Die Mitarbeiter in Schwäbisch Gmünd – das Bild stammt von 2017 – haben sich heftig gegen den Stellenabbau gewehrt. Foto: 7aktuell.de/Andreas Friedrichs

Vor rund drei Jahren hat Bosch die ZF Lenksysteme komplett übernommen. Jetzt baut der Technologiekonzern seinen Geschäftsbereich um. Für die Betroffenen ist es bitter. Aber es ist nicht nur negativ, meint Inge Nowak.

Stuttgart - Erst Schwäbisch Gmünd und Bietigheim-Bissingen, jetzt Bremen. Der Zulieferer Bosch strukturiert seine Werke, in denen Lenksysteme hergestellt werden, um. Sowohl im Schwäbischen, wo es schon seit Längerem eine Einigung gibt, als auch im hohen Norden ist der Umbau mit einem nicht unerheblichen Personalabbau verbunden. Grund für die aus Sicht der betroffenen Mitarbeiter wenig erfreulichen Maßnahmen ist zum einen die technologische Entwicklung: Moderne Autos haben elektrische Lenkungen, mit denen nicht nur Sprit gespart wird, sondern die zudem Fahrerassistenzsysteme unterstützen. Hydraulische Lösungen bei der Lenktechnik werden dagegen zurückgedrängt.

Es gibt einen weiteren Grund: den Wettbewerb. Auch wenn der weltweite Automobilmarkt wächst, der Kostendruck auf die Zulieferer nimmt zu. In keiner anderen Branche soll es so viele Ergänzungstarifverträge geben wie bei den Zulieferern. Mit dem Segen der Gewerkschaft werden so Lohnkosten reduziert. Darüber hinaus hat es viele Unternehmen an osteuropäische Billiglohnstandorte getrieben. Bosch, die Lenksysteme nach Ungarn verlagern, sind da beileibe keine Ausnahme. Rund 40 Prozent der Beschäftigten, hat das Stuttgarter IMU-Institut bereits 2016 herausgefunden, arbeiten für die Zulieferer bereits von Osteuropa aus. Dieser Trend wird sich kaum aufhalten lassen.

Er ist ja auch nicht nur negativ. Wer Standardprodukte billiger im Ausland fertigt, sichert so die Beschäftigung für die Entwicklung neuer und die Fertigung höherwertigerer Produkte hierzulande. Trotzdem gibt es eindeutige Verlierer, weil Umbaumaßnahmen meist mit einem nicht unerheblichen Arbeitsplatzabbau verbunden sind. Dass die hiesigen Unternehmen über Fachkräftemangel klagen, hilft den Betroffenen da wenig – meist ist weder ihr Alter noch ihre Qualifikation gefragt.