Warnung per Aufkleber: Die Polizei hinterlässt bei Bewohnern ihre Botschaften. Foto: StN

Nach der Festnahme bosnischer Wohnungseinbrecher werden weiterhin die Geschädigten und Tatorte gesucht.

Stuttgart - Wem gehört das auffällige Opernglas? Wem die Jack-Daniels-Flasche mit den gesammelten Geldmünzen? Wem der alte Hundertmarkschein der Württembergischen Notenbank? Trotz der Festnahme von bosnischen Einbrechertrupps nach einer Serie von Wohnungseinbrüchen bleibt die Herkunft zahlreicher sichergestellter Beute ungeklärt. „Auf die Veröffentlichung von Bildern gab es bisher noch keine Rückmeldung“, sagt Polizeisprecherin Daniela Waldenmaier.

Beim Abgleich vergangener Wohnungseinbrüche in der Landeshauptstadt sind diese Gegenstände jedenfalls nicht aufgelistet – was darauf hindeutet, dass die ermittelten Tätergruppen in einem größeren Umkreis aktiv gewesen sind. Von dort fehlen bisher noch die Rückmeldungen. In den vergangenen Tagen sind eine sechsköpfige Bande sowie eine dreiköpfige Gruppe gefasst worden, die über Monate im Großraum Stuttgart auf Einbruchstour gewesen sein sollen. Außerdem wurde in der Innenstadt ein mutmaßlicher Hehler festgenommen, der Beutestücke in Südosteuropa absetzte.

Die Spuren führen dabei in die zentralbosnische Großstadt Zenica, aus der auffällig viele der ermittelten Tatverdächtigen stammen. Die Arbeitslosenquote dort ist mit über 50 Prozent die höchste in Bosnien – das Leben dort wird auf anderen wirtschaftlichen Wegen organisiert. Die Ermittlungen zu den offenbar sehr gut organisierten Strukturen dauern an.

Ungewöhnliche Aufklärungsaktionen der Polizei

Dabei sind auch Täter aus anderen osteuropäischen Staaten am Werk. Die Serie der Wohnungseinbrüche reißt jedenfalls nicht ab. Die Polizei reagiert mit ungewöhnlichen Aufklärungsaktionen – mit Warnungen an Ort und Stelle. So fand ein Wohnungsinhaber in der Schwarenbergstraße im Stuttgarter Osten einen Aufkleber an der Tür: Eine Präventionsstreife habe festgestellt, dass die Haustür geöffnet gewesen sei. Dies mache es Dieben und Einbrechern leichter, „in Ihre Räume einzudringen oder Ihre Abwesenheit festzustellen“. Der Bewohner stellte fest,dass die Haustür offenbar von Handwerkern im Zuge einer Renovierung offen gelassen und nach Feierabend vergessen worden war. Er durfte aufatmen: Die Einbrecher hatten sich stattdessen ein Haus ein paar Hundert Meter entfernt im Raitelsberg ausgesucht.

In der Nacht zum Montag hatten Einbrecher im Stuttgarter Osten andere Objekte im Visier: Aus einem Geschäft in der Neckarstraße ließen die Täter mehrere Mobiltelefone und Bargeld mitgehen. Und in der Wagenburgstraße hatten sich Eindringlinge eine Bäckerfiliale ausgesucht. In der Backstube nahmen sie zielgerichtet einen Tresor ins Visier, den sie brachial aus seinen Halterungen am Fußboden herausbrachen. Die Täter entkamen mit mehreren Hundert Euro.