Die Firmen im Land dürfen fast für lau eigene Netzwerke mit dem Mobilfunkstandard 5G errichten. Dieser Innovationsturbo ist für sie ein Geschenk, meint Daniel Gräfe. Jetzt müssen sie ihn auch möglichst schnell nutzen.
Stuttgart - Was für ein Geschenk für die Industrie im Land! Ob Auto- und Maschinenbauer, Pharma- oder Chemiebranche: Sie alle dürfen fast für lau eigene Netzwerke mit dem Mobilfunkstandard 5G errichten und bekommen damit einen Innovationsturbo in die Hand. Sie erhalten die Datenhoheit, können sich besser gegen Hackerangriffe schützen und günstiger produzieren. Vor allem aber können sie schon jetzt die Vorteile des zukunftsweisenden 5G-Netzes erproben, das Dinge und Menschen verbindet: die höhere Geschwindigkeit und Flexibilität, die kurzen Reaktionszeiten.
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Telekom, Vodafone & Co. haben in Deutschland Milliarden für den Erwerb von 5G-Lizenzen gezahlt, nun sind sie in diesem Fall die Gelackmeierten, weil sie einen Teil ihrer möglichen Geschäftskunden verlieren. Allen anderen Unternehmen hat der Bund jedoch einen klaren Wettbewerbsvorteil beschert: In anderen Staaten können Unternehmen nicht selbst eigene 5G-Netze errichten, sondern müssen sich nach dem Tempo der Netzbetreiber richten. Auch die Industrie im Land hat oft den schleppenden Netzausbau und die lahme Netzpolitik beklagt. Jetzt kann sie für ihre Zukunftstechnologien die eigene Abkürzung nutzen.
Dabei sollten sie keine Zeit verlieren. Das gilt gerade für die schwächelnde Autoindustrie, die bei der E-Mobilität ins Hintertreffen geraten ist und an den Lasten der selbstverschuldeten Dieselkrise leidet. Jetzt erhält sie die Chance, auch künftig ganz vorne mitzufahren. Dabei sollte sie ihre Mitarbeiter allerdings von Anfang an einbeziehen. Denn das Zusammenspiel von Maschinen und Menschen wird mit 5G viel enger werden und die Arbeit sich rasant verändern. Am Ende aber hängt auch bei 5G der Erfolg von zufriedenen Beschäftigten ab.