Sexueller Missbrauch von mindestens sieben Kleinkindern wird dem ehemaligen Azubi einer privaten Kita seit Dienstag am Landgericht Stuttgart vorgeworfen. Foto: dpa

Wieder kommt ein Missbrauchsfall vor Gericht. Diesmal soll sich der Azubi einer Kita an Kleinkindern vergangen haben. Erkenntnisse wird der Prozess kaum bringen - die Öffentlichkeit ist außen vor.

Stuttgart - Sexueller Missbrauch von mindestens sieben Kleinkindern wird dem ehemaligen Azubi einer privaten Kita in Schwieberdingen bei Ludwigsburg seit Dienstag am Landgericht Stuttgart vorgeworfen. Nach Angaben des Landgerichts Stuttgart hat der Angeklagte die Taten zum Teil auch gefilmt und fotografiert. Er hat sie demnach bereits eingeräumt.

Medien und Zuschauer wurden am Dienstag für den Verlauf des Verfahrens ausgeschlossen. Zwar sei das Interesse der Öffentlichkeit an dem Fall berechtigt und groß, sagte die Vorsitzende Richterin Cornelie Eßlinger-Graf. Es überwiege aber der Schutz der Opfer, wie auch des heranwachsenden Angeklagten. Der 21-Jährige leide unter einer Autismus-Form, dem Asperger-Syndrom, womit es ihm kaum möglich sei, sich in der Öffentlichkeit zu äußern.

Was ist bekannt über den Angeklagten?

Er ist 21 Jahre alt. Im blauen T-Shirt, mit Vollbart und schulterlangen blonden Haaren nahm er am Dienstag auf der Anklagebank Platz. In der Kita machte der Deutsche zunächst ein Praktikum, zum Schuljahr 2016/2017 wurde er hier Azubi zum Erzieher. Am 6. April 2018 wurde er festgenommen. Vor Gericht gab er am Dienstag an, eine Ausbildung an einem Berufskolleg für Elektronik aufgenommen zu haben. Laut Gericht leidet der junge Mann unter einer Autismus-Form, dem Asperger-Syndrom, womit es ihm nicht möglich ist, sich in der Öffentlichkeit zu äußern.

Was weißt man über die Vorfälle?

Als der Fall im April bekannt wurde, tauchte zunächst die Zahl von 16 möglicherweise betroffenen Kleinkindern auf. Angeklagt ist der 21-Jährige jetzt wegen teils schwerem sexuellen Missbrauch von sieben Kindern im Alter von unter drei Jahren. Passiert sein soll das Ganze zwischen März 2016 und März 2018. Laut Gericht hat er die Taten zum Teil auch gefilmt und fotografiert. Auf seinem Computer wurden etliche Kinderpornos gefunden.

Was ist bekannt über den Einfluss von Kinderpornos?

Deren massenhafte Verbreitung im Internet ist nach Ansicht eines Experten oft Auslöser von sexuellem Missbrauch an Kindern. „Menschen, die die Fantasie entwickeln, ein Kind zu missbrauchen, nutzen oftmals auch Missbrauchsabbildungen beziehungsweise Kinderpornografie“, sagte Professor Frederic Vobbe von der SRH-Hochschule Heidelberg. „Sie senken so ihre eigenen Tathemmungen. Es gibt einen Gewöhnungseffekt. Eigens verübte Übergriffe werden bagatellisiert.“

Was weiß man über die Kita?

Bezahlt wird die Kita von Bosch, die dort ihren Mitarbeitern Plätze für deren Kinder anbietet. Aktuell werden dort 75 Kinder bis drei Jahre betreut, im Kindergarten darüber sind es 35 Kinder bis sechs Jahre. Direkt nach den Vorfällen habe es drei Abmeldungen gegeben, sagte ein Firmensprecher. Ermittlungen gegen die ehemalige Leiterin wegen möglicher Beihilfe durch Unterlassen wurden laut Staatsanwaltschaft eingestellt. Der Verdacht habe sich nicht erhärtet. Inzwischen gibt es einen neuen Betreiber, viele Mitarbeiter konnten bleiben. Die Nachfrage nach Plätzen bleibe hoch, die Eltern erhielten jede Hilfe, die sich bräuchten, hieß es. Die Vorfälle würden mit dem neuen Betreiber, den Eltern und externen Experten aufgearbeitet.

Für das Verfahren hat das Landgericht Stuttgart zunächst fünf Verhandlungstage bis zum 9. Oktober angesetzt.