Im Februar 2014 stehen wieder Jugendratswahlen an. Bis dahin sollen auch in Botnang genügend Kandidaten gefunden worden sein. Foto: z

Mädchen und Buben zeigen wenig Interesse an einer Mitarbeit in dem politischen Gremium.

Stuttgart-Botnang - Jugendliche für Kommunalpolitik zu begeistern, kann zu einer Herkulesaufgabe werden. Diese Erfahrung mussten Mina Smakaj und Thomas Campanella machen. Die stellvertretende Bezirksvorsteherin und der Mitarbeiter des Jugendtreffs kümmern sich seit sechs Jahren um die potenziellen und die gewählten Jugendräte – mal mehr und mal weniger erfolgreich. „Vier Jahre lang hatten wir einen Jugendrat in Botnang. 2012 ist leider keiner zustande gekommen“, berichtete Mina Smakaj in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. 13 Kandidaten hätte man gebraucht, um eine Wahl durchführen zu können, lediglich fünf Jugendliche hätten sich aufstellen lassen. Dennoch hätten die Mädchen und Jungen in einer Jugendrat-Projektgruppe kommunalpolitische Luft schnuppern können. Dazu hatten sie keine Lust. „Sie wollten lieber an den Sitzungen des Jugendrats im Stuttgarter Westen teilnehmen“, sagte Mina Smakaj.

Das liege daran, dass sich das Leben der Jugendlichen hauptsächlich dort abspiele, wo sie zur Schule gingen. Und das sei eben vornehmlich im Westen. Ohne eine weiterführende Schule in Botnang werde sich das auch nicht ändern, vermutete der FDP-Stadtrat Matthias Oechsner.

„Zu wenig Erfolgserlebnisse“

„Jetzt kam der Vorschlag aus dem Jugendrat im Westen, sich mit dem Gremium in Botnang zusammenzuschließen“, sagte Mina Smakaj. „Aus unserer Sicht ist es eine politische Entscheidung, ob es weiterhin einen Jugendrat in Botnang geben soll.“ Mark Bachofer von der SPD hielt nichts von einer Fusion: „Unser Jugendrat würde in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.“

Das sahen die anderen Kommunalpolitiker ähnlich und wollten deshalb prüfen lassen, ob in einem gemeinsamen Gremium nicht ein paar Sitze für die Botnanger Jugendlichen zu reservieren seien. Ein entsprechender Antrag soll in der nächsten Sitzung des Bezirksbeirats am Dienstag, 19. März, formuliert werden. Dennoch überlegten die Kommunalpolitiker schon einmal, wie man wieder mehr Jugendliche aus Botnang für die politische Arbeit begeistern könnte. „Ich glaube, die Jugendlichen haben während der zweijährigen Legislaturperiode zu wenig Erfolgserlebnisse“, sagte Christl Offner-Hofstetter von den Freien Wählern. Die Bezirksbeiräte waren sich am Ende einig, dass man den Jugendlichen definitiv Themen und Projekte vorgeben müsse.

Jugendräte ohne Visionen

Diese Idee begrüßten auch Mina Smakaj und Thomas Campanella. Bei den ehemaligen Jugendräten hätten sowohl das Engagement als auch die regelmäßige Teilnahme an den Sitzungen zu wünschen übrig gelassen. Vielleicht helfe es, die Jugendräte mehr einzubinden, und sie dazu zu verpflichten, die Arbeit des Bezirksbeirats kennen zu lernen.

Leider sei es in der Vergangenheit so gewesen, dass es selten Jugendräte mit Visionen gegeben hätte. Viele hätten ein Fußball-Turnier oder einen Graffiti-Wettbewerb organisieren wollen, sagte Thomas Campanella. „Das hat aber nichts damit zu tun, die Jugendlichen an die Politik heranzuführen“, stellte Botnangs Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle fest.