Die Beerdigung der gestorbenen Feuerwehrmänner Foto: Sammlung Winfried Schweikart

Vor 90 Jahren wütete tagelang ein Großbrand im Alten Schloss. Dabei kamen zwei Zuffenhäuser und ein Bad Cannstatter Feuerwehrmann ums Leben. Zur Erinnerung an das schreckliche Unglück wird eine Ehrentafel im Innenhof des Schlosses enthüllt.

Stuttgart - Am heutigen 21. Dezember jährt sich ein Ereignis zum 90. Mal, das in ganz Stuttgart für Aufregung, aber auch für Betroffenheit und Trauer sorgte: Im Alten Schloss brach ein Feuer aus, das elf Tage lang wütete. Am Ende lagen große Teile des Gebäudes in Trümmern und drei Feuerwehrleute waren tot. Zum Gedenken an die Geschehnisse wird heute eine Ehrentafel im Innenhof des Alten Schlosses enthüllt.

Zwei Ehrengräber gibt es auf dem Zuffenhäuser Friedhof. Dort stehen die Namen „Willy Ade“ und „Paul Wetzel“. Die beiden Feuerwehrleute ließen beim Brand des Alten Schlosses ihr Leben. Noch ein drittes Todesopfer forderte das Feuer: Wilhelm Uebele aus Bad Cannstatt, er liegt auf dem Steigfriedhof begraben. Rund 600 Feuerwehrleute kämpften gegen den Brand, neben den drei Toten waren auch vier Schwerverletzte sowie 32 Einsatzkräfte mit zum Teil schweren Rauchvergiftungen zu beklagen. Allen Opfern soll heute in einer Trauerstunde im Innenhof des Alten Schlosses gedacht werden. Dabei wird Ordnungsbürgermeister Clemens Maier eine Ehrentafel enthüllen.

„Eine furchtbare Tragödie für die Familie“

Einen Tag später (das Datum ist der Coronapandemie geschuldet) findet für die Angehörigen eine kleine Gedenkfeier statt. Zunächst ebenfalls im Innenhof des Alten Schlosses, dann auf den Friedhöfen in Bad Cannstatt und Zuffenhausen. „Es war eine furchtbare Tragödie für die Familie“, sagt die Zuffenhäuserin Gisela Schmidt. Die Nichte von Willy Ade kam zwar erst sechs Jahre nach dem Unglück zur Welt, doch die Geschehnisse aus den Dezembertagen des Jahres 1931 ziehen sich noch heute wie ein roter Faden durch die Familiengeschichte. „Als Kind dachte ich immer, Weihnachten ist etwas Trauriges“, erinnert sich die heute 84-Jährige. Sie besucht das Grab ihres Onkels regelmäßig. Es liegt in direkter Nachbarschaft des Familiengrabes. „Der Wunsch meiner Großmutter war immer, neben ihrem Sohn Willy beerdigt zu werden“, erzählt Schmidt. 1950 starb Friedericke Ade, zufällig war zwei Tage zuvor eine Grabstelle gegenüber dem Ehrenmal frei geworden.

Auch bei der Stuttgarter Feuerwehr ist der Brand immer noch unvergessen. „Für die Einsatzkräfte war dieser Einsatz der folgenschwerste überhaupt“, sagt Daniel Anand, Pressesprecher der Branddirektion. Das Feuer konnte erst nach zwei Tagen unter Kontrolle gebracht werden, die Löscharbeiten dauerten zehn Tage. Schon einige Zeit hatte im Dezember 1931 ein Deckenbrand im Alten Schloss geschwelt. Verursacht worden war er durch einen schadhaften Kamin.

Am Vormittag des 21. Dezember läutete schließlich der Alarmmelder der Stuttgarter Wehr. Sofort eilten Feuerwehren aus ganz Stuttgart zum Brandherd, auch aus der Zuffenhäuser Zehntscheuer machte man sich so schnell wie möglich auf den Weg. Mit dabei waren der 22-jährige Bautechniker Willy Ade und sein 29-jähriger Kamerad, der Zimmermeister Paul Wetzel. Für die Beiden wurde es ebenso wie für ihren Cannstatter Kameraden Wilhelm Uebele der letzte Einsatz.

30 000 Schaulustige kommen zum Feuer

Die kilometerweit sichtbare Rauchwolke zog rund 30 000 Schaulustige an – zum Teil kamen sie von außerhalb, um einen Blick auf das Feuer zu werfen. Vor Ort wurden sogar Bilder und Postkarten mit Motiven des Brandes verkauft. Das Alte Schloss war im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden, deshalb gab es im betroffenen Dürnitzbau-Flügel zahlreiche Hohlräume in Wänden und Decken. Nur durch das Gebäudeinnere konnten die Flammen direkt bekämpft werden, dicke Rauchschwaden erschwerten den Feuerwehrleuten Atem und Sicht. Am Morgen des 22. Dezember stürzte die Wand zwischen Südturm und Schlosskapelle ein. Mit sich in die Tiefe riss sie Ade und Wetzel, beide waren sofort tot. Wilhelm Uebele erlitt so schwere Verletzungen, dass er noch am Abend im Katharinenhospital starb.