Bosch-Chef Volkmar Denner. Foto: AFP

Bosch-Chef Volkmar Denner will in Rekordzeit einen riesigen Konzern klimafreundlich umbauen. Das ist alarmierend und wohltuend zugleich, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Der traditionsreiche Bosch-Konzern ist für vieles bekannt, aber sicher nicht für Panikmache. Bevor sich das Unternehmen mit Aussagen oder Ankündigungen an die Öffentlichkeit wagt, prüft es diese lieber noch ein zweites und drittes Mal, um auch ganz sicher zu gehen. Auch die drastische Beschleunigung beim Klimaschutz, die Konzernchef Volkmar Denner nun ankündigte, hat Bosch ein Jahr lang geprüft, ehe Denner nun ankündigte, dass der Konzern bereits innerhalb weniger Monate klimaneutral wirtschaften will. Schließlich gefährde der Klimawandel nicht weniger als die „Stabilität der Welt“.

Was tun jetzt die anderen?

Man würde sich wünschen, dass die Umweltpolitik in Deutschland öfter den Blick auf die wirklich großen Herausforderungen richtet, anstatt sich in kleinteiligem Gezänk über Millionstel Gramm Stickoxid hinter dem Stuttgarter Neckartor zu verlieren. Denners Ankündigung ist alarmierend und wohltuend zugleich: Alarmierend, weil seine Analyse sich auf Fakten über die Folgen des Klimawandels stützt. Und wohltuend, weil sie die Erwartung weckt, dass sich durch moderne Technik gegensteuern lässt, die zwar ihren Preis hat, aber keineswegs dazu führen muss, dass Deutschland seinen industriellen Standard zurückschrauben muss. Im Gegenteil: Das ökologische und das gesellschaftliche Klima werden durch moderne Technologien weit besser geschützt als durch ein naives Zurück zur Natur.

Natürlich gibt es auch einige Fragezeichen an der Strategie: Das Risiko, Ökostrom einzukaufen, ohne dass sich dadurch der Strommix ändert, geht auch Bosch ein. Doch die Strategie ist durchgreifend. Sie sendet ein klares Signal auch an andere Unternehmen, den Klimawandel zum Anlass zu nehmen, die Wirtschaft in einem bisher ungeahnten Maß hin zur Umweltfreundlichkeit zu entwickeln.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de