Die erste Fahrt des BOB fand am 6. September 2010 statt. Nach drei Jahren Betrieb zieht der Bürgerverein eine positive Bilanz. Foto: privat

Vor drei Jahren wurde der Ortsbus ins Leben gerufen. Der Bürgerverein feiert im September das Ereignis.

Botnang - Der Botnanger Ortsbus (BOB) feiert nächsten Monat seinen dritten Geburtstag, und momentan erfährt er einen so großen Zuspruch wie noch nie zuvor. Im Juni nahmen innerhalb einer Woche zum ersten Mal mehr als 250 Gäste das Angebot wahr. Nach einem etwas holprigen Start haben die Botnanger den BOB nun endgültig für sich entdeckt.

Die Geschichte des Botnanger Ortsbusses beginnt 2004. Inspiriert vom Bürgerbus in Salach, der ein Jahr zuvor seinen Betrieb aufnahm, forcierte Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle als damaliger Vorsitzender des Bürgervereins das Projekt in Botnang. 2005 wurde es konkreter. „Aufhänger war damals eine Vorlage der Stadtverwaltung zum Thema Ortsbusse in Stuttgart“, sagt Stierle. Darin sei von einem Bedarf in Bad Cannstatt, Degerloch und Botnang die Rede gewesen. „Überall dort, wo die Bürger mehr als 600 Meter zu einer Bus- oder Stadtbahn-Haltestelle laufen mussten, konnte man sich einen Ortsbus vorstellen. Und das ist bei uns an vielen Stellen der Fall.“ Vor allem die älteren Damen und Herren aus den Höhenlagen hätten schon damals keine Möglichkeit gehabt, ohne Auto in die Ortsmitte zu gelangen. Doch Geld für die Umsetzung des Ortsbus-Konzepts gab es von der Stadt keines.

Also riefen schließlich die Botnanger im Jahr 2006 einen eigenen Runden Tisch ins Leben – mit Schultes Stierle, dem ehemaligen CDU-Bezirksbeirat Dieter Göggel, weiteren Kommunalpolitikern von CDU und FDP sowie dem Gewerbe- und Handelsverein und Busunternehmer Udo Nehr. Die Herren beschlossen erst einmal, alle Botnanger zu befragen, ob denn überhaupt Bedarf an einem Ortsbus bestehe. „Für die Statistiker war der Rücklauf sehr gut“, sagt Stierle. 615 Bürger hätten sich beteiligt; 4,5 Prozent der Fragebögen seien zurückgekommen. Das Ergebnis war eindeutig: Ein Ortsbus ist gewünscht.

Spender und Sponsoren gesucht

Fortan wurden Spender und Sponsoren gesucht, um zuerst einmal einen einjährigen Betrieb auf Probe auf die Beine zu stellen. Vor allem durch die Zuwendung eines Botnangers in Höhe von 15 000 Euro war es möglich, die Finanzierung zu stemmen. Insgesamt waren 24 000 Euro als Startkapital vonnöten. Der größte Brocken entfiel auf die Leasingraten des Busses.

Am 6. September 2010 war es dann soweit: Der Ortsbus ging in Trägerschaft des Bürgervereins in Betrieb. Sieben ehrenamtliche Fahrer lenkten zu Beginn den BOB auf zwei Routen durch den Stadtbezirk. „Alle 30 Minuten steuerte der Bus damals die Ortsmitte an. Heute ist es alle 15 Minuten. Das ist eine deutliche Verbesserung“, sagt Juergen R. Spingler, der Vorsitzende des Bürgervereins. Nach und nach hätten die Fahrer die Routen optimiert. Mittlerweile gebe es insgesamt vier Stück, die sich in Form eines Kleeblattes durch den Bezirk schlängeln. Dieses System hat sich bewährt – wie auch der Ortsbus selbst.

Zu Beginn fuhren zwar nicht einmal 100 Botnanger pro Woche mit dem BOB, doch im Laufe der Zeit nahmen immer mehr Bürger das Angebot wahr. 2011 wurden 6610 Fahrkarten verkauft. Das reichte, um den Probebetrieb zu beenden und den BOB weiterfahren zu lassen. Der Bürgerverein bekam einen günstigen Kredit in Höhe von rund 25 000 Euro beim örtlichen Gewerbe- und Handelsverein und konnte somit den Bus kaufen. „Seit 2012 sind wir nun wieder schuldenfrei“, sagt Spingler.

Werbung auf BOB ist eine zusätzliche Einnahmequelle

Zudem konnte Ende vergangenen Jahres auch die Frequenz des BOB erhöht werden. An sechs Vor- und zwei Nachmittagen war der Bus bislang unterwegs. Drei weitere Nachmittage kamen nun hinzu. Möglich sei dies nur durch die Bereitschaft der mittlerweile 16 ehrenamtlichen Fahrer gewesen, sagt Juergen R. Spingler.

Die Mehrfahrten machen sich auch an den Fahrgastzahlen bemerkbar: In den ersten 30 Wochen dieses Jahres sind fast schon so viele Botnanger mit dem BOB gefahren, wie im gesamtem Jahr 2011. 6170 Fahrkarten wurden verkauft, das sind rund 1200 Tickets mehr als im Vergleichszeitraum 2012. Der Bürgerverein ist zufrieden – auch mit den Einnahmen. Es sei nun kein Problem, die Betriebskosten in Höhe von etwa 1200 Euro im Monat durch den Verkauf der Fahrkarten zu decken. Die Werbung auf und im BOB sei deshalb eine zusätzliche Einnahmequelle, die man nun versuche als Rücklage anzusparen. 13 Werbeflächen seien auf und sechs im Bus belegt, sagt Spingler. „Wir nehmen dadurch rund 12 000 Euro im Jahr ein.“

10 000 Euro hat der Vorstand des Bürgervereins kürzlich zweckgebunden für den Ortsbus als erste Rücklage gebildet. Und das ist auch zwingend notwendig, denn „wir peilen jetzt die nächste Stufe an“, sagt Spingler. Der BOB habe mittlerweile mehr als 91 000 Kilometer zurückgelegt. „Den Verschleiß merkt man dem Auto einfach an“, sagt Stierle. In den nächsten zwei bis vier Jahren wolle man nun einen neuen Bus kaufen. „Wie wir das Geld dafür bis dahin zusammenbekommen, müssen wir noch schauen“, sagt Spingler.

Erst einmal wird aber am Samstag, 28. September, der dritte Geburtstag des BOB im Rahmen des Magazinfestes der Freiwilligen Feuerwehr gefeiert. „Das Programm erarbeiten wir gerade noch“, sagt Spingler.