Ein Kunde moniert, dass die Einkaufswagen zu klein für Sprudelkästen seine. Plastikflaschen in Sechserpacks finden Platz, arg viel mehr darf es dann aber nicht mehr sein. Foto: Sägesser

Seit bekannt ist,m dass der Sozialladen das Jahr 2014 wohl nicht überdauert, wächst die Sorge der Menschen. Stammkunden fühlen sich verschaukelt, da es angeblich nicht an abwandernder Kundschaft liegt.

Birkach - Barbara Weber aus Birkach versteht die Welt nicht mehr. Der Umsatz im Bonus-Markt an der Welfenstraße stimmt, vor allem die Bio-Artikel seien begehrt, teilte das Unternehmen jüngst mit. Trotzdem soll der Laden im nächsten Jahr schließen. Für Barbara Weber widerspricht sich das. „Das ist doch ein Witz, ich fühle mich etwas verschaukelt.“ Deshalb hat die 53-jährige Frau kritische Briefe geschrieben: an den Bonus-Geschäftsführer, zwei Stadträte und unsere Zeitung.

Der Bonus-Markt ist die erste Adresse für Barbara Weber, wenn sie etwa Mehl, Nudeln oder Bananen braucht. „Die haben einfach ein gutes Sortiment“, sagt sie. Im Bonus stehen in den Regalen Produkte, die sie beim benachbarten Penny nicht findet, wie sie sagt. In dem Discounter an der Birkheckenstraße fühlt sie sich ohnehin nicht wohl. Sollte der Bonus nächstes Jahr tatsächlich seine Ladentüren für immer schließen, gibt es für Barbara Weber nur eine Konsequenz: Sie wird wieder nach Degerloch fahren, um ihren Kühlschrank zu füllen. So wie in der Zeit, als es den Bonus-Markt noch nicht gab.

Die SBR zieht die Reißleine

Der Bonus hat 2011 eröffnet. Er ist kein Laden wie andere. Zur Geschäftsidee gehört, dass er Langzeitarbeitslose beschäftigt und dass er an Orten Filialen aufmacht, die andere Supermärkte nicht mehr als lukrativ einschätzen.

In Birkach hat der Bonus das Loch gestopft, das der Tengelmann mit seinem Weggang 2010 gerissen hatte. Weil der Penny-Markt seine Fläche und sein Sortiment nächstes Jahr am Standort Birkach erweitern will, rechnet die gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration (SBR), der Träger der Bonus-Märkte, mit Umsatzeinbußen – und zieht die Reißleine.

Viel zu schnell, wie Barbara Weber und andere Birkacher meinen. Angela Müllerleile zum Beispiel. Die 76-jährige Frau kauft wie Barbara Weber fast nur in dem Sozialladen ein; sie ist so etwas wie ein Bonus-Fan. Mehrmals in der Woche macht sie sich zu Fuß auf den Weg an die Welfenstraße. Der Discounter ein paar Schritte weiter ist für sie keine Alternative. Denn im Bonus findet sie zum Beispiel eine besondere Pralinenschachtel, wenn sie ein Mitbringsel für jemanden sucht, erzählt sie. „Ich finde den Bonus ausgezeichnet.“

Ärger über zu kleine Einkaufwagen

Dass es ihn bald nicht mehr geben soll, ärgert Angela Müllerleile. Ihren Nachbarn gehe es ebenso. „Die schimpfen alle. Ich verstehe nicht, warum bei uns alles zumachen muss“, sagt sie und meint damit auch die Schlecker-Pleite, die Birkach getroffen hat wie viele andere Orte. Seit März 2012 gibt es keine Drogerie mehr im Flecken.

Um das Ladensterben nach Möglichkeit zu verhindern, kauft Alexander Fischer aus Schönberg aus Überzeugung in Birkach ein, sei es beim Metzger, beim Bäcker oder beim Schreibwarengeschäft, wie der 48-Jährige sagt. „Das unterstütze ich ausdrücklich.“ Sein Verhältnis zum Bonus-Markt ist indes zwiespältig. Er und seine Frau sind dort Stammkunden. Doch sie mögen den Laden nicht sonderlich, wie Alexander Fischer durchblicken lässt. Ein Grund seien die Einkaufswagen. „Die sind eine Katastrophe“, sagt er. „So was habe ich noch nie gesehen.“ Die Wagen seien zu klein für einen Kasten Sprudel. Weil das Paar keine Lust hat, die Kästen durch den Laden zu schleppen, „kaufen wir Wasser eben generell woanders“, sagt Alexander Fischer.

Noch ärgerlicher findet der Schönberger, dass er oft Produkte in den Regalen vermisst. „Das ist am gravierendsten“, sagt er, „wenn Milch, Butter oder Eier fehlen.“ Kunden, die dem Bonus den Rücken kehren, versteht er. „Da ist der Bonus selbst schuld dran.“

Barbara Weber, die Kundin aus Birkach, kann diese Kritik nachvollziehen. „Man könnte aus dem Laden mehr rausholen“, sagt sie. Doch an abwandernder Kundschaft liegt es ja angeblich nicht, dass der Bonus nächstes Jahr schließen wird. Und das ist genau der Punkt, den Barbara Weber nicht versteht – und der sie wütend macht.