Das Deutschlandticket soll bisher nur für Beschäftigte der städtischen Kernverwaltung, der Eigenbetriebe und des Klinikums kostenlos sein. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) überraschte mit der Idee eines kostenlosen ÖPNV-Tickets für städtische Beschäftigte. Dem Linksbündnis geht sie nicht weit genug.

Das Linksbündnis im Stuttgarter Gemeinderat will das von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) angekündigte kostenfreie Deutschlandticket auf die Belegschaft von mehr städtischen Töchter ausgeweitet sehen als bisher geplant ist. Es fordert in einem Antrag, dass auch Mitarbeitende von Beteiligungsunternehmen wie der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Stadtwerke, Hafen sowie die in Stuttgart tätigen Erzieherinnen und Erzieher der Freien Träger in den Genuss des kostenlosen ÖPNV-Tickets kommen. Stadtrat Luigi Pantisano (Linke) sprach sich außerdem dafür aus, dass das Ticket dauerhaft kostenlos bleibt, „und nicht nur für ein paar Monate.“ Eine inflationsbedingte Erhöhung des 49-Euro-Zuschusses dürfe also den Beschäftigten nicht zum Nachteil gereichen.

OB Nopper hatte im November zur Überraschung von Stadträten sowie Mitgliedern des SSB-Aufsichtsrats und des Vorstands angekündigt, das von Bund und Ländern angekündigte Deutschlandticket für alle Mitarbeitenden der Stadtverwaltung (Ämter und Eigenbetriebe) kostenfrei zur Verfügung stellen zu wollen. Außer diesen rund 16 000 Personen sollen auch die 8000 Beschäftigten des Klinikums den von 28,30 auf 49 Euro erhöhten Zuschuss erhalten. Ziel der Maßnahme ist, qualifiziertes Fachpersonal zu gewinnen und zu binden.

Entscheidung steht noch aus

Im gemeinderätlichen Verwaltungsausschuss kommt die städtische Vorlage voraussichtlich Ende Januar auf die Tagesordnung. Beim Klinikum entscheidet der Verwaltungsrat über die Ausweitung. Insgesamt rechnet die Stadt für 2023 mit Kosten von 13,7 Millionen Euro für das Null-Euro-Ticket. Bund und Länder hatten vor Weihnachten den Weg für das 49-Euro-Ticket geebnet. Angepeilt ist der Start zum April. Ob das klappt, ist aber noch nicht sicher.

Nopper erntete für das Vorhaben bereits Kritik: Die Vorsitzende des Verbands freier unabhängiger Kindertagesstätten Stuttgart (VFUKS), Waltraud Weegmann, hatte ein kostenfreies Ticket für alle in Stuttgart tätigen Erzieherinnen und Erzieher gefordert. Sonst werde eine zusätzliche Konkurrenz zu den freien Trägern geschaffen, die ebenfalls seit Jahren mit dem Problem des Fachkräftemangels zu kämpfen hätten. Luigi Pantisano pflichtete ihr bei: „Der Fachkräftemangel besteht ja nicht nur bei der Stadt Stuttgart, sondern auch in der gesamten Stadt“, sagte er. Neben der Ausweitung des Zuschusses sprach sich die Fraktionsgemeinschaft außerdem dafür aus, im Zuge eines Nachtragshaushalts ein kostenloses Deutschlandticket für alle Bonuscard-Inhaber oder zumindest ein 9-Euro-Ticket für diese zu beschließen. Sie fordert die Stadtverwaltung auf, in einem ersten Schritt die Kosten für beide Varianten zu ermitteln. Mit der Bonuscard können Personen, die finanziell eingeschränkt sind, den Öffentlichen Nahverkehr vergünstigt nutzen. Aktuell kostet ein Sozialticket des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart für Bonuscard-Inhaber für die Tarifzone 1 (Stuttgart) monatlich 37,85 Euro.

Die Stadtverwaltung teilte mit, sie halte an ihrem Antrag eines kostenlosen Deutschlandtickets nur für den darin genannten Personenkreis fest. Dafür werde sie im Gemeinderat eintreten. Zu den weitergehenden Forderungen des Linksbündnissen wollte sie sich auf Anfrage nicht äußern.