Spender Reiner Lochmann (links), Hans-Joachim Knupfer (oben) und Wolfram Berner weihen den Infopunkt ein. Foto: Werner Kuhnle

Die Bürgeraktion Bottwartalbahn hat am früheren Halt Hof und Lembach eine Infotafel sowie historische Signale aufgestellt.

Großbottwar-Sauserhof - Wo heute beim Sauserhof Radfahrer und Fußgänger unterwegs sind und im „Bahnhöfle“ zur Stärkung einen Stopp einlegen, schnaufte noch bis Ende der 1960er-Jahre die Bottwartalbahn. Bis auf den Namen des Biergartens erinnerte seither aber nichts an diese Vergangenheit und die Haltestelle „Hof und Lembach“. Nicht nur die Gleise sind weg, auch das Häusle am damaligen Bahnsteig wurde modernisiert und ist nicht mehr als solches erkennbar.

Seit dieser Woche können Radfahrer und Fußgänger aber in die Historie eintauchen. Denn die Bürgeraktion Bottwartalbahn hat ihrem Bahnwanderweg, der zwischen Marbach und Beilstein mit einem Dutzend Elementen bestückt ist, ein weiteres Kapitel hinzugefügt. So klärt nun eine Infotafel über den „Weinbahnhof“ beim Sauserhof auf. Der trug zwar von Anfang an den Namen „Hof und Lembach“, vor der Inbetriebnahme der Bahn 1894 war aber zunächst im Gespräch gewesen, den Halt „Lichtenberg“ oder „Hof – Lichtenberg“ zu nennen. Doch die Lembacher setzten sich durch, sodass eben doch der damals eigenständige Ort Hof und Lembach zum Namensgeber wurde.

Station hätte beinahe „Lichtenberg“ geheißen

„Aus heutiger Marketing-Sicht wäre natürlich auch Lichtenberg interessant gewesen“, sagt Wolfram Berner von der Bürgeraktion. Zumal der Haltepunkt von Beginn an auch vor allem Touristen zum Ein- und Ausstieg diente. Doch nicht nur das: Auch Weinfässer wurden hier für ihre Reise unter anderem nach Stuttgart auf einem kurzen, separaten Ladegleis mithilfe eines handbetriebenen Krans verladen. Daher auch die Bezeichnung „Weinbahnhof“.

Angebracht ist die neue Infotafel an einem originalen Eisenbahnpfosten, der auch den Kilometer 10,5 bis Marbach anzeigt. Und wenige Meter weiter erinnern weitere Signale an die Bottwartalbahn. Auf weißen Schildern prangen groß die Buchstaben L und P, dazu die Zahlen 1 und 5. „Das L steht für Läuten, das P für Pfeifen“, erläutert Hans-Joachim Knupfer von der Bürgeraktion die Bedeutung. Heißt: Der Lokführer musste aufgrund der Straßenquerung sowohl läuten, was in näherer Umgebung zu hören war, als auch pfeifen, was weithin auf den Zug aufmerksam machte. Und weil das so wichtig war, sind gleich drei „L“ angeschraubt. „Das heißt, der Lokführer musste läuten, bis ein nächstes Schild diese Vorgabe wieder aufhob“, so Knupfer weiter. Die Zahlen 1 und 5 stehen für die Geschwindigkeitsbegrenzung: Fuhr die Bahn eigentlich maximal 30  Stundenkilometer waren hier aufgrund der Querung 15 erlaubt. Die jetzt installierten Tafeln stammen zwar nicht von der Bottwartalbahn, aber auch mindestens 50 Jahre alt. „Die sind bundesweit einheitlich und daher sinngemäß original“, so Knupfer.

Weitere Attraktionen sind geplant

Stifter der Infotafel ist Reiner Lochmann, der den Bahnhof 2004 gekauft und dann renoviert hat. In dem Gebäude hat er nun seinen Elektrobetrieb – womit er eins von nur ganz wenigen dieses Bautyps in Württemberg mit Leben füllt. „In Pfullingen-Süd und in Haag bei Künzelsau gibt’s noch baugleiche Gebäude“, sagt Wolfram Berner. Auch in Kleinbottwar hatte dieser Einheitstyp I, die kleinste vorhandene Bauform, gestanden, wurde aber Ende der 1960er abgerissen.

Weitere Attraktionen auf dem Bahnwanderweg plant die Bürgeraktion Bottwartalbahn in Murr, Steinheim, aber auch in Heilbronn-Süd und Sontheim. Für Talheim kam zudem bereits eine Zusage. Details möchten die Initiatoren aber noch nicht verraten.