Der Schriftzug wird nach zehn Jahren neu bespannt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nach gut zehn Jahren bekommt der Schriftzug am Bosch-Parkhaus eine neue Oberfläche. Die Arbeiten erlauben spannende Einblicke: Wie sieht es im Inneren der Buchstaben aus?

Stuttgart - Die schmale Tür an der Rückseite des Bs sieht man schon, wenn man im Boschparkhaus hinter der Leuchtschrift parkt. Doch warum sollte man diese öffnen, was verbirgt sich dahinter? Diese Frage stellt sich wohl kaum jemand, der seinen Wagen abstellt und zur Messe beziehungsweise zum Flughafen eilt. Hans Schmelzle von der Firma Westinform kennt das Geheimnis. Er hat den Schlüssel für die Tür, die in einen ganz besonderen Rotlichtbereich führt: ins Innere der sechs Meter hohen Buchstaben des Schriftzuges, der an dem über die Autobahn wie eine Brücke gespannten Parkhaus prangt.

Das Innenleben der Schrift bleibt den Nutzern verborgen

Zurzeit stehen die Türen offen, das Parkhaus ist geschlossen. Die Mitarbeiter der Firma Westinform sind im Inneren der Buchstaben unterwegs. Es ist nach gut zehn Jahren Zeit für eine umfassende Wartung der Leuchtbuchstaben. Die Oberfläche wird ausgetauscht, die ohnehin jährlich anstehende Reinigung läuft ebenfalls. Was von Ferne wirkt wie eine feste glatte Oberfläche, ist tatsächlich straff gespannter Stoff: „Die Konturen sind aus Stahlblech, vorne sind sie mit einer Plane bespannt“, erläutert Joachim Rösen, der Lichttechnikexperte in der zentralen Bauabteiligung der Firma Bosch. Der Buchstaben von innen hat etwas von einem riesengroßen Keksausstecher, mit Folie überzogen. Auf dem Boden des Parkdecks liegt eine Rolle der besagten Plane: Sie fühlt sich kaum dicker an als das Lastwagenplanen-Material, aus dem die Anfang des Jahrtausends in Mode gekommenen Umhängetaschen sind. „Sie halten eine Schlagkraft von bis zu zwei Tonnen aus“, sagt Hans Schmelzle, bevor er die Tür zum S öffnet. Im unteren Bauch des S wird offenbar, wie alles funktioniert: Stufen und Leitern folgen den Krümmungen des Buchstabens. Auf den geraden Abschnitten sind Plattformen, die Arbeiter stehen im schaurig-schummrigen Rotlicht der LED-Beleuchtung. Von innen lösen sie die Schrauben, mit denen die Plane vorne auf die Buchstaben gespannt sind. „Die Plane kommt stramm drauf, dann ziehen wir noch mal sieben Millimeter an“, erklärt Schmelzle.

Der Lärm der Autobahn dröhnt herauf

Wem es beim Blick durch das O des Schriftzugs auf die unten durchrauschenden Fahrezeuge noch nicht schummrig geworden ist, dem wird es sicher schwindelig, wenn er die Zahlen hört: Ein Buchstabe des rot gehaltenen Wortes Bosch ist etwa acht Meter hoch und wiegt rund vier Tonnen, erläutert Joachim Rösen, der Lichttechnikexperte in der zentralen Bauabteilung bei der Firma Bosch. Er kennt alle Details der Wort-Bild-Marke, wie der Schriftzug in der Fachsprache heißt: Insgesamt ist die 105 Meter breit, 55 Meter davon entfallen auf das Bosch-Logo. Der sogenannte Anker – das Symbol der Firma Bosch neben dem Schriftzug – hat einen Durchmesser von knapp zwölf Metern und wiegt an die zwölf Tonnen. Seit Ende 2007 hängen die Buchstaben an beiden Stirnseiten des über die Autobahn 8 beim Flughafen gespannten Parkhauses. „Wir wollten ein Zeichen setzen, ein Zeichen der Verbundenheit mit der Region“, erläutert Joachim Rösen das Engegament, das sich Bosch angeblich einen zweistelligen Millionenbetrag hat kosten lassen. Man habe lange rumexperimentiert und sei dann auf die Lösung mit der Plane gekommen, die von innen mit 18 000 roten LED-Lichtern beleuchtet wird. „Das war damals noch nicht Standard, aber wir haben den richtigen Weg gewählt“, so Lichttechnikexperte.

Die Plane habe noch keine Schäden, der Ausfall bei den LEDs liege im Promillebereich. „Wir wollen aber kein Risiko eingehen und das Material jetzt austauschen, bevor irgendwann mal Schäden entstehen“, erläutert Rösen. Für die Autofahrer werde hinterher kein Unterschied zu sehen sein. Zehn Tage dauert die Sanierung an den Stirnseiten. Bis dahin steht vor der sogenannten Word-Bild-Marke ein Gerüst.

Die Arbeiten laufen nun bei Eiseskälte in luftiger Höhe. Der Termin im Spätherbst hat jedoch einen guten Grund: Im Sommer herrschten in den Buchstaben Temperaturen von 60 bis 70 Grad, sagt Rösen, da sei an das Arbeiten darin nicht zu denken. Eine Belastung für die Techniker ist jedoch in jeder Jahreszeit gleich hoch: Der Lärm, der von der Autobahn her dröhnt.