Bei einem Bootsunglück kamen mehr als 100 Menschen ums Leben (Symbolbild). Foto: ANSA

Vor der libyschen Küste ist ein Flüchtlingsboot mit mehr als 100 Menschen an Bord verunglückt. Nur wenige Menschen konnten gerettet werden. Doch es werden schon Vorwürfe laut.

Rom - Bei einem Bootsunglück 50 Seemeilen vor der libyschen Küste sind möglicherweise mehr als 100 Flüchtlinge ums Leben gekommen. Die italienische Küstenwache rettete an der Unglücksstelle eigenen Angaben vom Samstag zufolge drei Überlebende. Nach ihrer Ankunft auf der italienischen Insel Lampedusa sagten die beiden Sudanesen und ein Mann aus Ghana nach Angaben des italienischen Sprechers der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Flavio Di Giacomo, auf dem Schlauchboot hätten sich insgesamt 120 Menschen befunden. Unter den Vermissten sind demnach zehn Frauen, darunter eine Schwangere, ein Kleinkind und ein Säugling.

Das Schlauchboot war Donnerstagnacht vom Hafen Garabulli östlich von Tripolis aus gestartet. Nach zehn Stunden auf See begann das Boot den Überlebenden zufolge zu sinken. Drei Stunden später wurden sie von einem Patrouillenflugzeug der italienischen Marine entdeckt und anschließend vom Hubschrauber eines Schiffs der italienischen Marine gerettet. Die libysche Küstenwache beauftragte einen liberianischen Frachter und ein italienisches Schiff, das sich 110 Seemeilen vom Unglücksort entfernt befand, mit der Suche nach Überlebenden.

Vorwürfe werden laut

Auf Vorwürfe der deutschen Seenotrettungsorganisation Sea Watch, nicht eingegriffen zu haben, reagierte die italienische Küstenwache mit dem Hinweis, die Rettungsaktion sei von der libyschen Küstenwache koordiniert worden. Dabei seien keine Überreste des Schlauchboots gefunden worden. Seit Libyen eine eigene Seenotrettungszone (SAR) vor der eigenen Küste ausgewiesen hat, ist offiziell die von der Europäischen Union finanziell unterstützte libysche Küstenwache für Rettungsaktionen zuständig.

Schiffe mit im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen dürfen seit Monaten nicht mehr europäische Häfen anfahren. In den vergangenen Tagen waren nach mehreren Bootsunglücken 25 Leichen von Flüchtlingen an die libysche Küste gespült worden.