Die nigerianische Armee fahndet nach Menschen, die verdächtigt werden, Boko Haram anzugehören. Foto: EPA

Nigerias Armee hat nach eigenen Angaben ein zweites Schulmädchen aus Chibok befreit, das im April 2014 von der Terrorgruppe Boko Haram entführt wurde. Ein Elternverband zweifelt das jedoch an: Der Name des Kindes stehe nicht auf der Liste.

Abuja - Die Eltern der vor zwei Jahren in Chibok entführten Schülerinnen haben Zweifel an Angaben der nigerianischen Armee geäußert, eine der Schülerinnen aus der Gewalt der Terrorgruppe Boko Haram befreit zu haben. Der von einem Armeesprecher genannte Name stehe nicht auf der Vermisstenliste, sagte der Vorsitzende eines Zusammenschlusses der Eltern am Freitag dem britischen Rundfunksender BBC. Zudem sei das befreite Mädchen vermutlich zu jung, um aus Chibok zu stammen. Ein Armeesprecher hatte zuvor erklärt, die Armee habe 97 Frauen und Kinder befreit, unter ihnen eine Schülerin aus Chibok.

Am Mittwoch war erstmals eines der entführten Mädchen wieder aufgetaucht, die nach dem Angriff auf eine Schule im nordöstlichen Bundesstaat Borno vor gut zwei Jahren von den Islamisten verschleppt worden waren. Die 19-jährige Amina Ali Nkeki wurde in der Nähe von Chibok aufgefunden und am Donnerstag vom nigerianischen Präsidenten empfangen.

Mehr als 200 Mädchen vermisst

Bei dem Einsatz in der Waldregion Sambisa seien außerdem 35 Terroristen getötet worden, teilte Militärsprecher Sani Usman in der Nacht zum Freitag mit. Dem Militär zufolge befindet sich das mutmaßliche Chibok-Mädchen derzeit in einem Krankenhaus. Mehr als 200 der damals verschleppten Mädchen werden noch immer vermisst. Boko Haram hatte ihre Zwangskonvertierung und Verheiratung angedroht. Bei den nun befreiten Geiseln soll es sich um Frauen und Kinder handeln.

Bei einem regionalen Sicherheitsgipfels mit internationalen Vertretern hatte Nigerias Präsident Muhammadu Buhari kürzlich erklärt, dass die islamistische Terrormiliz in der Defensive sei. Sie sei aus vielen Teilen ihres früheren Machtbereichs vertrieben worden.

Boko Haram führt im Nordosten Nigerias einen blutigen Feldzug zur Errichtung eines islamischen Staats und bedroht zugleich mehrere weitere afrikanische Länder. Bei Angriffen und Anschlägen in der Region töteten die sunnitischen Fundamentalisten seit 2009 mindestens 14 000 Menschen. Mindestens 2000 Frauen und Mädchen befinden sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in der Gefangenschaft der Extremisten.