In der Mitte das „Kleine Schwarze“: Elke Tubandt, Wilfried Kremer und Katalin Molnar (von links) mit einem der Modellkleider für die Maßanfertigung. Foto: Fritzsche

Die Secondhandboutique PragA feiert den fünften Geburtstag mit besonderen Aktionen für die Kunden. Am Mittwoch, 25. September, können die Besucher sich Prozente auf die angebotenen Kleider oder eine Tasse Kaffee erspielen.

S-Nord - Das beste Beispiel ist Katalin Molnar. Die 52-Jährige hat lange Jahre in der Hotelbranche gearbeitet. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie diesen Beruf nicht mehr ausüben – sie wurde arbeitslos. „Das Jobcenter hat mich zum Praktikum in die PragA-Boutique geschickt“, erzählt sie. Das war vor anderthalb Jahren. Daraus wurde dann ein Ein-Euro-Job. Heute arbeitet Katalin Molnar über eine weitere Arbeitsmaßnahme sozialversicherungspflichtig in der Secondhandboutique – und zwar in der Nähwerkstatt. „Das Schneidern ist mein Hobby, früher habe ich viel für meine Tochter genäht“, sagt sie. „Ich experimentiere gerne herum, und ich freue mich immer über das fertige Ergebnis.“

„Sie leisten unglaublich viel“

Die Boutique PragA ist ein Arbeitsprojekt des Caritasverbandes, in dem langzeitarbeitslose Frauen für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Seit 2008 können hier gut erhaltene Damenkleider abgegeben werden. „Wir sortieren sie und verkaufen sie zu einem kleinen Preis wieder“, sagt Elke Tubandt, die Projektleiterin. Ihr ist es wichtig, herauszustellen, welch gute Arbeit die Frauen in der Boutique leisten. „Es sind Frauen, die ihr Leben lang viel gearbeitet haben, Bildung und Engagement mitbringen“, meint sie. „Sie leisten unglaublich viel.“ Zehn Frauen arbeiten momentan in verschiedenen Maßnahmen des Jobcenters hier, noch einmal fast genau so viele sind ehrenamtlich dabei.

Elke Tubandt wünscht sich Stabilität

Seit drei Jahren gehören Elke Tubandt und Wilfried Kremer zum Team: Kremer ist ehrenamtlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „In den zehn Jahren hat sich eine gute Kundenbindung auf beiden Seiten entwickelt“, meint er. „Wir haben Leute, die uns immer wieder Kleidungsstücke spenden, und Leute, die immer wieder bei uns einkaufen.“ Die Boutique ist auch ein kleiner Treffpunkt an der Heilbronner Straße geworden: mittwochs kommt etwa die Gymnastikgruppe aus dem gegenüberliegenden Stadtteil- und Familienzentrum vorbei, um nach dem Kurs noch einen Kaffee gemeinsam zu trinken. Wenn sich Elke Tubandt eines wünschen könnte, dann wäre es Stabilität, was die politischen Rahmenbedingungen der Arbeitsverhältnisse in der Boutique angeht. „Es kostet einfach Kraft und Zeit, sich immer wieder auf etwas Neues einzustellen“, sagt sie. „Wir hatten ursprünglich 20 Plätze, dann wurde das gekürzt auf 15, dann auf 10, dann auf 5, dann kamen wieder fünf dazu.“

Zweimal im Jahr Modenschauen

Nun wird aber erst einmal das fünfjährige Bestehen gefeiert. Dazu finden in der Woche vom 24. bis 28. September besondere Aktionen statt: Am Dienstag, 24. September, kann man sich durch die Boutique führen und sich das Konzept erläutern lassen. Am Mittwoch darf um Prozente gewürfelt werden: mit einem eigens hergestellten Würfel können die Besucher sich Prozente auf die angebotenen Kleider oder eine Tasse Kaffee erspielen. Am Samstag beginnt um 11.30 Uhr eine Herbstmodenschau. „Wir veranstalten zweimal im Jahr Modenschauen, die sehr gut besucht sind“, sagt Tubandt. Man müsse hinterher fast darum kämpfen, die Kleidungsstücke kaufen zu können, so großer Andrang herrsche.

Am Donnerstag dreht sich alles um Etuikleider: Die Nähwerkstatt hat verschiedene Etuikleider in unterschiedlichen Schnitten und Längen angefertigt. Diese werden an Schaufensterpuppen ausgestellt. Wem eines der Kleider gefällt, der kann es als Maßanfertigung bestellen. „Zu einem bezahlbaren Preis“, sagt Elke Tubandt. Genäht werden die Kleider von Katalin Molnar – die übrigens auch außerhalb der Jubiläumswoche auf Bestellung näht. „Tischdecken, Schürzen, Blusen – alles“, sagt sie und lacht.