Die ausgesetzte Perserkatze muss noch aufgepäppelt werden, bevor sie vermittelt werden kann. Foto: Thomas Siurkus

Vor dem Tierheim werden fast täglich Tiere ausgesetzt. Derzeit warten rund 800 auf ein neues Zuhause.

Botnang - Die Perserkatze miaut schwach. Zusammengekauert liegt sie ganz hinten im Käfig und reckt sich. Ihr Körper ist abgemagert, das Fell zerzaust. Sie hat eine Nierenerkrankung und ihr Herz macht Probleme. Einen Namen hat sie zwar nicht, aber immerhin jemanden, der sich um ihr Wohlergehen bemüht: die Helfer des Tierheims in Botnang.

Gefunden wurde die Katze am Sonntag von einem Paar in Bad Cannstatt. Sie war ausgesetzt worden. Ein Schicksal, das sie mit tausenden anderen Tieren in Stuttgart teilt. Ausgesetzt an Parkplätzen, in der Bahn oder direkt vor dem Tierheim. „Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht ein Tier vor unserem Tor steht“, sagt Marion Wünn, Leiterin des Tierheims. Sonntagabend zum Beispiel hatte sie es mit einer Massenaussetzung zu tun. Wünn fand 21 Katzen im Gebüsch vor dem Tierheimtor abgelegt: 17 kleine und vier ausgewachsene. Alle befanden sich in einem schlechten Zustand und litten an einer unbekannten Krankheit. Zwei der Katzen starben noch in der Nacht, die anderen befinden sich nun in Quarantäne. Die Tierheimleiterin vermutet, dass sich die Katzen unkontrolliert vermehrt hatten, dass der Besitzer damit überfordert war und er sich am Ende gezwungen sah, sie auszusetzen.

Noch häufiger kommt es vor, dass Tiere vor dem Urlaub ausgesetzt werden, da die Besitzer für sie keinen Platz in einer Pflegestelle finden konnten. „Die Tierhalter kümmern sich meist viel zu spät um eine Unterbringungsmöglichkeit für ihre Tiere“, bedauert Wünn. Die preiswerten Tierhotels seien dann meist ausgebucht, und es blieben nur noch Luxushotels übrig, deren Tagessätze schon mal bei 40 Euro oder sogar mehr liegen könnten. „Beim Geld hört bei vielen die Tierliebe auf.“ Für manche bestehe die letzte Möglichkeit dann nur noch darin, die Tiere auszusetzen.

„Wir haben eine Vermittlungsquote von 95 Prozent“

Persönlich abgeben wollen die Halter ihre Tiere dann oft deshalb nicht, weil sie die Frage nach dem Warum scheuen. Es gibt aber Leute, die ihre Tiere im Tierheim anständig abgeben. Als häufigste Gründe werden Todesfälle, Umzug, Schwangerschaft, Partnerwechsel oder Überforderung genannt. Manchmal bekommt Marion Wünn jedoch auch zu hören, dass der Tierhalter einfach keine Lust mehr hat. „Das ist wenigstens eine ehrliche Antwort. Da kann man was mit anfangen“, sagt Wünn. Diese Aussage ist ihr viel lieber, als dass der Besitzer sein Tier aussetzt, denn das erspart dem Tierheim viel Arbeit. Bei einem ausgesetzten Tier müsse man nämlich zuerst alle Informationen, Angewohnheiten und mögliche Erkrankungen herausfinden. Das koste alles viel Zeit und im schlimmsten Fall das Leben der Tiere.

Die eingangs erwähnte Perserkatze ist mittlerweile über den Berg. Im Tierheim wird sie noch mal untersucht, geimpft und weiter aufgepäppelt, bevor sie in etwa drei bis vier Wochen vermittelt werden kann. Immerhin: Die Chancen stehen gut, dass sie ein neues Zuhause findet. „Wir haben eine Vermittlungsquote von 95 Prozent“, sagt die Tierheimleiterin.