Dem geplanten Nachmieter der Ladenfläche wird vom Eigentümer ein anderes Objekt angeboten. Foto: Rebecca Stahlberg

Der Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe schließt, die Gegenwehr ist groß: Bei einer Unterschriftenaktion haben fast 1000 Bürger unterzeichnet, die Grötzinger-Stiftung bietet eine 15 000-Euro-Spende an. Der Eigentümer bemüht sich nun um eine Lösung.

Rohr - Wenn man von schlechtem Timing reden kann, dann in diesem Fall: Nachdem bekannt wurde, dass der Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe schließen soll, ist Carmen Maier-Pedemonte in Aktion getreten. Sie hat Unterschriften gegen die Schließung gesammelt und ist zusammen mit ihrem Mann Rudi Maier an Heinz Grötzinger herangetreten, der gemeinsam mit seiner Frau Ursula die Grötzinger-Stiftung betreibt. Diese haben sich bereit erklärt, 15 000 Euro zu spenden, damit der Bonus-Markt zumindest für 15 weitere Monate betrieben werden kann.

Entscheidung liegt beim Nachmieter

„Ich hätte das Angebot sehr gerne wahrgenommen“, sagt Manfred Kaul, der Geschäftsführer der Stuttgarter gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration GmbH (SBR), die Träger der Bonus-Märkte ist. Leider sei es dafür aber zu spät gewesen. „Im Gespräch mit dem Eigentümer Herrn Elsässer teilte dieser mir mit, dass er dem Nachmieter bereits seine verbindliche Zusage gegeben habe“, berichtet Kaul. „Schade, aber so ist es jetzt nun einmal.“

Aktuell scheint sich nun aber ein Hoffnungsschimmer aufzutun: Gerhard Elsässer bestätigt die Aussage Kauls und betont: „Wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich es auch.“ Dennoch sei er bereit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und nach einer Alternative zu suchen. „Ich werde dem Nachmieter ein anderes Objekt anbieten“, kündigt er an. Sollte dieser zustimmen, könne er sich vorstellen, den Mietvertrag mit Bonus zu verlängern. Das große Engagement der Bürger habe ihn beeindruckt. Und: „Ich will kein Unmensch sein.“ Es gebe also noch ein Fünkchen Hoffnung. Zu groß solle diese aber nicht sein, dämpft der 85-Jährige die Erwartungen. Denn die Entscheidung liege jetzt beim Nachmieter und er könne diesen schließlich zu nichts zwingen. Man müsse diesem zudem etwas Zeit geben.

Spendenangebot bleibt aufrecht erhalten

Carmen Maier-Pedemonte zeigt sich indes sehr erfreut über die neue Entwicklung. Sie habe viel Herzblut in ihre Aktion gesteckt. „Fast 1000 Leute haben unterschrieben“, sagt sie. Sie sei überrascht und auch enttäuscht gewesen, als sie aus der Presse erfahren habe, dass der Markt nun doch endgültig schließe und von ihren Bemühungen sowie dem Spendenangebot nichts erwähnt worden sei. Nun hoffe sie auf ein positives Ergebnis.

Auch das Ehepaar Grötzinger äußert sein Wohlwollen: „Wir halten selbstverständlich unser Spendenangebot aufrecht“, sagt Ursula Grötzinger. Sollte mit dem Eigentümer und Bonus eine Lösung gefunden werden, werde man die angebotenen 15 000 Euro weiterhin zur Verfügung stellen. „Es geht uns aber nicht nur darum, dass der Bonus-Markt für 15 weitere Monate betrieben werden kann“, verdeutlicht sie. „Wir spekulieren auf eine Gesetzesänderung im Zuge der neuen Regierung“, erklärt sie. Sie bezieht sich damit auf die vorgenommene Änderung in den Förderregeln der Bundesagentur für Arbeit. In dieser liegt auch der Grund, weshalb Kaul mit seinen Bonus-Märkten in die Bredouille geraten ist.

Verschärfte Bedingungen für den Bonus-Markt

Da die finanzielle Förderung der Langzeitarbeitslosen, die als Wiedereingliederungsmaßnahme in den Bonus-Märkten beschäftigt werden, reduziert wurde, gerät das ganze Bonus-Konzept in die Schieflage. Dieses sieht vor, dass in Gegenden, in denen sich für normale Lebensmittelmärkte das Geschäft nicht rechnet, Bonus-Märkte eröffnen und die Nahversorgungslücken schließen. Zudem werden Langzeitarbeitslose beschäftigt und wieder fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht. Bisher konnten umsatzmäßig schlecht laufende Märkte mit Hilfe der gut laufenden ausgeglichen werden. Unter den neuen verschärften Bedingungen sei dies nun nicht mehr möglich, dies hatte Manfred Kaul mehrfach betont.

Die Freien Wähler werden in der kommenden Sitzung des Bezirksbeirats am 12. November einen Antrag stellen. Neben der allgemeinen Aufforderung an die Stadt, ein Konzept zur nachhaltigen Versorgung für den täglichen Bedarf der Bevölkerung in den jeweiligen Stadtteilen von Vaihingen zu erarbeiten, enthält der Antrag die konkrete Forderung, Sofortmaßnahmen zu beschließen, damit die Schließung des Bonus-Marktes verhindert werden kann. Die jüngsten Entwicklungen nahm der Freie-Wähler-Bezirksbeirat Konrad Ruf erfreut zur Kenntnis: „Ich habe die Hoffnung, dass sich noch etwas bewegen lässt.“