Wieder ein Brand in Freiberg am Neckar: Am Mittwochabend wurde die Feuerwehr zu einem Haus nahe der Bahnlinie gerufen. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Eine Seniorin stirbt bei einem Feuer am Mittwochabend in Freiberg am Neckar im Kreis Ludwigsburg. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Bestätigt sich ein erster Verdacht, wäre die Brandursache höchst ungewöhnlich.

Freiberg am Neckar - Bei einem Feuer in Freiberg (Kreis Ludwigsburg) am Neckar ist am Mittwochabend eine Frau ums Leben gekommen – für die 90-Jährige kam jede Hilfe zu spät.

Der Notruf bei der Integrierten Leitstelle in Ludwigsburg war gegen 22.30 Uhr eingegangen. Die Feuerwehren aus Freiberg und Ludwigsburg rückten mit sieben Fahrzeugen aus. Der Sohn der Frau, der ebenfalls im Haus wohnt, hatte beobachtet, dass Rauch aus der Wohnung des Zweifamilienhauses im Stadtteil Heutingsheim drang und Hilfe gerufen. In dem Haus wohnen zwar mehrere Personen, zum Zeitpunkt des Unglücks waren aber nur die 90-Jährige, ihr 53-jähriger Sohn sowie ein Kleinkind daheim.

Als die Einsatzkräfte in der Einsteinstraße eintrafen, zeigte ihnen der 53-Jährige, der das Haus bereits verlassen hatte, einen zweiten Zugang zum Haus – durch den Wintergarten. Im Erdgeschoss fanden die Feuerwehrleute die Seniorin leblos am Boden liegend. „Der Sohn hatte keine Chance mehr seiner Mutter zu helfen“, sagte Feuerwehrkommandant Thomas Jetter. „Es war viel zu verraucht.“ Seine Kollegen konnten das Haus nur noch mit Atemschutzgeräten betreten. Sie bargen die bewusstlose Frau und brachten sie ins Freie. Offenbar hatte sie sich eine so schwere Rauchvergiftung zugezogen, dass sie alsbald starb.

Zweiter Großbrand innerhalb weniger Monate

Der 53-Jährige und das Enkelkind wurden leicht verletzt, Mitarbeiter des Rettungsdiensts und zwei Notärzte versorgten sie und brachten sie vorsorglich ins Krankenhaus, die beiden schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Unter Schock standen sie sehr wohl – wie auch die Angehörigen, die von Notfallseelsorgern betreut wurden. Die Bewohner haben nicht nur ein Familienmitglied verloren, sondern auch ihr Zuhause, das wegen der starken Rauch- und Rußbildung nicht mehr bewohnbar ist. Der Schaden beläuft sich auf mindestens 100 000 Euro. Die Menschen, die ihrer vier Wände beraubt wurden, sind bei anderen Familienmitgliedern untergekommen.

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Der Vorfall sei sehr tragisch für die Familie, sagt Freibergs Bürgermeister Dirk Schaible. „Das trifft uns auch.“ Er denke bei solch schweren Einsätzen nicht nur an die Opfer, sondern auch an die Einsatzkräfte. Freiberg sei in den vergangenen Jahren glücklicherweise von schweren Feuern verschont geblieben, so Schaible. „Jetzt war es aber bereits der zweite schwere Brand innerhalb kurzer Zeit.“

Ende November war im Stadtteil Geisingen in einem Fachwerkhaus ein Feuer ausgebrochen, vier Menschen retteten sich selbst, zwei Hunde verendeten in den Flammen. Das Gebäude ist seitdem nicht mehr bewohnbar. Die Ursache ist nach wie vor unklar, da das Haus immer noch nicht betreten werden kann.

Ähnliche Fälle sind nicht bekannt

Die Kriminalpolizei ermittelt inzwischen auch zur Ursache des Brandes am Mittwochabend, der erste Anhaltspunkt ist allerdings höchst ungewöhnlich: „Der Brand ist vermutlich von einem elektrisch betriebenen Sessel ausgegangen, der aufgrund eines technischen Defekts in Brand geraten sein könnte“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Thomas Jetter bestätigte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Sessel voller Glut schwelte, als die Wehr das Gebäude betrat.

Ungewöhnlich ist die mögliche Ursache dennoch. Immer wieder brechen Feuer wegen glimmender Zigarettenkippen aus, auch defekte Heizkissen führten in den vergangen Jahren mehrfach zu Bränden. Fälle in denen sich elektrisch betriebene Sessel entzünden, sind bislang aber nicht bekannt. Auch nicht bei Experten. „Ich bin jetzt seit 22 Jahren im Verband der Deutschen Möbelindustrie beschäftigt und von so einem Fall habe ich noch nie gehört“, sagt Sprecher Achim Hannott. Der Verband vertritt die Interessen von deutschen Möbelherstellern. Den konkreten Fall könne Hannott zwar nicht einordnen, er weist jedoch auf mögliche Risiken von Möbeln minderer Qualität hin.