Leere Ränge im Borussia-Park: Mit einem knappen 2:1 sicherten sich die Hausherren den Derby-Sieg. Foto: Team2/TEAM2

Borussia Mönchengladbach gewinnt das Geister-Derby gegen Köln - und feiert anschließend mit 500 unaufhaltsamem Fans.

Mönchengladbach - Nach dem merkwürdigsten Erfolg der Klubgeschichte stapften die Spieler von Borussia Mönchengladbach zu den 500 treuen Fans, die nach dem ersten Geisterspiel der Fußball-Bundesliga hinter der verwaisten Nordkurve mit Leuchtraketen den Derbysieg feierten. „Das war Gänsehaut. Da weiß man, wofür man Fußball spielt“, sagte Weltmeister Christoph Kramer über die skurrile Party nach dem 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln - und fühlte sich an eine Meisterfeier erinnert. Stürmer Marcus Thuram hatte sogar wie gewohnt die Eckfahne mitgenommen.

„Ich finde es beachtenswert, dass sich so viele Leute im Regen hinter die Nordkurve stellen und feiern. Wir sind froh, dass wir solche Fans haben“, sagte Kramer bei Sky. Die unaufhaltsamen Anhänger hatten die Mannschaft schon vor dem Anpfiff mit Sprechchören empfangen und wurden später durch den Treffer von Breel Embolo (32.) und ein Eigentor von Jorge Mere (70.) für ihr Ausharren belohnt. Der Kölner Anschluss durch den starken Mark Uth (80.) kam zu spät.

Gespenstische Stille

Vorausgegangen war ein freudloser Kick in gespenstischer Stille, die lange Zeit mäßige Darbietung beider Teams passte zur unwürdigen Atmosphäre. Die drei Punkte gingen aber wie im Hinspiel an die Borussia, die so wieder einen Champions-League-Platz eroberte. „Es hatte etwas von Freundschaftsspielcharakter. Es war erwartet skurril“, sagte FC-Geschäftsführer Horst Heldt bei Sky.

Sogar Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte kaum Spaß an dem Spiel. „Irgendwas hat gefehlt, und zwar massiv. Das ist beängstigend. Mit Fußball hat das nichts zu tun. Es war schwierig, sich zu konzentrieren“, sagte der Unparteiische, der die Begegnung nach einem verfrühten Pfiff sogar ein zweites Mal anpfeifen musste. Es war der Beginn einer seltsamen Darbietung. Die Anweisungen der Trainer waren auf der Tribüne ebenso zu verstehen wie die Rufe der Spieler.

Uth verpasst den Ausgleich

„Die Mannschaft, die sich besser darauf einstellt, wird einen Vorteil haben“, erklärte FC-Trainer Markus Gisdol. Die Begegnung blieb aber insgesamt auf einem mäßigen Niveau. Die Gladbacher waren dann zumindest effektiv. Nach der bis dahin schönsten Kombination über Tobias Strobl, Oscar Wendt und Patrick Herrmann traf Embolo zur schmeichelhaften Pausenführung.

Das Eigentor von Mere nach Flanke von Embolo passte nach der Pause ins Bild. Erst nach dem Kölner Anschlusstreffer erhielt das Spiel eine gewisse Würze - abermals Uth (90.+3) vergab aus kurzer Distanz den Ausgleich. Wenig später begann hinter die Nordkurve die große Party. „Jetzt wissen wir noch mehr, wie wichtig Fans für den Fußball sind“, sagte Marco Rose.