Mönchengladbach muss gegen Köln einen Rückschlag einstecken. Foto: AFP/INA FASSBENDER

So schnell kann es gehen. Am Mittwoch waren die Kölner beim Pokal-Aus in Regensburg noch die Deppen, drei Tage später gewinnen sie überraschend das Derby in Gladbach. Auch weil die Borussia einige Stars schonte.

Mönchengladbach - „Derbysieger, Derbysieger“ jubelten die Kölner Profis hüpfend nach dem unverhofften 2:1 (1:1) gegen eine B-Elf von Borussia Mönchengladbach. Nach dem ersten Derbysieg seit drei Jahren sprinteten die Gäste drei Tage nach dem blamablen Pokalaus beim Zweitligisten Jahn Regensburg in die leere Fankurve, schnappten sich die Eckfahne und wedelten glückselig mit dem FC-Trikot. Die Laune von Gladbachs Trainer Marco Rose näherte sich dagegen dem schlechten Wetter an. Der Coach hatte sich verzockt. Mit einer Zweitbesetzung nach gleich sieben Änderungen in der Startelf kam die Borussia vom Erfolgsweg ab und verlor erstmals nach drei Jahren wieder ein Derby gegen den FC.

Ein Doppelpack von Elvis Rexhbecaj (3. Minute/55.) bescherte Gladbach-Coach Rose im vierten Derby die erste persönliche Niederlage im Duell mit dem FC, der sich weiter Luft im Kampf gegen den Abstieg verschaffte. Das Team von Trainer Markus Gisdol gewann drei der vergangenen vier Bundesligaspiele und liegt als Tabellen-14. nach 20 Spieltagen acht Punkte vor einem direkten Abstiegsplatz.

FC-Keeper Timo Horn: „Richtige Reaktion gezeigt“

„Wir haben die richtige Reaktion gezeigt. Wir tun uns gegen die großen Mannschaften leichter, weil wir nicht das Spiel machen müssen. Der Derbysieg tut ganz Köln, den Fans, uns als Verein und uns als Mannschaft unheimlich gut“, sagte FC-Keeper Timo Horn beim TV-Sender Sky und fügte hinzu: „So müssen wir in den nächsten Wochen weitermachen. Dann bin ich ganz sicher, dass wir da weiter rauskommen.“ Matchwinner Rexhbecaj sprach nach dem Pokal-K.o. von einer „Wiedergutmachung“ und freute sich auf eine „schöne Busfahrt“.

Gladbach hingegen wurde bei der Aufholjagd auf die Champions-League-Ränge unsanft ausgebremst und verlor erstmals in diesem Jahr ein Pflichtspiel. Das vierte Saisontor von Florian Neuhaus (16.) war im 126. Rhein-Derby zu wenig für die Gladbacher, die mit 32 Punkten weiter auf dem siebten Platz liegen. Sorgen muss sich die Borussia zudem erneut um Denis Zakaria machen, der verletzt vom Feld musste. Der Schweizer, der den Gladbachern im Sommer bei einem Wechsel einen hohen zweistelligen Millionenbetrag einbringen könnte, war schon im vergangenen Jahr monatelang ausgefallen.

„Köln hat gekämpft und gespielt, wie man ein Derby spielen muss. Meine Jungs sind 120 Kilometer gelaufen, aber in den entscheidenden Situationen hatten wir zu oft das Nachsehen“, haderte Rose, der die vielen Wechsel zum Ende einer Englischen Woche nicht als Grund für die Pleite ansehen wollte: „Ich glaube nicht, dass wir deswegen das Spiel verloren haben. Es ging in Teilbereichen um das Thema Haltung, wo Köln uns voraus war. Wir schenken zwei Tore her.“

Unordnung in der Defensive

Defensiv war sein Team zu Beginn noch ungeordnet, als der Außenseiter überraschend in Führung ging. Zakaria war früh zu weit aufgerückt, was Ondrej Duda einen Steilpass auf Rexhbecaj ermöglichte, der Gladbach-Keeper Yann Sommer keine Chance ließ. Danach hatte die Borussia zwar erheblich mehr Ballbesitz, machte daraus aber zu wenig. Nach einer guten Viertelstunde gelang durch einen von Kölns Jorge Meré ins eigene Netz abgefälschten Weitschuss von Neuhaus immerhin der Ausgleich. Damit war das 19. Bundesligaspiel mit mindestens einem Tor der Borussen perfekt. Solch eine Serie, die aktuell nur vom FC Bayern München (33) übertroffen wird, war den Gladbachern zuletzt 1985/1986 gelungen.

Ansonsten passierte außer der Feldüberlegenheit der Borussen bis zur Pause nicht mehr viel. Die beiden einzigen Schüsse in der ersten Halbzeit, die auf das gegnerische Tor kamen, gingen auch ins Netz. Auch nach dem Wechsel machten es die spielerisch limitierten Kölner der Borussia mit hohem Einsatz schwer. FC-Ultras hatten die Kölner Profis am Freitag bei der Abfahrt nach Mönchengladbach mit Pyrotechnik auf das Derby eingestimmt.

Dabei kam es zu einem Vorfall, den der FC am Samstag bedauerte. Dominick Drexler, der am Samstag zunächst nur auf der Bank saß, war laut „Bild“-Zeitung auf einem Video zu hören, wie er sich abfällig über FC-Fans äußerte. Er wolle sich bei den FC-Anhängern „aufrichtig und von Herzen entschuldigen“, sagte Drexler später.

Auf dem Platz in Gladbach ließen die FC-Profis dies und das Pokal-Aus hinter sich. Mit viel Leidenschaft bekämpften die Kölner ohne mehrere verletzte Stammspieler die Borussia. Ein übler Abspielfehler des schwachen Stefan Lainer ermöglichte Rexhbecaj zu Beginn der zweiten Halbzeit erneut ein frühes Tor. Gladbach-Coach Rose reagierte und brachte in Marcus Thuram und Jonas Hofmann für die enttäuschenden Hannes Wolf und Patrick Herrmann zwei Stammkräfte für den Angriff. Die Borussia drückte weiter, blieb aber erfolglos.