Das dreiköpfige Team richtet das Bohrgerät aus. Foto: Fritzsche

In Leinfelden laufen aktuell die Erkundungsbohrungen für den Pfaffensteigtunnel. Wie läuft das ab, und was passiert dabei? Wir haben uns auf der Baustelle umgeschaut.

Minus vier Grad zeigt das Thermometer an, und die Schieber am Bohrgerät sind festgefroren. Gearbeitet wird trotzdem: Das Bohrgerät wird ausgerichtet, der Bohrkern angebracht und in die Führungsschiene gelegt. Vor dem Bohrgerät ragt ein Rohr schräg aus dem Boden: das sogenannte Hüllrohr. In der Tiefe, in der der Boden aus Erde besteht, wird mit einem Hüllrohr gearbeitet, das den Bohrkern schützt. Ist das Bohrgerät bei den Gesteinsschichten angekommen, geht es ohne Hüllrohr weiter. Dann werden sogenannte Rotationsbohrungen mit Wasser gemacht, denn im Gestein kommt man sonst nicht weiter.

 

Hier arbeiten Bohrmeister Andreas Burger-Drossard und seine beiden Kollegen. Seit November sind die drei im Einsatz, auf dieser Fläche direkt am Wald, gleich um die Ecke des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Leinfelden. Die Bohrungen, die hier stattfinden, sind Erkundungsbohrungen für den Pfaffensteigtunnel. Bei den Erkundungsbohrungen geht es darum, herauszufinden, welches Gestein und welche Schichten sich auf den etwa 50 Metern Tiefe befinden, in denen der Tunnel gebohrt werden wird. „Es gibt natürlich bereits geologische Karten über den Untergrund beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg, der prinzipielle Aufbau des Untergrunds ist bekannt“, sagt Thomas Berner, Teamleiter beim Projekt Stuttgart-Ulm der Deutschen Bahn. Bei den Bohrungen gehe es aber darum, das bereits vorhandene Wissen zu bestätigen, zu ergänzen und zu verfeinern. Ist der Tunnel dann einmal im Bau, müssen die Tunnelbauer unten auf 50 Meter Tiefe genau wissen, in welches Gestein sie gerade hineinbohren, damit sie ihre Gerätschaften und ihre Arbeitsweise genau darauf ausrichten können.

So sieht der Inhalt der Bohrkerne aus. Foto: Fritzsche

Die leeren Bohrkerne wollen gefüllt werden

Bohrmeister Andreas Burger-Drossard und seine Kollegen machen sich nun daran, den nächsten Bohrkern in das Gerät einzusetzen, und die Maschine richtig auszurichten. 300 Kilo wiegen Teile des Geräts, Vorsicht ist das oberste Gebot. Die Ladefläche eines kleinen Lasters liegt voller leerer Bohrkerne – die wollen gefüllt werden.

Warum werden die Erkundungsbohrungen ausgerechnet hier gemacht? „Wir schauen uns an, welche Gegenden sich eignen, wo wir gut rankommen können, und wo wir noch weitere Daten brauchen“, erklärt Thomas Berner. „Die Stelle hier sollte eigentlich weiter oben liegen, laut der Koordinaten“, ergänzt Andreas Burger-Drossard, und zeigt auf einen Bereich bei dem Bolzplatz, der zum Spielplatz Etzweide gehört. Darum habe man die Baustelle ein paar Meter verschoben, auf diese städtische Grünfläche. Hier war genügend Platz, um die Baustelle einzurichten und die Bohrungen durchzuführen.

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Die gefüllten Bohrkerne, die die Männer aus dem Bohrgerät herausholen, werden dann von Geologen begutachtet, und die Gesteine klassifiziert, und anschließend eingelagert.

Hier wird eine Schrägbohrung gemacht

Gerade klopfen die Männer einen Bohrkern aus dem Gerät heraus – sie müssen klopfen, damit sich die Erde löst, „würde das Bohrgerät senkrecht stehen und in die Erde hineinbohren, würde die Schwerkraft helfen, und es wäre einfacher“, erklärt Andreas Burger-Drossard. Hier aber wird schräg in den Boden gebohrt, was die Arbeiten komplizierter macht. Warum? „Eine Schrägbohrung ermöglicht, je nach Prognose des geologischen Aufbaus, einen besseren räumlichen Aufschluss des Untergrundes“, erklärt Thomas Berner. Noch etwa drei Wochen, dann werden die Erkundungsbohrungen an dieser Stelle beendet sein.

Wie sieht die Planung für den Pfaffensteigtunnel aus?

Tunnel
 Der Pfaffensteigtunnel soll ab 2026 gebaut werden und den Flughafenhalt von Stuttgart 21 mit der Gäubahn bei Böblingen verbinden. Auf dem Weg vom Flughafen nach Westen geht es unter Leinfelden durch.

Planung
 Der Pfaffensteigtunnel soll Ende 2032 in Betrieb gehen, also spätestens ab dem Jahr 2033 den Flughafen an die Gäubahn anbinden. Der Tunnel soll über rund elf Kilometer verlaufen. Das Planfeststellungsverfahren dazu läuft. Die Strecke verläuft vor allem unter Wald- und Landwirtschaftsflächen. Gebaut werden sollen die beiden eingleisigen Röhren in einer Tiefe von 40 bis 70 Metern vor allem mit großen Vortriebsmaschinen, wie sie auch schon beim Bau des Fildertunnels im Einsatz waren. Eine Milliarde Euro soll der Bau kosten. In Leinfelden-Echterdingen befürchtet man zwar Lärm und Erschütterungen, erhofft sich aber auch eine bessere ÖPNV-Anbindung der Filder.