Die Böblinger Straße zerschneidet Kaltental. Foto: Leif Piechowski

Seit August gibt es auf der Böblinger Straße Radfahrstreifen. In den ersten Wochen waren die aber zugeparkt. Wie ist die Situation jetzt und wann kommen Verbesserungen für Fußgänger?

Der Verkehrsversuch auf der Böblinger Straße in Stuttgart-Kaltental zeigt aus Sicht des ADFC Stuttgart schon nach wenigen Wochen eine positive Wirkung: „Durch die Einrichtung eines Radstreifens hat sich die Sicherheit der Radfahrenden in diesem Bereich signifikant erhöht“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ein Fahrradpendler, der regelmäßig auf der Strecke unterwegs sei, habe die Überholabstände zwischen Rad und Auto sowohl vor als auch nach der Einrichtung des Pop-up-Radwegs über einen längeren Zeitraum erfasst – und zwar mithilfe des sogenannten Open-Bike-Sensors, einem speziellen Messgerät für unterwegs.

Bevor es die Radstreifen gegeben habe, habe der durchschnittliche Überholabstand nur 75 Zentimeter betragen. Teilweise sei gar mit einem Abstand von weniger als 50 Zentimetern überholt worden. Weil Radfahrer innerorts mit einem Abstand von mindestens 1,50 Meter überholt werden müssen, galt auf der Böblinger Straße schon immer ein weitgehendes Überholverbot. Die Stadt Stuttgart hat dieses später sogar ausgeschildert. Dennoch hätten sich nur wenige Autofahrer daran gehalten, so die Aussage des ADFC.

Radfahrer sind „mit Abstand“ besser unterwegs

Mit der Einrichtung der Radfahrstreifen habe sich der durchschnittliche Überholabstand auf etwa 2,40 Meter eingependelt. Nur noch selten werde der vorgeschriebene Sicherheitsabstand von 1,50 Metern unterschritten. „Das Radfahren ist also nicht nur spürbar, sondern messbar sicherer geworden – Radfahrende sind dort nun „mit Abstand“ besser unterwegs“, schreibt der ADFC. Tobias Willerding, der Kreisvorsitzende des ADFC Stuttgart, ergänzt: Die Maßnahme werde den Radverkehr zwischen der Innenstadt und Vaihingen weiter steigern – ein Ziel, das nicht nur der ADFC, sondern auch die Stadt Stuttgart verfolge. Zwischen 2014 und 2022 habe sich der Radverkehr in Kaltental laut der Fahrradzählstelle in etwa verdoppelt.

Nach diesem positiven Beispiel fordert der ADFC, dass auch an anderen Stellen in der Stadt ähnlich verfahren wird. So könnten seiner Meinung nach zum Beispiel durchgehende Radfahrstreifen auf der Neckarstraße zur Entlastung des Schlossgartens beitragen und Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr verhindern.

Bessere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger gefordert

Kaltental ist seit mehr als vier Jahren offiziell ein Sanierungsgebiet. Mit Geld aus der Stadtkasse und Fördermitteln von Bund und Land sollen städtebauliche Missstände behoben werden. Ein Schwerpunkt dabei ist freilich die Böblinger Straße.

Sie zerschneidet den Ort förmlich, und es gibt nur wenige Querungsmöglichkeiten. Diese Trennung soll überwunden werden. Dazu braucht es eigentlich ein Gesamtkonzept. Bei diesem wäre man aber abhängig von der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Diese beabsichtigt, die Bahnsteige in Kaltental für 80-Meter-Züge zu verlängern. Allerdings ist dafür ein Zeithorizont von 30 Jahren anberaumt.

Das wiederum sprengt den Zeitraum des Sanierungsgebiets. Daher sollen nun kleinere Maßnahmen umgesetzt werden, welche die langfristigen Planungen der SSB nicht konterkarieren. Der Verkehrsbetrieb hat einen Entwurf mit möglichen Querungen vorgelegt. Bei einer Ortsbegehung sind diese mit den Menschen vor Ort diskutiert worden. Nun soll geprüft werden, an welchen Stellen baldige Verbesserungen, finanziert im Rahmen der Stadtteilsanierung, möglich sind.