Die Schmierereien an den Hauswänden der Böblinger Straße kommen auch bei den Jugendräten nicht gut an. Foto: Heike Armbruster

Selbst den Jugendlichen im Süden gehen die Schmierereien an der Böblinger Straße zu weit. Die Jugendräte planen deshalb eine Putzaktion und wollen so Akzeptanz für legale Sprayerflächen schaffen, auf denen kunstvolle Graffiti entstehen können.

S-Süd - An kaum einer Ecke der Böblinger Straße sind sie nicht zu finden: bunte, einfallslose Schmierereien. Als Graffiti könne so etwas nicht gelten, sagten die Jugendräte von Süd in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates. Sie wollen ein Projekt ins Leben rufen, in dem die Hauswände von den aufgesprühten Kritzeleien befreit werden und hoffen so, die Akzeptanz der Anwohner für kunstvoll besprühte Graffitiwände zu gewinnen. Wo diese Flächen stehen könnten, ist noch offen.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Jugendlichen der Verschönerung der Böblinger Straße widmen. Vergangenes Jahr bepflanzte der Jugendrat zwei der Baumbeete am Beginn der Straße nahe des Marienplatzes. Die, das sagen die Jugendlichen selbst, seien mittlerweile zwar ziemlich verkommen. Daraus haben die Jugendräte jedoch gelernt. „Wir wissen, dass wir zuerst Anwohner und Geschäftsleute gewinnen müssen, die zusagen, die Beete später regelmäßig zu pflegen“, sagt die Jugendrätin Felicitas Kellermann. Sobald das gelungen sei, wollen die Jugendräte einen neuen Anlauf in Sachen Urban Gardening starten.

Diskussion, um den Ursprung der Kritzeleien

Bei der Pflanzaktion wollen es die Jugendlichen aber nicht belassen. Der gesamtstädtische Jugendrat hat sich zum Ziel gesetzt, legale Flächen für Graffiti zu schaffen. Für den Süden hatten die Jugendlichen zuerst an den Bauzaun des Caleido und an die Fläche unter der Paulinenbrücke gedacht. Da es aber zu gefährlich gewesen wäre, den Bauzaun des Caleido zu besprühen, weil dieser direkt an der Feinstraße liegt, haben die Jugendräte nicht bei den Bauherren angefragt.

Auf die Umgestaltung der Fläche unterhalb der Paulinenbrücke wollten die Jugendlichen aber nicht warten und hatten deshalb die Idee, an der Böblinger Straße eine Putzaktion mit etwas Schönem zu verbinden. Der FDP-Bezirksbeirat Wolf-Dieter Wieland lobte die Jugendlichen, wies aber darauf hin, dass am linken Lilo-Herrmann-Zentrum an der Böblinger Straße keine Antifa-Schmierereien oder andere Sprühereien zu finden seien. Wieland nannte die Einrichtung ein „subversives Zentrum“, was bei einigen Zuhörern für Irritationen sorgte, zumal er offenbar andeuten wollte, dass Besucher des Zentrums an den Schmierereien beteiligt sein könnten.

„Es stellt sich die Frage, wie die Verantwortlichen des Zentrums das schaffen, dass dort keine Graffiti sind“, erwiderte Jugendrätin Selma Georgi. Dem indirekten Vorwurf des Bezirkbeirats wollte sie sich aber nicht anschließen. „Ich denke auch, dass die Verantwortlichen dort das Interesse haben, dass das aufgeklärt wird“, sagte sie.