Beim alten Steinheimer Bahnhof ist der Treffpunkt gewesen. Hier könnte einmal ein zweigleisiger Knotenpunkt entstehen – inklusive Anbindung ans Busnetz.An der Bottwartalkellerei soll die Bahn auf der Straße vorbeirollen. Foto: Werner Kuhnle

Experten haben vor Ort an neuralgischen Punkten erläutert, wie eine Schienentrasse durchs Bottwartal aussehen könnte.

Bottwartal - Eine neue Bahn durchs Bottwartal? Das hält der eine oder andere immer noch für einen Witz. Die Trasse sei doch stellenweise schon überbaut, Häuser lägen viel zu nah an der Strecke und der Radweg wäre futsch, halten Skeptiker den Befürwortern einer solchen Verbindung entgegen. Doch Wolfram Berner und Hans-Joachim Knupfer von der Bürgeraktion Bottwartalbahn haben auf verschiedenen Veranstaltungen erläutert, dass und vor allem: wie es gehen könnte. Bei einer öffentlichen Radtour am Freitagnachmittag von Steinheim zum Sauserhof zeigten sie zusammen mit ihrem Mitstreiter Oliver Kämpf ihre Lösungsansätze erstmals auch vor Ort an neuralgischen Punkten auf.

Zum Beispiel am alten Bahnhof der Urmenschstadt, wo sich die Fachleute einen zweigleisigen Knotenpunkt vorstellen können – inklusive Anbindung ans Busnetz. „Das wäre schnell und sicher. Der Bus könnte mit der Türseite dort halten, wo die Bahn steht. Die Passagiere müssten weder Gleise noch Straßen überqueren“, betonte Hans-Joachim Knupfer, der seit 30 Jahren an der Bottwartalbahn forscht.

Aber wie geht es weiter? Schließlich stellt sich im Anschluss die Ortsdurchfahrt in den Weg. Doch auch dafür haben die Experten in ihrer Vorstudie eine Lösung. Der Zug rollte einfach über die Straße und den abgeflachten Steppikreisel, der Verkehr wird per Ampel geregelt. Wobei Zug das falsche Wort ist. „Es geht um eine Regionalstadtbahn, also eine Art aufgemotzte Straßenbahn“, betonte Hans-Joachim Knupfer. Man spreche von einem Fahrzeug, das locker auf und neben einer Straße seine Kreise ziehen könne. „Zudem ist die Bahn länger als ein Gelenkbus. Da passen Fahrräder, Kinderwagen und ganze Schülergruppen rein“, erklärte Knupfer den rund 15 Teilnehmern an der kleinen Tour. Zugleich brauche das Personen-Transportmittel wenig Platz. Genau genommen nur um die 3,60 Meter in der Breite.

Was sich an der Engstelle beim evangelischen Gemeindehaus Arche als Plus erweist, wo sich als zusätzliches Erschwernis mehrere Wege kreuzen. „Die Bahn ist kaum breiter als ein Bus. Wo ein Bus fahren kann, kann auch eine Bahn fahren“, beteuerte Hans-Joachim Knupfer. Auch vor der Arche müsse der Verkehr via Ampel gesteuert werden, wobei die Schiene stets Vorfahrt habe. „Wir erfinden nichts Neues. Das gibt es bereits in anderen Städten wie Stuttgart“, erläuterte der Leonberger. „Unsere Vorstudie basiert auf Erfahrungen aus anderen Kommunen, die nachträglich in eine schon bebaute Siedlungsstruktur eine Bahntrasse gelegt haben“, stellte auch Wolfram Berner klar. Gegenüber einem kritisch nachfragenden Teilnehmer beteuerte Knupfer zudem, dass sich der vorhandene Radweg nur punktuell wie bei der Arche die Straße mit der Bahn teilen müsse. Ansonsten sollten die Gleise in aller Regel neben dem Radweg entlangführen. Am evangelischen Gemeindehaus dann rechts davon, damit die Anwohner nicht über Gebühr belastet werden. Unabhängig davon würden aber, wo nötig, auch Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, betonte Wolfram Berner am Rande der Tour auf Nachfrage.

Wichtig sei auch, die Trassen für Pedaleure und Schienen-Fahrzeug optisch zu trennen, was je nach Sektor per Zaun oder Reflektoren im Boden geschehen könnte. Letzteres wäre beispielsweise auf dem langen, breiten Teilstück zwischen Kleinbottwar und Großbottwar als Fahrbahnteiler eine Option. Fahrbahnteiler deshalb, weil hier nach Ansicht der Experten genügend Platz zur Verfügung steht, um zwei getrennte Trassen komplett auf dem vorhandenen Feldweg führen zu können.

Direkt über die Straße soll die neue Bahn hingegen in Kleinbottwar aus dem Abschnitt zwischen den Sportplätzen auf der einen und den Stangenwiesen auf der anderen Seite rollen. „Das funktioniert“, versicherte Hans-Joachim Knupfer. Die Bewohner müssten bei der Ausfahrt aus ihren Grundstücken nur ebenso achtgeben, wie sie auch jetzt schon den vorbeiziehenden Auto- und Fußgängerstrom im Blick haben müssten. An den Straßenkreuzungen würden wieder Ampeln für Sicherheit sorgen. Vor dem Parkplatz der Bottwartalhalle könnten die Passagiere ein- und aussteigen. Gleich drei Haltepunkte schweben der Bürgeraktion in Großbottwar vor: beim Edeka, bei der Kellerei und beim Kreisel am Ortsausgang Richtung Oberstenfeld. Einen Knotenpunkt mit zwei Gleisen auf der ansonsten durchgängig eingleisigen Strecke könnten sich die Fachleute hinter dem Edeka vorstellen. E-Busse würden die Leute von hier unter anderem in die Teilorte kutschieren. Den Weg hinauf zur Kelter soll die Bahn auf dem heutigen Fußweg zurücklegen. Verabschieden wollen sich Hans-Joachim Knupfer und Wolfram Berner von den Plänen, die Bahn per Tunnel unter der Kelter durchzulotsen. „Das kostet achtmal so viel“, winkte Knupfer ab. Wieder soll stattdessen auf die Straße ausgewichen werden, wo die „Züge“ mit dem normalen Verkehr mitschwimmen.

Die Ideen für den gesamten Streckenverlauf von Marbach bis Heilbronn wollen die beiden Experten nun schriftlich ausarbeiten und dann ins Netz stellen. „Heute bei der Radtour ging es darum, exemplarisch zu zeigen, wie es funktionieren könnte“, sagte Wolfram Berner.