Die Industrie – hier das Daimler-Werk in Mettingen – ist hoch zufrieden. Foto: Horst Rudel

Der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer zeichnet ein geradezu euphorisches Bild. Allerdings gibt es auch Probleme.

Esslingen - Aus konjunktureller Sicht konnte das Jahr 2018 nicht besser beginnen.“ Ein solcher Satz zum Auftakt eines Konjunkturberichts der Industrie und Handelsbezirkskammer Esslingen-Nürtingen lässt natürlich aufhorchen. Zwar hat man sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass sich die Konjunktur im Landkreis analog zum Bundestrend positiv entwickelt hat. Doch derart euphorisch hat es selten geklungen: „Getragen von guten Auftragszahlen, hohen Umsätzen sowie steigenden Erträgen hält der Höhenflug der Wirtschaft im Landkreis Esslingen unverändert an“, heißt es da weiter.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Theorie der Konjunkturzyklen mit ihren wiederkehrenden, wellenförmigen Verläufen aus guten und schwächeren Konjunkturphasen „scheinbar ihre Gültigkeit verliert“. Die Wirtschaft sei jedenfalls offensichtlich „fest gewillt, den Erfolgskurs auch in Zukunft beizubehalten“.

Internationale Herausforderungen müssen gemeistert werden

Damit dies gelinge, müssten allerdings die Herausforderungen im nationalen und internationalen Umfeld gemeistert werden. Denn trotz der wirklich guten Konjunkturaussichten würden die „Folgen des Brexit, die launenhafte Wirtschaftspolitik Donald Trumps sowie die geopolitischen Konflikte im Nahen Osten und Nordkorea ernste, nicht kalkulierbare Risiken bergen“. Auf nationaler Ebene entwickele sich der Fachkräftemangel zunehmend zur „gewichtigen Expansionsbremse“.

Zugpferd der positiven Konjunkturentwicklung im Landkreis sei und bleibe die Industrie. Aktuell beurteilen rund 70 Prozent die Geschäfte als gut, immerhin 25 Prozent sind damit zufrieden und lediglich fünf Prozent melden schlechte Geschäfte. Dies sei ein Spitzenwert, der seinen Grund vor allem in den herausragenden Exportzahlen habe. Allerdings sei auch die Inlandsnachfrage stabil. Rekordverdächtig sei dabei auch die Kapazitätsauslastung. Lag sie 2017 bei 90 Prozent, so sei sie im ersten Quartal 2018 noch einmal um ein auf 91 Prozent gestiegen.

Die Situation soll sich noch weiter verbessern

Entsprechend optimistisch schauen die Unternehmen in die Zukunft. 59 Prozent von ihnen erwarten 2018 gute Geschäfte, 38 Prozent gehen sogar davon aus, dass sich die Situation noch weiter verbessert. Lediglich drei Prozent der Befragten rechnen mit einem schlechten Geschäftsjahr. 43 Prozent aller Unternehmer wollen zusätzliches Personal einstellen.

Sie stoßen dabei aber immer mehr an Grenzen. Denn noch besser wären die Perspektiven, gäbe es ausreichend Fachpersonal. Für fast zwei Drittel der Unternehmen ist der Personalengpass mittlerweile das größte Problem. Zum Vergleich: vor fünf Jahren hatte nur jedes dritte Unternehmen im Kreis über Fachkräftemangel geklagt. Und die Zukunftsaussichten in diesem Bereich seien alles andere als rosig: Immer mehr Ausbildungsplätze blieben leer – trotz hoher Attraktivität durch betriebliche Fortbildungs- und Aufstiegschancen für alle Schulabsolventen.

Im Handel sieht es nicht ganz so gut aus. Aber auch hier war zum Jahresende ein Aufwind zu spüren. 43 Prozent der Händler berichten von guten Geschäften, 54 Prozent von ihnen sind mit den Umsätzen zufrieden, 35 Prozent der Handelstreibenden gehen davon aus, dass es in diesem Jahr sogar noch besser wird. Dabei sind Grossisten deutlich optimistischer als die Einzelhändler im Landkreis Esslingen.