Polizisten sichern am Montag im Bahnhof in Bonn Spuren. Zuvor war eine verdächtige Tasche gezielt gesprengt worden. Foto: dpa

Die Polizei hat am Dienstagnachmittag bestätigt, dass im Zusammenhang mit dem Bonner Bombenalarm ein Mann festgenommen wurde. Hatte die Tat einen islamistischen Hintergrund?

Bonn - Nach dem Bombenalarm auf dem Bonner Hauptbahnhof ist ein gebürtiger Somalier aus der Islamistenszene festgenommen worden. Das bestätigten Sicherheitskreise am Dienstag in Berlin. Die Sicherheitsbehörden gehen offenbar von zwei Tätern aus. Laut „Bonner General-Anzeiger“ wurde ein zweiter Verdächtiger in der Nähe einer Rheinbrücke am Rande der Bonner Innenstadt gefasst - eine Bestätigung der Polizei gab es dafür nicht.

Laut „Focus“ wurde der Somalier Omar D. in der Bonner Innenstadt kurz nach 13.30 Uhr festgesetzt. Sicherheitskreise bestätigten der dpa, er sei von Jugendlichen identifiziert worden. Es werde überprüft, um er tatsächlich am Tatort auf dem Bonner Hauptbahnhof war. Dies werde anhand von Telefondaten ermittelt.

Material war "zündfähig"

Am Montag war im Hauptbahnhof Bonn eine verdächtige Tasche entdeckt worden, die mehrere Metallbehälter mit Pulver enthielt, das die Polizei als „zündfähiges Material“ einstufte. Ein Zünder war zunächst nicht gefunden worden. Die Ermittler prüften, ob die Konstruktion hätte explodieren können. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich wollte sich am frühen Abend in Berlin zu dem Fall äußern.

„Man muss die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung abwarten“, sagte ein Polizeisprecher. Nach Informationen von „Spiegel Online“ befanden sich Butangas und Ammoniumnitrat sowie ein Metallrohr, ein Wecker und Batterien in der Tasche. Unmittelbar nach dem Bombenalarm war der Bahnhof für mehrere Stunden gesperrt worden.

Verdächtige sind offenbar polizeibekannt

Omar D. und ein weiterer Verdächtiger seien alte Bekannte der Staatsschützer, schreibt „Spiegel Online“. Bereits im September 2008 waren sie auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn geschnappt worden, nachdem sie nach Amsterdam fliegen wollten. Die Ermittler hätten damals einen Liebesbrief von D. an eine junge Frau als Abschiedsschreiben gewertet. Sie seien davon ausgegangen, dass die Männer in den Heiligen Krieg ziehen wollten. Beide Männer seien aber bald darauf wieder freigelassen worden.

Offenbar spricht einiges dafür, dass die mutmaßlichen Bombenleger aus dem internationalen Dschihadismus kommen. In Sicherheitskreisen wurde vermutet, dass der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt die Ermittlungen übernehmen. Zunächst sagte ein Sprecher aber lediglich: „Wir sind am Informationsaustausch beteiligt.“ Die Ermittler in Karlsruhe können nur in bestimmten Fällen Verfahren an sich ziehen, unter anderem beim Verdacht auf terroristische Gewalttaten.

Wahrscheinlich übernimmt Bundesanwaltschaft die Ermittlungen

Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, erklärte in Berlin, in dem Fall werde „höchstwahrscheinlich“ die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernehmen. Dies sei ein Hinweis auf eine mögliche Gefährdung der inneren Sicherheit. Wendt sprach vom Fund eines „gefährlichen Sprengsatzes“. Dies zeige einmal mehr, „dass wir die Aufmerksamkeit gegenüber terroristischen Gefahren in Deutschland nach wie vor hoch halten müssen“.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, bat die Bevölkerung um Aufmerksamkeit bei verdächtigen Gegenständen. „Wir müssen leider immer wieder damit rechnen, dass so etwas gerade an Bahnhöfen passieren kann“, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. „Deutschland ist nach wie vor ein Angriffsziel von dem ein oder anderen Terroristen.“

Im Sommer 2006 hatten zwei junge Islamisten in Köln zwei in Koffern versteckte Sprengsätze in Regionalzüge gestellt. Weil in den Gasflaschen kein explosionsfähiges Gemisch ist, explodieren die Zeitzünder-Bomben aus Gas und Benzin aber nicht. Im Mai war ein radikaler Salafist bei einer Demonstration gegen die rechtsextreme Splittergruppe „Pro NRW“ in Bonn auf Polizisten losgegangen und hatte zwei von ihnen verletzt. Teile der Salafisten-Bewegung stehen beim Verfassungsschutz im Verdacht, ein Sammelbecken für gewaltbereiten Islamismus zu sein und Verbindungen zu Terrornetzwerken zu pflegen.