Viva, Las Vegas! Arthur Abraham will als erster deutscher Kämpfer in der Hauptstadt der Box-Welt siegen. Dafür geht der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht beim WM-Kampf an diesem Samstag in Las Vegas ein hohes Risiko ein.

Las Vegas - Mächtig erhebt sich das MGM Grand am legendären Las Vegas Strip. Mit mehr als 5000 Zimmern gehört es zu den größten Hotels der Welt, doch es beherbergt in diesen Tagen nicht nur die Zocker und anderweitig Vergnügungssüchtigen. Sondern auch einen Sportler, der viel aufs Spiel setzt: Seinen WM-Gürtel. Seine Gesundheit. Seinen guten Ruf. Arthur Abraham (36) boxt in der Nacht zum Sonntag gegen den Mexikaner Gilberto Ramirez (24) – in der MGM Grand Garden Arena. Eine größere Bühne hat das Boxen nicht zu bieten. Nur deutsche Gewinner gab es noch keine in Las Vegas.

Schwergewichtler Axel Schulz hat es versucht, Mittelgewichtler Felix Sturm auch. Beide verloren ihre WM-Kämpfe umstritten nach Punkten: Schulz 1995 gegen George Foreman, Felix Sturm 2004 gegen Oscar De la Hoya. Nun erhält Arthur Abraham seine Chance. „Es ist der Traum von jedem Boxer, einmal seinen Namen in Neonlettern am Las Vegas Strip zu sehen“, sagt der WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht (bis 76,2 kg), „das Angebot, in dieser Stadt zu boxen, konnte ich unmöglich ablehnen.“

Weil er mit einem Erfolg Teil des lukrativen Box-Geschäfts in den USA werden könnte, wo viele Zuschauer bereit sind, für große Kämpfe eine extra TV-Gebühr zu bezahlen (Pay-per-view/in Deutschland bei Sky oder ranfighting.de). Das zahlt sich für die Kämpfer aus. Abraham träumt deshalb nicht von einem Duell in Deutschland gegen Felix Sturm oder einem fünften Treffen mit Robert Stieglitz, sondern von weiteren Kämpfen in den USA – zum Beispiel gegen den in Las Vegas lebenden WBC-Champion Badou Jack oder den britischen IBF-Weltmeister James DeGeale.

Ramirez verspricht Abraham einen harten Kampf

Das Problem: Seine zwei bisherigen Auftritte in den USA gingen gewaltig in die Hose – Abraham war im Rahmen des Super-Six-Turniers gegen die US-Stars Andre Direll (2010 in Detroit) und Andre Ward (2011 in Carson) komplett unterlegen. Nun kämpft er um seine letzte Chance. Der Gegner ist zwar nicht ganz so stark und erfahren wie Direll oder Ward, aber der beste Supermittelgewichtler ohne Titel. Und Gilberto Ramirez verspricht Arthur Abraham einen harten Kampf: „Im Ring wird es von der ersten bis zur letzten Sekunde Krieg geben. Es ist meine Bestimmung, Weltmeister zu werden.“

Nun gehören martialische Worte zu einem Boxkampf wie Handschuhe oder der Cutman, doch Ramirez hat noch mehr zu bieten – beeindruckende Zahlen. Der Mexikaner gewann alle 33 Profikämpfe, 24 davon durch Knockout. Im Schnitt steht er pro Kampf nicht mal fünf Runden im Ring, dank seiner Körpergröße (1,89 m) verfügt der Rechtsausleger über eine enorme Reichweite (1,91 m). Dazu kommt, dass ein Großteil der 15 000 Zuschauer den Herausforderer unterstützen wird. Viele Experten sind sich deshalb sicher: Ramirez kann Abraham schlagen.

Abraham muss seine Taktik ändern, um in den USA zu bestehen

Das alles weiß auch der Berliner, aus der Ruhe bringt es ihn nicht. „Ich bin in vielen Schlachten erprobt“, sagt er, „und mir liegt es, dass Ramirez nach vorne marschiert.“ Davon ist auch Promoter Kalle Sauerland überzeugt: „Ramirez hatte noch nie einen so schweren Gegner wie Abraham.“ Der allerdings seinen Stil ändern muss, um in den USA zu bestehen. Hier wollen nicht nur die Fans einen offenen Schlagabtausch sehen, sondern auch die Punktrichter. Abraham, der sich vor allem in den ersten Runden gerne hinter seiner Doppeldeckung verschanzt, muss diesmal von Anfang aktiv sein. Daran hat er mit Coach Ulli Wegner im Höhentrainingslager in Bulgarien und in der Sportschule Kienbaum gearbeitet. Beiden ist klar: Einen Weltmeister-Bonus wird es in Las Vegas nicht geben. Das hat ihm auch sein Idol Mike Tyson erklärt. „Du musst“, sagte der frühere Schwergewicht-Champion zu Abraham, „durch Knockout gewinnen.“

Und wenn es nicht klappt? Werden in Zukunft die Namen anderer Boxer in Neonlettern am Las Vegas Strip zu lesen sein.