Beim Blick auf die Kurse an der New Yorker Börse trauten viele Händler ihren Augen nicht. Foto: dpa

In rasantem Tempo ging es an der New Yorker Wall Street am Montag nach unten – die Börsen rund um den Globus folgten. Die Turbulenzen könnten aber schon bald wieder vorbei sein.

Frankfurt - Nach dem drastischen Einbruch der amerikanischen Aktienbörse an der Wall Street sind am Dienstag weltweit die Kurse deutlich nach unten gerutscht. Auch der deutsche Leitindex Dax hatte zum Handelsauftakt schnell bis zu 3,6 Prozent verloren und damit so viel wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Allerdings erholten sich die Bewertungen im Tagesverlauf wieder, am Nachmittag betrug das Minus beim Dax dann nur noch 1,8 Prozent. An der New Yorker Wall Street zeigte das Barometer zum Handelsauftakt auch schon wieder nach oben.

Der US-Leitindex Dow Jones war am Montag um 4,6 Prozent auf 24 346 Punkte eingebrochen. Zeitweise stürzte er um fast 1600 Punkte ab, so viel wie noch nie in seiner Geschichte. Beim Index S&P 500 löste sich innerhalb eines Tages eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar in Luft auf. Das ist mehr als Deutschland in einem Quartal erwirtschaftet. Auch in Asien gingen die Börsen in die Knie. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda versuchte Investoren zu beruhigen und betonte, eine baldige Zinserhöhung sei ausgeschlossen.

Dax immer noch hoch – trotz Verlusten Trotz des deutlichen Abwärtstrends der vergangenen Tage darf man nicht vergessen, dass der aktuelle Dax-Stand von knapp 12 400 Punkten immerhin noch rund sieben Prozent über dem tiefsten Dax-Stand in den vergangenen zwölf Monaten liegt. Viele Privatanleger also könnten immer noch ein Plus erzielt haben und müssen jetzt überlegen, ob Halten oder Verkaufen für sie die bessere Wahl ist.

Die Angst vor steigenden Zinsen Ausgangspunkt dieses „Flash-Crashs“, wie die Börsianer den Absturz bezeichnen, war der amerikanische Aktienmarkt. Dort waren im Verlauf des Montags plötzlich Befürchtungen aufgetaucht, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr die Leitzinsen nicht nur wie bisher erwartet drei Mal, sondern sogar vier Mal erhöhen und dabei auch das Tempo anziehen könnte. Bis auf 1,5 Prozent könnten demnach in diesem Jahr noch die US-Leitzinsen steigen. Höhere Zinsen für „sichere“ Anlagen jedoch sind negativ für Aktien, die immer höheren Kursschwankungen ausgesetzt sind. Schon in ihren Jahresprognosen hatten mehrere Analysten darauf hingewiesen, dass 2018 an den Aktienmärkten von stärkeren Kursschwankungen auszugehen sei. Dies hatte in der vergangenen Woche auch der sogeannten V-Index angezeigt, der eben diese Schwankungen misst.

Trump und die Aktienkurse Hinzu kam, dass viele Experten den US-Markt für „überhitzt“ halten, da der dortige Leitindex Dow Jones seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump immerhin um gut 50 Prozent zugelegt und neue Rekordstände erreicht hat. Trump hat die steigenden Kurse bislang als sein eigenes Werk und als Gradmesser für seine politische Leistung dargestellt. Die Börsenkurse seien seine eigentlichen Meinungsumfragen, twitterte er vor einigen Wochen noch. Barack Obamas Berater Jay Carney twitterte dagegen am Montag: „Wenn Du den Anstieg für Dich reklamierst, gehört Dir auch der Fall.“

Die US-Notenbank und ihr neuer Chef Bereits am Freitag hatte der US-Arbeitsmarktbericht die Stimmung der Anleger kippen lassen. Das trotz boomender Wirtschaft bislang verhaltene Lohnwachstum fiel stärker als erwartet aus, was die Preise stärker steigen lassen könnte als bisher erwartet. Dadurch waren die Spekulationen aufgekommen, dass die US-Notenbank Fed unter ihrem neuen Präsidenten Jerome Powell die Zinsen schneller anheben könnte als die Märkte bereits eingeplant haben. Bis auf 1,5 Prozent könnten die US-Leitzinsen demnach noch in diesem Jahr steigen.

Korrekturen nicht ungewöhnlich Fundamental habe sich am wirtschaftlichen Umfeld nichts geändert, erklärten Analysten am Dienstag. Sowohl die US-Konjunktur als auch die Wirtschaft in Europa sind nach wie vor auf einem soliden Wachstumskurs. In Deutschland sind zudem die Bewertungen der einzelnen Konzerne nicht so stark angestiegen, dass eine drastische Korrektur hierzulande zu erwarten wäre. Es sei schwer vorherzusehen, wielange die Schwächephase am deutschen Markt anhalten werde, kommentierte Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. Grundsätzlich seien solche Korrekturen nichts Ungewöhnliches und er halte an seinen Prognosen fest, die unter anderem vorhersagen, dass der Dax zum Jahresende bei über 14 000 Punkten stehen wird.

Der Computerhandel und Privatanleger Dass dennoch auch der deutsche Leitindex am Dienstag anfangs so stark nachgab, lag vor allem an den computergesteuerten Handelssystemen, die heute weltweit einen großen Teil des Aktienhandels bestimmen. Sobald dort die Zeichen auf Verlust stehen, reagieren die Systeme und sorgen mit weiteren Verkäufen für eine Beschleunigung des Abwärtstrends. Für Privatanleger ist dies auf den ersten Blick verstörend – sie sollten aber in solchen Situationen genau abwägen und erst dann handeln, wenn auch Gründe absehbar wären, warum die Abwärtsbewegung länger anhalten könnte, so Stephan. Spekulativ orientierte Anleger könnte aber auch schon das aktuelle Kursniveau nutzen, um ihre Positionen aufzustocken, meinen Börsianer.

Systeme reagieren automatisch auf Verluste