Die Fans von Borussia Dortund fielen im Spiel bei der TSG Hoffenheim negativ auf. Foto: dpa

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verhandelt am Freitag gegen Borussia Dortmund. Grund sind die Beleidigungen gegen Mehrheitseigner Dietmar Hopp von der TSG Hoffenheim.

Frankfurt/Main - Dietmar Hopp im Fadenkreuz, Dutzende Verletzte in Dortmund, illegales Feuerwerk in Wiesbaden, ein Warnschuss (!) in Rostock: Die Straftaten von Fußballchaoten nehmen ein bedrohliches Ausmaß an. Am Freitag (11.30 Uhr) wird sich das DFB-Sportgericht zunächst mit den Anfeindungen gegen den Mehrheitseigner der TSG Hoffenheim befassen - es ist der Auftakt zu etlichen Verfahren, in denen auch die Kollektivstrafe wieder zum Thema werden dürfte.

„Ich würde mir wünschen, dass es solche Verhandlungen nicht geben muss“, sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann: „Ich habe schon oft gesagt, dass so etwas nicht tolerierbar ist, unabhängig von der Person Dietmar Hopp - egal, ob im Stadion oder außerhalb. Ich kann auch nicht mit dem Bild eines Passanten im Fadenkreuz durch die Stadt laufen - und dann geht es im Stadion eben auch nicht.“

Der Tiefpunkt war ein riesiges Banner

Hopp war während des Spiels der TSG gegen Borussia Dortmund am 22. September (1:1) aus dem BVB-Block massiv beleidigt worden. Der Tiefpunkt war ein riesiges Banner, auf dem das Gesicht des 78-Jährigen in einem roten Fadenkreuz zu sehen war. Die TSG-Geschäftsführer sprachen von einem Mordaufruf gegen den ehemaligen Mäzen, der seit Jahren in etlichen Stadien angefeindet wird. „Die müssen jetzt mal den Mut haben durchzugreifen. Ich hoffe darauf. Wenn nicht, weiß ich nicht, wo es mit dem deutschen Fußball hingeht“, sagte Hopp, der zudem Strafanzeigen angekündigt hatte, mit Blick auf die Verhandlung der Bild-Zeitung.

Die BVB-Fans, für die der Klub haftet, sind Wiederholungstäter. Die Dortmunder Südtribüne war im Februar 2017 in einem recht ähnlichen Fall schon einmal gesperrt worden. Kollektivstrafen werden vom Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwar momentan nicht mehr beantragt. Das DFB-Präsidium, das sich am 7. Dezember erneut mit der Thematik befasst, will das auch als Zeichen an die aufgebrachten Fans verstanden wissen.

Blocksperren und Geisterspiele drohen

Die Frage ist aber, ob das (unabhängige) Sportgericht angesichts der massiven Verfehlungen in den vergangenen Wochen noch um Blocksperren und Geisterspiele herumkommt. „Was sollen sie machen?“, fragte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke im ZDF-Sportstudio: „Jetzt, wo es ein bisschen spannend ist in der Bundesliga, sollen sie uns Punkte abziehen? Das ist ja unfassbar. Das ist keine Lösung.“ Die Einzeltäter hingegen „müssen wir mit aller Härte zur Rechenschaft ziehen“.

Doch sind es längst keine Einzeltäter mehr. Beim 2:2 des BVB gegen Hertha BSC war es am Wochenende zu Gewaltexzessen gekommen. Nach einem Polizeieinsatz prügelten sich etliche Hertha-Anhänger mit der Polizei, es gab 45 verletzte Personen. Rund um das Pokalspiel des 1. FC Nürnberg bei Hansa Rostock (4:2 i. E.) hatten sich 330 Nürnberger Fans gewalttätige Auseinandersetzungen mit rund 50 Hansa-Anhängern geliefert. Die Polizei gab einen Warnschuss ab. In Wiesbaden brannten die Fans des Hamburger SV massiv Pyrotechnik ab. Das Spiel, das Hamburg 3:0 gewann, stand kurz vor dem Abbruch.