Setzt sich selbst eine Frist bis Sommer 2016: Boxer Firat Arslan Foto: Getty

Firat Arslan ist 44 Jahre alt, er weiß: Seine Zeit als Profi läuft ab. Deshalb will er die verbleibenden Monate nutzen. Um in Form zu bleiben – und noch einmal um die WM zu boxen.

Donzdorf - Wladimir Klitschko (39) ist der dominierende Boxer im Schwergewicht. Und trotzdem werden sie immer lauter und häufiger, die Fragen nach seinem Karriereende. Logisch, dass er sich auch selbst darüber Gedanken macht. „Ich habe Angst“, sagte er einmal, „nicht den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören zu finden.“ Firat Arslan hat keine Angst. Aber auch er beschäftigt sich mit seinem Abschied. Immer öfter.

Noch fühlt sich der Boxer aus Donzdorf fit. Sein Körper funktioniert, er sagt: „Ich habe in den letzten Kämpfen gezeigt, dass ich zur Weltspitze gehöre. Ich will unbedingt noch einmal um einen WM-Gürtel boxen. Jeder der vier Weltmeister ist ein möglicher Gegner.“ Bleibt nur die Frage, ob das die vier Champions auch so sehen.

WBO-Weltmeister Marco Huck, der Arslan schon zweimal geschlagen hat (im ersten Kampf umstritten, dann per Knock-out), bereitet sich nach der Trennung vom Sauerland-Stall auf seinen ersten Kampf in den USA am 12. Juni in Chicago gegen Krzysztof Glowacki (Polen) vor. Der Russe Grigory Drozd, der die einzige Niederlage seiner Karriere 2006 gegen Arslan kassierte, bestreitet am 22. Mai in Moskau den Rückkampf um den WBC-Titel gegen den Polen Krzystof Wlodarczyk.

IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez hat seit seinem knappen Punktsieg im August 2014 gegen Arslan keinen Kampf mehr bestritten. Zwar hofft der Donzdorfer auf eine Revanche, vorher müsste der Deutsch-Kubaner aber in einer Pflichtverteidigung gegen den starken Argentinier Victor Ramirez antreten. Vierter im Bunde ist der russische WBA-Champion Denis Lebedew, zu dem es bisher keine Verbindungen des Lagers von Arslan gibt. Dennoch ist dieser überzeugt: „Ich bin für jeden Weltmeister ein interessanter Kontrahent.“

Das Problem ist nur, dass die Uhr tickt. Unaufhörlich. Auch Arslan hat seit acht Monaten nicht mehr geboxt. Und sich nun eine Frist gesetzt. „Ich bin optimistisch, dass es spätestens im Sommer 2016 klappt mit einem WM-Kampf“, sagt der 44-jährige Ex-Weltmeister. Und wenn nicht? „Dann werde ich höchstwahrscheinlich zurücktreten. Ich kann ja nicht ewig irgendwelche kleinen Kämpfe bestreiten.“

Genau ein solcher steht jetzt an. An diesem Samstag trifft Arslan in Dachau bei einem Boxabend, den sein früherer Kontrahent Alexander Petkovic veranstaltet, auf den unbekannten Ungarn Gyula Bozai (41), Nummer 238 der Weltrangliste. „Wer rastet, der rostet. Ich muss etwas tun, sonst komme ich total aus dem Rhythmus“, sagt Arslan, der seinen Gegner nicht unterschätzt: „Bozai hat eine eigene Boxschule, ist ein kräftiger Typ. Und ich darf nicht verlieren, sonst war’s das. Das ist ein Risiko, aber ich bin nach drei Wochen intensiver Vorbereitung in guter Verfassung. Für einen WM-Kampf würde es zwar nicht reichen, aber schnelle acht Runden habe ich auf jeden Fall drauf.“

Danach könnte es noch zwei, drei weitere Aufbaukämpfe geben. Mehr nicht. „Mein Ziel bleibt es, Weltmeister zu werden“, sagt Arslan, „ist das nicht möglich, höre ich auf.“