Mehrmals schon bei „Ninja Warrior“, nun auch bei den süddeutschen Boulder-Meisterschaften: der Möhringer Moritz Hans. Foto: Günter Bergmann

Schwingen, hangeln und sich vor allem gut festhalten: In Stuttgart fanden am Wochenende die süddeutschen Meisterschaften im Bouldern statt. Mit dabei: der TV-Star Moritz Hans.

Eine Minute vor dem Ablaufen der Zeit ertönt eine laute Sirene. Nun also die letzte Chance. Die Kletterer hangeln sich noch einmal an der Wand entlang, aus der viele farbige Kunststoffknubbel ragen. Finger und Füße suchen Halt, von einem dieser Griffe zum nächsten, Körper pressen sich gegen den steil in die Höhe ragenden Parcours, dies alles in teils akrobatischer Schräglage. In der Hektik gelingt nicht mehr jeder Zug – und somit auch nicht das „Top“. Sprich: das Erreichen des Zielgriffs.

 

Einer, der die finalen Anstrengungen seiner Konkurrenten recht entspannt verfolgt, ist Moritz Hans. Der Möhringer, der durch seine Auftritte bei den Fernseh-Quotenbringern „Ninja Warrior“ und „Let’s Dance“ nationalen Bekanntheitsgrad erlangt hat, hat in der Qualifikation der süddeutschen Meisterschaften kaum Mühe. Alle sechs Routen bewältigte er, fünf davon im ersten Versuch, ohne jeden Absturz – in der Branche jeweils ein sogenannter Flash.

Moritz Hans zieht mit fünf „Flashs“ ins Finale ein

Mit fünf dieser „Flashs“ zieht Hans in das Finale der Titelkämpfe ein, die an diesem Samstag in der Zuffenhausener Kletterhalle „Rockerei“ ausgetragen werden. Insgesamt haben sich 95 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingefunden. In organisatorischer Hinsicht sei „das ist immer ein gutes Miteinander“, sagt der Betriebsleiter Michael Fink. Gemeinsam mit dem baden-württembergischen Landesverband des Deutschen Alpenvereins richten die Rockerei-Verantwortlichen die Meisterschaft aus.

„Das Ziel ist es, möglichst viele Tops in möglichst wenigen Versuchen zu erreichen“, erklärt Fink. Je weniger Abstürze, desto mehr Punkte gibt es. Vier Minuten lang haben die Sportler an den verschiedenen Stationen jeweils Zeit, den Zielgriff zu erreichen. Begonnen wird an einer vorgegebenen Position. Wenn die Startsirene ertönt, klettert aber niemand sofort los. Zuerst greifen die Athleten zu einem langen Holzstab, an dessen Spitze eine Bürste angebracht ist – eine Art überdimensionale Zahnbürste. Damit säubern sie die Griffe und entfernen Handschweiß- sowie Magnesiumreste, welches die Boulderer zur besseren Griffigkeit nutzen.

Große Säcke des weißen Pulvers sind steter Begleiter der Sportler. Das Magnesium soll die Hände trocken halten. „Die Luft wird man heute Abend sehen – also zumindest die ganze Kreide darin“, sagt Fink. Nachdem alle Griffe sauber sind, beginnt die Analysephase. Wie gehe ich diese Route an? Wo lauern Tücken? Worauf muss ich achten? Und erst danach geht es los mit dem Klettern.

Immer wieder neue Routen, immer wieder etwas Neues

„Es wird nie langweilig, ich muss immer wieder neue Wege finden“, sagt Hans. „Man wird immer vor neue Herausforderungen gestellt.“ Jede Boulder-Route sei anders. Für den aktuellen Wettbewerb wurde die Halle drei Tage vorher geschlossen, um neue Routen, die keiner der Sportler kennt, anzubringen. Nach der Qualifikation werden sogar noch einmal neue Routen für das Finale angebracht. „Du hast nie dieselbe Situation zweimal“, weiß Hans.

In der Endrunde, welche lediglich zehn Männer und zehn Frauen in getrennten Wettbewerben erreichen, stößt dann auch er an Grenzen. Der Möhringer toppt nur eine der vier Finalrouten. Am Ende springt für ihn der vierte Platz heraus. Kim Marschner aus Schorndorf gewinnt die Meisterschaft zwischen Vertretern aus Baden-Württemberg und Bayern. Bei den Frauen siegt Charlotte Schiefer aus Ellwangen. Stärkste Stuttgarterin ist Lina Marx auf Rang zwölf. Die Besten sind für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert, welche vom 7. bis 9. Juli in Duisburg stattfinden werden.

Wenn sogar der große Zeh wichtig wird

Worauf es in der Trendsportart ankommt? Griffigkeit in den Fingern, Kraft in den Armen, Körperspannung und „Köpfchen“ brauche es beim Bouldern, erläutert Moritz Hans. „Aber auch der große Zeh kann ganz wichtig sein.“ Denn mit jedem Körperteil dürfen sich die Sportler an die Wand pressen und für Stabilität sorgen. Die Mischung aus Koordination, Technik, Athletik und Kraftausdauer macht den Reiz am Bouldern aus, ein Boom der Branche ist seit Jahren zu erkennen.

„Wie man als Familie früher zum Bowlen gegangen ist, kommt man heute in die Boulderhalle“, sagt Michael Fink. In seiner Rockerei werden die Finalrouten noch ein paar Wochen angeschraubt bleiben, sodass auch Hobbysportler sich an diesen versuchen können. „Die Zugänglichkeit beim Bouldern ist enorm hoch“, sagt er. Zudem findet er: „Es macht mehr Spaß, als in ein Fitnessstudio zu gehen.“ Ohne Seil klettert man in einer maximalen Höhe von viereinhalb Metern. Das Verletzungsrisiko sei selbst ohne Vorkenntnisse gering. Und für die „Profis“, für die in diesem Moment erneut die Sirene ertönt, sowieso.