärkt von den Kollegen aus Hemmingen und Leonberg. Das Rote Kreuz kümmert sich um die Menschen, die an diesem frühen Morgen ihr Heim, Hab und Gut verloren haben. Der Bürgermeister Joachim Wolf und der Fachbereichsleiter Michael Siegel organisieren in der nahen Teichwiesen-Sporthalle eine Notunterkunft. Das Rote Kreuz versorgt dort die Menschen mit Decken und Getränken. Die Frauen und Männer versuchen, den Brandopfern in ihrem ersten Schock über das gerade Erlebte beizustehen. Drei Familien werden nach Gerlingen gebracht – dort haben Helfer die Kleiderkammer des DRK geöffnet, damit die Menschen etwas Vernünftiges zum Anziehen haben. Am späten Vormittag läuft eine Hilfsaktion vor dem Supermarkt im Koroneo an.

Thomas Herbst organisiert vor Ort die nötigsten Dinge, weist Handwerker ein, kümmert sich um die Mieter. Er ist Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft aus Stuttgart, der das Haus gehört. „Die Leute haben vorbildlich reagiert“, sagt er. Die Genossenschaft vermietet im Land mehr als 1000 Wohnungen. Am Schlesierweg sind vier Wohnungen vorläufig nicht nutzbar. Die Polizei will nach ihren Ermittlungen vor Ort nichts zur Brandursache sagen.