Vom Schülerzeitungsschreiber am Werner-Heisenberg-Gymnasium zum Bestsellerautor: Rolf Böttcher alias Bov Bjerg Foto: Schlösser

Mit seinem zweiten Roman „Auerhaus“ steht Bov Bjerg seit Wochen in den Bestsellerlisten. An diesem Sonntag kommt der gebürtige Heininger „heim“. Vor seiner Lesung in Göppingen hat er einen früheren Schulkameraden getroffen.

Göppingen – - Sie haben in der Theater-AG gespielt und für die Schülerzeitung „Guckloch“ geschrieben. Die Zeit am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) in Göppingen war, vom Unterricht einmal abgesehen, für beide spannend. Nachdem sich ihre Wege getrennt hatten, trafen sich die Schulkameraden Rolf Böttcher, der als Bov Bjerg inzwischen zur Riege der Bestsellerautoren gehört, und Andreas Pflüger, der für die Stuttgarter Zeitung arbeitet, jetzt wieder, um über Bjergs Roman „Auerhaus“ – eine Geschichte über eine realexistierende Schüler-WG – zu sprechen.
Ähm, ich weiß gar nicht genau, ob ich jetzt Rolf oder doch besser Bov sagen soll.
Ich reagiere auf beides, obwohl mich mittlerweile auch meine Freunde Bov nennen.
Also, Bov, du hast mir 2008 nach deinem ersten Roman „Deadline“ versprochen, dich mit deinem zweiten Werk frühestens 2035 wieder zu melden. Wir haben aber erst 2016.
Sorry, aber ich hab’ mich beeilt, damit wir schneller wieder voneinander hören.
Akzeptiert. Zumal du ja jetzt auch zur Gilde der Romanschreiber gehörst.
Ja, das kann man so sagen. Schließlich sind für eine Wikipedia-Relevanz als Romanschriftsteller zwei selbstständige Veröffentlichungen notwendig.
Mit „Auerhaus“ bist du ja voll durchgestartet. Wie fühlt sich das denn an, in den Bestsellerlisten vertreten zu sein und regelmäßig fettes Lob von Kollegen zu bekommen?
Super natürlich. Mit solch einer Resonanz kannst du nicht mal im Traum rechnen. Planbar ist das schon gar nicht. Aber es ist auch wahnsinnig anstrengend, diesen ganzen Ruhm zu verwalten. Du kommst echt zu nix anderem mehr.
Bei „Deadline“ war das nicht ganz so.
Nein, aber mein Erstling war natürlich auch brutal anspruchsvoll. Wir haben nur 224 Exemplare verkauft.
Und trotzdem ist „Deadline“ vergriffen?
Der Rest der Auflage ist bei einem Lagerbrand draufgegangen. Selbst in Antiquariaten ist das Buch nicht mehr zu bekommen.
Um deinen Ruhm zu mehren, wirst du also bei leichter zugänglichen Texten bleiben?
Nö, das ist noch völlig unklar. Ich will mich weder auf eine Erzählart festlegen lassen, noch auf Inhalte. Was als nächstes kommt, ist offen, kann also was ganz anderes sein.
Kommen wir jetzt mal zu dem, was konkret da ist.Das „Auerhaus“ gab’s ja wirklich.
So ist es. Die Schüler-WG, um die es geht gab es wirklich. In einem Göppinger Stadtbezirk, den ich hier jetzt aber nicht namentlich nennen möchte. Das Auerhaus hieß Auerhaus, weil bei uns oft der Madness-Song „Our house“ lief. Für die Nachbarn war unser Haus deshalb das Auerhaus.
Auch sonst gibt es ebenso viele reale wie autobiografische Bezüge.
Das stimmt schon, aber es wurden fast alle Orte und Namen verfremdet. Ich wollte ja auch keinen Heimatroman schreiben, sondern eine lesenswerte Geschichte, die querbeet interessiert.
Also keine Abrechnung mit der Schulzeit, dem WHG und der Lehrerschaft?
Nein, überhaupt nicht. Es ging mir nicht um einen privaten Rachefeldzug. „Auerhaus“ ist ein Roman und damit Fiktion.
Aber es waren ja schon ein paar Gestalten darunter, an denen man sich berechtigterweise hätte rächen können?
Sicher. Über diesen Personenkreis können wir auch sehr gerne reden, aber ich will nicht, dass du darüber schreibst.
Okay, die Leute, die dabei waren, wissen ja eh, um wen es geht. Aber ist das auch für Außenstehende spannend?
Zumindest bei den Leuten, denen ich das Manuskript zum Probelesen gegeben habe, war das so. Und das waren keine Freunde oder Bekannten von früher. Die wären vermutlich keine guten Lektoren gewesen.
Und so ein WG-Thema kommt an?
Als ich im WHG aus „Deadline“ gelesen habe und nebenbei ein bisschen über unsere Wohngemeinschaft erzählt hab’, waren alle total aufmerksam. Das hat mich überhaupt erst auf die Idee für „Auerhaus“ gebracht.
Die Geschichte ist, wie du selbst sagst, leicht zugänglich. Sie hat viel sprachlichen Witz und tolle Schwenks. Aber das Ende ist nicht wirklich witzig.
Es ist ein bisschen wie in unserer Schulzeit. Du kannst das ganze nicht vom Schluss her beurteilen. Und du musst auch nichts in rosarot malen. Das Ende der Geschichte ist auch bei „Auerhaus“ weniger entscheidend als der Weg, der dich dorthin bringt.