Der Börsenstart der Digitalfirma Slack in New York war vor kurzem sehr erfolgreich. Foto: dpa/Richard Drew

Immer noch geben an den Finanzmärkten die Zinsen den Takt an und nicht die politischen Risiken, schreibt Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Es gibt auch mal gute Nachrichten für die Deutsche Bank. Zumindest einen Teil des Stresstests der amerikanischen Notenbank hat die US-Tochter des größten deutschen Kreditinstituts locker gemeistert. Ob das dem gebeutelten Aktienkurs allerdings auf die Beine helfen wird, ist zweifelhaft. Nicht nur, weil das überzeugende Konzept von Vorstandschef Christian Sewing noch auf sich warten lässt, sondern auch, weil der Bankensektor insgesamt wegen der anhaltend lockeren Geldpolitik skeptisch beäugt wird.

Ob dies auch für Autoaktien in der nächsten Zeit gelten wird, könnte der „Autogipfel“ zeigen, der am Montagabend in Berlin stattfindet. Auch hier geht es um überzeugende Konzepte. Ob es die Anleger überzeugt, dass Volkswagen über ein neues Werk in der Türkei nachdenkt, muss man mal abwarten – das wird auch von der politischen Entwicklung in dem Land am Bosporus abhängen.

Bundesanleihen mit negativem Zinssatz

Ende der Woche kommt es zum nächsten Gipfeltreffen, dem der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G 20). Hier könnte es zu einer Bewegung im Zollstreit zwischen den USA und China kommen, in welche Richtung auch immer. Vorerst hoffen die Börsianer natürlich auf Entspannung, doch die vergangenen Monate haben gezeigt, dass diese Hoffnung nicht immer erfüllt wurde. Aber allein die Hoffnung hat ausgereicht, um die Börsen in der vergangenen Woche nach oben zu bringen, der S&P-500-Index an der New Yorker Börse hat sogar ein Allzeithoch erreicht. Das ist beachtlich angesichts der politischen Risiken – aber auch verständlich aufgrund der nach wie vor fehlenden Anlagealternativen, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist unter die Marke von minus 0,3 Prozent gerutscht.

Ob und wann die US-Notenbank die Zinsen wie angekündigt wieder senken wird, lässt sich eventuell am Freitag erahnen, wenn die US-Konsumausgaben veröffentlicht werden. In Europa stehen die deutschen (Donnerstag) und europäischen (Freitag) Inflationsdaten auf dem Terminplan. Eine Teuerung unter Markterwartung würde Spekulationen auf eine EZB-Zinssenkung im Juli Nahrung geben.