Artistisch: eine Teilnehmerin geht in der Porsche-Arena die glatte Wand hoch. Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

Klettern live: 3500 Besucher verfolgten am Samstag in der Porsche Arena, wie internationale Sportkletterer in kürzester Zeit und mit viel Technik und Muskelkraft eine vier Meter hohe Wand durchsteigen. Der Standort Stuttgart ist für die Veranstalter dank der großen Kletterszene im Land besonders beliebt.

Stuttgart - Tempo, Tempo: Der Kanadier Sean McColl konnte seine Bestzeit vom vergangenen Jahr am Samstagabend sogar um zwei Sekunden verbessern. Der 28-Jährige benötigte gerade mal 24 Sekunden, um die Boulderroute im Finale durchzuklettern und somit seinen Titel zu verteidigen.

Beim Bouldern, also dem Klettern ohne Seil in einer Höhe von bis zu vier Metern, geht es aber nicht nur um Schnelligkeit. Vor allem Kraft und Geschicklichkeit spielen eine große Rolle.

Das zeigte sich auf spannende Weise beim Finale der Frauen. Gleich mehrere Versuche brauchte die US-Amerikanerin Megan Mascarenas bis sie sich mit den Beinen voran über das Ende der Wand schieben und den Knopf auslösen konnte, der signalisierte, dass sie am Ziel ist. Für ihre Leistungen erhielten beide Sieger ein Preisgeld in Höhe von 4000 Euro.

Bevor am Samstag 65 Athleten aus 23 Nationen in der Stuttgarter Porsche Arena ihr Können in dieser Spezialdisziplin des Sportkletterns zeigten, hatten am Freitag Amateurkletterer die Chance, sich für das Finale zu qualifizieren. Mehr als 125 Teilnehmer hatten sich im Vorfeld dafür angemeldet und damit die Teilnehmerzahl des vergangenen Jahres überstiegen.

Der Trend zum Klettern ohne Seil

Der Trend zum Klettern und Bouldern hält offenbar weiterhin an. Allein in diesem Jahr hat sich das Angebot an Kletterhallen im Raum Stuttgart stark vergrößert. Im Frühjahr erweiterte die Kletteranlage des Deutschen Alpenvereins auf der Waldau (DAV) ihren Boulderbereich. Im August eröffnete in Vaihingen die Boulderhalle „Café Kraft“.

Die große Nachfrage und die Begeisterung für den Klettersport sind auch dafür verantwortlich, dass der vom Sportartikelhersteller Adidas veranstaltete Kletterwettkampf mittlerweile seinen festen Standort in Stuttgart hat. „Stuttgart-Schwaben ist die zweitgrößte DAV-Sektion in Deutschland und eine echte Kletterhochburg. Für uns ist Stuttgart deshalb der ideale Austragungsort“, sagt Sonja Güldner-Hamel vom Organisationsteam von „adidas Rockstars“. Für sie steht fest, dass der Wettkampf auch weiterhin hier stattfinden wird: „Sollte die Porsche Arena an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen, haben wir nebenan gleich die Schleyerhalle, auf die wir ausweichen können“, sagt sie.

Das Besondere: die Begegnung mit Profi-Kletterern

Die Begegnung mit den Profi-Kletterern ist es, die eine Teilnahme an dem Wettbewerb so spannend macht. „Dass Amateure gegen Spitzensportler antreten können, gibt es so in keinem anderen Sport“, sagt der 28-jährige Peter Barth aus Esslingen, der am Freitag selbst mitgeklettert ist und den 36. Platz belegte.

Dass er sich das Finale nur von der Tribüne aus anschauen konnte, findet er nicht schlimm: „Es geht vor allem darum, dabei gewesen zu sein. Jetzt ist es super interessant zu sehen, wie die Profis die schwierigen Boulderprobleme lösen“, sagt er. Bei den Damen schaffte es die 19-Jährige Lilli Kiesgen aus Bad Vilbel (Hessen) in die finale Qualifikationsrunde der Kletterprofis. Der aus Pforzheim stammende Luis Gerhard verpasste mit dem vierten Platz knapp den Einzug ins Finale.

Wie sich am Samstagabend jedoch zeigte, ist es nicht völlig aussichtslos, vom Amateurwettkampf ins Profi-Finale zu kommen. Die 19-jährige Slowenin Julija Kruder belegte vor zwei Jahren den ersten Platz bei den Amateuren.

In diesem Jahr war sie eine der sechs Finalistinnen. Nach zwei Runden musste sie sich dabei zwar der großen Konkurrenz geschlagen geben, erhielt aber dennoch ein Preisgeld von 250 Euro.