Dierk-Christian Vogt, Kardiologe, Internist und Sportmediziner, läuft seit 25 Jahren jedes Jahr einen Marathon. Foto:  

Was der Marathon-Mann, Kardiologe und Sportmediziner Dierk-Christian Einsteigern vor und während des Rennens beim Bottwartal-Marathon empfiehlt: Medizincheck und Spaß haben.

 

Dierk-Christian Vogt ist ein wahrer Marathon-Mann. Der Kardiologe und Sportmediziner läuft seit 25 Jahren einmal im Jahr über die magischen 42,195 Kilometer. Auch die diversen Strecken des Bottwartal-Marathons, der an diesem Wochenende stattfindet, sind ihm vertraut. Der 62-Jährige war bereits auf der Halbdistanz und beim Urmensch-Ultra über die 52 Kilometer dabei. „Es geht durch eine wunderschöne Landschaft, ist aber auch sehr hügelig und nicht zu unterschätzen“, sagt er.

 

Laufen ist aber nicht nur seine private Leidenschaft. Vogt ist Kardiologe, Internist und Sportmediziner, weiß, was er seinem Körper zumuten kann, und möchte auch andere Läufer für das richtige Gespür sensibilisieren und für seinen Sport begeistern. Ein Marathon ist für das Herz-Kreislauf-System eine extreme Herausforderung. Der Mensch geht dabei an Grenzen, vor allem Richtung Mitte und Ende des Laufes. Die Erschöpfung ist da, der Energieverbrauch und die Kreislaufbelastung sind hoch, die Stresshormonwerte immens. Marathon ist für viele Menschen aber zum Symbol zur Selbstüberwindung geworden. Dazu braucht es Ausdauer, Geduld und die mentale Stärke, nicht aufzugeben, auch wenn der berüchtigte Hammer kommt.

An das Laufen im großen Feld muss man sich erst gewöhnen. Foto: avanti/Ralf Poller

Bevor man sich auf die Vorbereitung auf diese Extrembelastung einlässt, rät Vogt zu einer Untersuchung beim Hausarzt. Es muss nicht gleich der Herzspezialist sein. „Gerade Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und vor allem bei hohem Cholesterin und ehemalige Raucher oder mit Familienangehörigen mit Herz-Kreislaufkrankheiten sollten sich vor intensiven Belastungen checken lassen“, sagt der Experte. So kann ein EKG Hinweise auf angeborene Herzerkrankungen liefern. Vor einem derartigen Stresstest sollte auch ein Belastungs-EKG durchgeführt werden. Kardiologen empfehlen Herzultraschall-Untersuchungen, die man allerdings selbst bezahlen muss. „Aber ein Sport-Herzcheck kostet nicht viel mehr als ein paar neue Laufschuhe“, sagt Vogt.

Sport-Herzcheck kostet nicht viel mehr als neue Laufschuhe

Dierk-Christian Vogt ist ein erfahrener Sportmediziner, betreut beispielsweise die Eishockey-Mannschaft der Steelers in Bietigheim und war jahrelang Sprecher der AG 32 Sportkardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Und welche Tipps hat er für die Annäherung an die Königsdisziplin des Laufens? „Wichtig ist es, sich behutsam heranzutasten“, sagt Vogt. Die Muskeln und das Kreislaufsystem müssen sich an die neuen Belastungen gewöhnen. Anfängern rät er, sich auf die Grundlagenausdauer zu konzentrieren, auch Lauferfahrene sollten mindestens ein halbes Jahr davor mit der intensiveren Vorbereitung beginnen und beispielsweise wie im Vorfeld des Bottwartal-Marathons an Trainingsläufen mitmachen, um ein Gespür für den Kurs zu bekommen.

Der Behauptung, ein Marathon sei nicht gesund für den Körper, kontert er mit den positiven Aspekten eines vernünftigen Trainings, bei dem man nicht zu schnell zu viel wollen darf. Laufen stärkt das Herz, verbessert die Durchblutung und reduziert das Risiko für Schlaganfälle und Bluthochdruck und viele andere Erkrankungen wie Demenzs oder Krebs. „Im Schnitt leben Marathonläufer länger als Menschen, die das nicht machen“, sagt der Mediziner.

Trotz Strapazen Spaß haben

Was muss man dann auf der Strecke durch das Bottwartal beachten? Es sei für viele Einsteiger schon mal eine neue Erfahrung, in einem großen Feld zu laufen. „Man sollte versuchen trotz all der Strapazen Spaß zu haben und zu genießen, gerade was auch die Landschaft angeht“, sagt er. Erst beim Lauf werde den meisten bewusst, was diese Entfernung bedeutet. „Besonders schön ist es, dass man in einen Flow kommt“, sagt der passionierte Läufer. Das Erlebnis erster Marathon ist nämlich nicht wiederholbar.

Auch wichtig: Sich nicht über die Zeit definieren. „Ich halte wenig davon, auf den letzten eineinhalb Kilometern noch das Letzte rauszuholen – dann lieber mit einem breiten Lächeln über die Ziellinie gehen“, sagt Dierk-Christian Vogt. Der Ehrgeiz sollte nicht im Vordergrund stehen. Es gehört ja inzwischen fast schon zum guten Ton, einen Marathon gelaufen zu sein. „Es geht nicht darum, eine Bucketlist abzuarbeiten, sondern etwas für die Gesundheit zu tun“, sagt er.

Bei Unwohlsein auf einen Start verzichten

Und wann sollte man auf einen Start beim Marathon verzichten? „Wenn man sich körperlich nicht gut fühlt. Die Annahme, dass man das bisschen Erkältung weglaufen kann, ist falsch und gefährlich“, sagt der Kardiologe. In Italien und Frankreich muss man ein medizinisches Attest vorlegen – in Deutschland nicht. Deshalb sollte man bei Unwohlsein nicht antreten, auch wenn man zwei Jahre Vorbereitungszeit oder im Falle des New York Marathons schon Geld investiert hat. Hadern hilft da nicht – sich auf den nächsten Lauf zu freuen schon.

Nachmeldung für Bottwartal-Marathon möglich

Nachmeldungen
Der Halbmarathon ist ausgebucht. Nachmeldungen für den Marathon sind gegen eine Startgebühr von 55 Euro bis 8 Uhr am Sonntag möglich. Weitere Infos unter www.bottwartal-marathon.de.

Party auf dem Parkplatz
Neben der üblichen Verpflegung rund um Start und Ziel bieten die Veranstalter ein kleines Straßenfest mit Essens- und Getränkeständen auf dem Parkplatz Kloster an.

Sperrungen
Sämtliche Straßen, die Teil der Laufstrecke sind, sowie dahinter liegende „gefangene Straßen“ werden voll gesperrt und können während der Veranstaltung nicht befahren werden. Besonders zu beachten ist, dass die Laufstrecke während der gesamten Veranstaltung nicht gequert werden kann. Weitere Infos unter: www.stadt-steinheim.de/rathaus-politik/aktuelles-aus-dem-rathaus