Der Bonus-Markt an der Laustraße ist ein Sorgenkind. Der Sonnenberg-Verein setzt sich engagiert für den Erhalt der Filiale ein. Foto: Archiv Müller

Die Probleme um den Bonus-Markt in Sonnenberg sind Thema im Bezirksbeirat gewesen. Der Vertrag für den Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe läuft noch bis Ende November, eine Lösung ist noch nicht gefunden.

Sonnenberg - Die Tage sind gezählt. Der Vertrag für den Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe läuft noch bis Ende November. Danach ist Schluss. Um die Filiale in Sonnenberg – die kleinste von derzeit noch zwölf Geschäften in ganz Stuttgart – ist es ebenfalls alles andere als gut bestellt (wir berichteten wiederholt). In der Bezirksbeiratssitzung am Mittwochabend haben die Lokalpolitiker mit Manfred Kaul, dem Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration (SBR), dem Betreiber der Bonus-Märkte, und Stephan Bischoff, dem Vorsitzenden des Sonnenberg-Vereins, über die Zukunft der Filiale an der Laustraße gesprochen.

Monatliches Minus höher als die Mietausgaben

„Wir tun uns immer schwerer, kleine Märkte zu betreiben“, sagte Kaul. Die Filiale in Sonnenberg sei sogar so klein, dass der Kooperationspartner Rewe sie nicht einmal direkt anfährt, sondern die Waren von den Mitarbeiterin angekarrt werden müssen. Als Grund für die Misere nennt der Chef der Bonusmärkte die Kürzungen durch die Bundesregierung. Sie habe die Gelder für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen zurückgefahren und die Bedingungen für den Einsatz enger gefasst.

Für die Sitzung hatte der SBR-Chef nur eingeschränkt gute Nachrichten im Gepäck. „Die Umsätze in Sonnenberg sind steigend“, sagte er. Vor einigen Wochen habe er eine qualifizierte Mitarbeiterin neu eingestellt. Dennoch nahm Kaul kein Blatt vor den Mund und betonte einmal mehr, wie ernst die Lage nach wie vor ist: „Wir sind jedoch weit, weit davon entfernt von dem, was wir brauchen.“ Das monatliche Minus sei höher als die Mietausgaben. Schon im kommenden Jahr würde die SBR die Kosten erneut nicht decken können. Benötigt würde eine langfristige Lösung. „Nur, weil sich der Sonnenberg-Verein so vehement für den Laden einsetzt, sind wir bereit, an unsere Grenzen zu gehen“, sagte Kaul. Das Engagement des Bürgervereins war in den vergangenen Wochen groß. Unter den Bürgern wurden Umfragen verteilt. Darüber hinaus hat der Vorstand zu Spenden aufgerufen. „Wir haben sehr viele Zuschriften bekommen“, sagte Bischoff und ergänzte: „Das zeigt, dass das Thema die Menschen umtreibt.“

Der Markt benötigt eine Grundsanierung

Die Befürchtung vieler Sonnenberger sei die, dass wenn es Bonus nicht schaffe, sich auch kein anderer Markt am Ort halten könne. CDU-Bezirksbeirat Matthias Scheible, der in Sonnenberg wohnt, wollte wissen, in welchem Rahmen sich die Bezuschussung bewegen sollte. Das Defizit aus dem laufenden Betrieb betrage, so Kaul, 15 000 Euro. Zugleich machte er auf einen Investitionsstau aufmerksam. „Eigentlich müsste der Markt auch von Grund auf saniert werden.“

Handlungsbedarf sieht Bernd Eppinger von der FDP vor allem auch im äußeren Erscheinungsbild. „Könnte man diesbezüglich nicht einmal mit dem Eigentümer sprechen“, fragte er. Kaul gab zu bedenken, dass sich Investitionen des Eigentümers in erhöhten Mieten niederschlagen könnten. Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann, der die große Spendenbereitschaft „als sehr erfreulich“ bezeichnete, sagte zu, dass er auf den Vermieter zugehen wolle.

Die Meinungen um den Bonus-Markt gehen auseinander

Die Grünen-Bezirksbeirätin Christine Dietenmaier berichtete, dass sie als Sonnenbergerin das Auf und Ab um die Filiale hautnah miterlebe. „Es gibt zum Bonus-Markt jedoch vollkommen unterschiedliche Meinungen“, sagte sie und riet dem Sonnenberg-Verein, sich trotz allem rechtzeitig über Alternativen Gedanken zu machen – für den Fall, dass sich die Filiale tatsächlich nicht halten lässt. Ingrid Schulte von den Sozialdemokraten und Möhringer Delegierte des Stadtseniorenrats, betonte, wie wichtig ein Lebensmittelladen vor Ort gerade für die älteren Bürger ist.

Für einen neues Fünkchen Hoffnung, dass die Nahversorgung erhalten bleiben könnte, sorgten jüngst die Stadträte im Wirtschaftsausschuss. In nicht öffentlicher Sitzung stimmten sie zwar gegen eine besondere finanzielle Unterstützung für die kleineren Filialen der Bonus-Märkte. Dennoch sprachen sie sich für ein Gutachten zur Nahversorgung aus, das in den einzelnen Stadtteilen angegangen werden soll. Dieses soll unter anderem klären, ob für die Nahversorgung auch mobile Lösungen denkbar wären.