Auf dem Weg zum nächsten Titel: Erkan Teper (Mitte) will auch beim EM-Kampf an diesem Freitag jubeln Foto: Thomas Goos Studio GmbH

Er gilt als Deutschlands bester Schwergewichtsboxer, in 14 Profikämpfen ist er ungeschlagen. Doch Erkan Teper ist schon 33 Jahre alt – und wartet noch auf seinen ersten WM-Kampf. An diesem Freitag kämpft er in Ludwigsburg gegen den Briten David Price um die EM-Krone.

Stuttgart - Ausgerechnet Muhammad Ali musste es sein. Der Griff in den Kleiderschrank hätte durchdachter sein können. Doch Erkan Teper mag eben dieses schwarze T-Shirt, auf dem in großen Lettern der Name des Größten im Boxsport prangt. Deshalb hat er es auch zur Pressekonferenz vor dem Europameisterschaftskampf an diesem Freitag (22 Uhr/Sky) in der Ludwigsburger MHP-Arena angezogen. Es sollte nicht anmaßend sein – dafür ist Teper zu bescheiden. Sein großes Vorbild ist ja auch Lennox Lewis. Die T-Shirt-Wahl war nur Zufall, hinter der aber auch ein bisschen Symbolik steckt. Denn der 1,95-Meter-Bär aus Ahlen weiß: Um den britischen Riesen David Price (2,03 Meter) zu bezwingen, muss er über sich hinauswachsen, quasi zum Größten werden.

„Er hat Vorteile mit seiner Reichweite von 2,08 Meter, aber ich habe den unbändigen Willen“, sagte Teper, „für mich zählt nur eines – der Sieg.“ Was nach der üblichen Kampfrhetorik von Profiboxern klang, hat beim 114-Kilogramm-Koloss eine besondere Bedeutung. Eine Niederlage gegen seinen 32-jährigen Gegner aus Liverpool darf sich Teper nicht erlauben. Denn nur wenn er ungeschlagen bleibt und den vakanten Europameister-Titel des Verbandes EBU holt, kann der Schützling von Trainer Oktay Urkal (45) auf einen WM-Kampf hoffen. So bliebe er trotz seiner 33 Jahre ein interessanter, gut zu vermarktender Boxer, dieser Mann mit der markanten Glatze und den Händen, die so groß sind wie Bratpfannen.

Teper will mehr

Mit 28 Jahren stieg der Deutschtürke erstmals zu einem Profikampf in den Ring, zuvor hatte der Spätberufene auf Amateurebene überzeugt. Nach seinem Debüt 2009 zog Teper nach Feuerbach. Der bekannte Boxtrainer Conny Mittermeier etablierte ihn bis 2013 bei den Berufsboxern, dann trennte sich Teper von seinem Coach. Die Karriere ging weiter. Der Höhepunkt folgte in Stuttgart: Im März dieses Jahres holte er sich den Interconti-Titel des Verbandes IBF in der Alten Reithalle gegen Johann Duhaupas (Frankreich). „Doch das ist Schnee von gestern“, sagte Teper. Jetzt geht’s gegen David Price (19 Siege, zwei Niederlagen). „Für mich ist es der größte Kampf in meinem Leben.“

Denn er hat es satt, sich immer nur durchboxen zu müssen – bei kleinen Kämpfen. Teper will mehr. Und so verwundert es nicht, dass er fit ist wie nie. „Erkan ist in bestechender Form“, bestätigte sein Trainer Urkal. Acht Wochen lang hat er Teper auf den EM-Kampf vorbereitet und ihm den russischen 2,07-Meter-Hünen Jewgeni Orlow (36) als Sparringpartner vorgesetzt. Mit Erfolg. „Ich weiß genau, was ich gegen Price tun muss“, tönte Teper, ohne ins Detail zu gehen.

Alexander Zastrow freut das. Der Promoter von Teper hat dasselbe Ziel wie sein Klient: „Irgendwann soll Erkan um die WM boxen.“ Alexander und Boris Zastrow sind mit ihrer Agentur Z-PromotionVeranstalter an diesem Freitag in Ludwigsburg. Die Stuttgarter Brüder verkaufen mit ihrer Firma Gustav Heess pflanzliche Öle in alle Welt. Und neuerdings auch Boxkämpfe. Für geschätzte 250 000 Euro haben sie sich den Kampf gesichert und dabei den großen Sauerland-Boxstall, bei dem Price unter Vertrag ist, überboten. Auch dafür möchte sich der Brite rächen: „Ich will mir diesen wichtigen Gürtel holen.“ Denn Sauerland hat mit dem Liverpooler große Pläne. Im Stadion an der Anfield Road soll Price um die WM kämpfen. Blöd, dass an diesem Freitag nur einer der Größte sein kann.